Aus der Frühgeschichte: A BLUFFER'S GUIDE TO MARK STEWART AND THE MAFFIA. Ein paar mp3s gibt es auf dub.org
Reitz: Die Streicher, die Cellisten, aber noch mehr die Geiger, bekommen arge Schwierigkeiten mit der Wirbelsäule, weil das asymmetrisch ist, eine ganz asymmetrische Haltung ist das. Die eine Hand ist immer hier auf dem Griff. Die haben viel mit Rückenschmerzen zu tun.
Alle Musiker haben irgendwelche Ticks. Man entkommt dem ja auch nicht. Für jedes Instrument gibt es einen eigenen Tick. Die Gitarristen mit ihren Fingernägeln, die eine Höllenangst haben, sich ihre Nägel abzubrechen. Die Flötisten, die immer ihre Lippen anfeuchten. Die Geiger mit ihren großen Exzemen am Hals, die Pianisten mit Furunkeln am Hintern. Jeder hat so etwas. Die Cellisten mit ihrer Hornhaut. Wie die sich ihre Hornhaut an der linken Hand pflegen müssen. Da gibt es bestimmte Hornhautstellen, wenn die ein bißchen Schaden nehmen, dann geht es nicht mehr. Musik funktioniert ja nur durch bestimmte körperliche Deformationen. Es gibt bestimmte Hornhautstellen, es kommt darauf an, wie lang die Fingernägel sind. Wenn man in der Badewanne war, und es löst sich die Hornhaut, eine Katastrophe. Das sind Sachen, die man als Nichtmusiker alle nicht weiß. Und diese Deformationen sind mühselig antrainiert.
Ich habe einen Freund, der ist Zahnarzt. Der hat sich darauf spezialisiert, Zahnprothesen für Trompeter zu machen. Die kommen ja auch irgendwann in das Alter. Der hat sich einen internationalen Ruf damit verschafft, daß er Zahnprothesen für Trompeter anfertigt. Was der mir erzählt über seine Kunden, was die für Probleme damit haben, das ist unglaublich. Ein Zahn, der ein bißchen anders geschliffen wird, und schon kommt der Ton nicht mehr, der reinste Wahnsinn. Der musste das ganz genau studieren: Wo der Ton entsteht zwischen Lippen und Zähnen, wie sich gewisse Hohlräume bilden u.s.w. Das wieder nachzubilden, damit das gleiche Volumen wieder entsteht, dergleiche Andruck, das schafft man kaum. Das sind ja winzigste Unterschiede. Mein Freund hat Experimente angestellt über die Empfindlichkeit des Gebisses. Was kann der Mensch noch zwischen den Zähnen empfinden? Wie dünn muss etwas sein, damit man es beim Biss nicht mehr bemerkt? Das ist bloß ein Hauch. Man empfindet Millimeter-Bruchteile. Man empfindet Größenunterschiede, die unter einem normalen Mikroskop kaum erkennbar seind. Man muss das in My messen.
Ich bewundere Musiker, weil sie in diesen My-Bereichen unglaubliche Sicherheit entwickeln. Ich höre ja bestimmte Dinge gar nicht, zum Beispiel in der Intonierung. Es kommt immer wieder vor, dass Salome sagt: "Ich kann das nicht aushalten, der spielt immer einer Viertelton zu hoch, und das reibt sich mit den anderen Instrumenten." Das ist eine Schulung des Gehörs, die man normalerweise nicht hat. Es ist wirklich fantastisch. Ich habe mich immer gefragt, wie kann man mit dem Finger da hingreifen, auf die Saite, und das ist um den Bruchteil eines Millimeters die richtige Stelle, und das in Läufen, in denen 30 Töne in einer Sekunde vorkommen, und alle stimmen? Woher weiß das die Hand, woher hat das Hirn diese Genauigkeit, wie kann die Muskulatur so genau sein, während ich manchmal Schwierigkeiten habe, beim Nachhausekommen mit dem Schlüssel das Schloss zu finden?
Praschl: Bei Sängern kommt ja noch dazu, dass sie sich selbst über die Knochenleitung hören, und dass, was sie singen, für sie selbst völlig anders klingt als für jeden anderen…
Reitz: Dazu habe ich etwas Interessantes gehört. Sehr viele Sänger erleben, dass sie schlagartig nicht mehr singen können. Jetzt ist man dahinter gekommen, was da passiert. Die bekommen einen Gehörschaden durch die Lautstärke ihrer eigenen Stimme. Beim Operngesang erreicht das im Ohr über 120 Dezibel. Das sind Lautstärken, die übersteigen einen Presslufthammer und ein Düsenflugzeug aus nächster Nähe. Das ist bei Fortissimo-Stellen im Operngesang mit der eigenen Stimme im Ohr der Fall. Das hat man deswegen so lange nicht verstanden, weil man nie über die Wahrnehmung nachdachte, die der Sänger von seiner eigenen Stimme hat. Darauf kommt man ja auch nicht so schnell: Dass Sänger durch ihren eigenen Gesang plötzlich einen Hörschaden bekommen, und dann können sie nicht mehr singen.
Aus einem in der Abschrift 82 Seiten langen Interview, das ich vor Jahren mit Edgar Reitz geführt habe.
die 2002 "neu", "modern", "zeitgemäß" usw. wäre? Was müsste diese Musik haben, was dürfte sie nicht haben? Wie müsste man sie hören, wie dürfte man sie nicht hören?
Vorausgesetzt, es hat noch irgendeinen Sinn, eine solche Frage zu stellen, was eine weitere Frage wäre, und falls nein: warum nicht und seit wann nicht?
Fragte ich mich nach der Lektüre eines Textes mit dem Titel Situationist Symphony, No.1.
Antworten willkommen.
Da könnt Ihr mal reinhören, das ist gut: Mix of the Week. Danke Stefan.
Thomas Moores beglückende Sammlung: Über 9500 Links zur Neuen Musik.
Dort gefunden: John Cage, Indeterminacy, auch so eine Art von Netz.
Im Rolling Stone: The 50 uncoolest records (that we love). Die gefetteten besitze ich oder habe ich mal besessen. Besessenheit is the word.
1. The Carpenters: Live at the Palladium, 1976 2. Andrew W.K.: I Get Wet, 2002 3. Biz Markie: The Biz Never Sleeps, 1989 4. Bread: The Best of Bread, 1972 5. Accept, Balls to the Wall, 1984 6. Freddie and the Dreamers: Freddie and the Dreamers, 1963 7. Neil Diamond: Velvet Gloves and Spit, 1968 8. Weezer: Weezer, 1994 9. The Fifth Dimension: Up, Up and Away, 1967 10. Various Artists: Freedom Rock, 1987 11. Burt Bacharach: Reach Out, 1967 12. Shania Twain: Come On Over, 1997 13. Venom: At War With Satan, 1985 14. Meat Loaf: Bat Out of Hell, 1977 15. The Moog Cookbook: Ye Olde Space Band, 1997 16. Hanson: Middle of Nowhere, 1997 17. John Denver: A Gentle Evening With John Denver, 1975 18. Perrey and Kingsley: The In Sound From Way Out, 1966 19. Supertramp: Breakfast in America, 1979 20. Kris Kross: Totally Krossed Out, 1992 21. Rod Stewart: Blondes Have More Fun, 1978 22. Louvin Brothers: Satan Is Real, 1960 23. The Commodores: Commodores, 1977 24. George Michael: Listen Without Prejudice Vol. 1, 1990 25. Klaatu: Klaatu, 1976 26. Rick Nelson: Ricky, 1957 27. The Beach Boys: Love You, 1977 28. Haircut One Hundred: Pelican West, 1983 29. Johnny Paycheck: She's All I Got, 1971 30. Sparks: Kimono My House, 1974 31. The Knack: Get The Knack, 1979 32. Vince Guaraldi, Greatest Hits, 1962 33. Bay City Rollers: Greatest Hits, 1977 34. Pet Shop Boys: Actually, 1987 35. Johnny Mathis: Greatest Hits, 1962 36. The Monkees: Greatest Hits, 1976 37. Tesla: Five Man Acoustical Jam, 1990 38. The Electric Light Orchestra: A New World Record, 1976 39. Bob Seger: Night Moves, 1976 40. Hank Williams, Sr.: As Luke the Drifter, 1966 41. Barenaked Ladies: Gordon, 1992 42. Joe Meek: The Amazing World of, 1995 43. The Honeys: Collection, 2001 44. America: History: America's Greatest Hits, 1975 45. Cinderella: Long Cold Winter, 1988 46. Graham Gouldman: The Graham Gouldman Thing, 1968 47. Elvis Presley: Clambake, 1967 48. The Proclaimers: Sunshine on Leith, 1988 49. The Bee Gees: Bee Gees 1st, 1967 50. Blue Oyster Cult: Secret Treaties, 1974
gibt es bei Vinyl Lives!
So einen Satz würde ich zwar selber nie schreiben, aber stimmen tut er. Man kann diese Musik aber auch tagsüber beim Arbeiten hören. Oder beim Musikhören. Von Jun Miyake ist bei Tropical Music im vergangenen Jahr das wunderbare Album Mondo Erotica! erschienen und jetzt gerade das ebenso wunderbare Album Innocent Bossa in the mirror. Stylisher Avantgarde-Bossa Nova, Arto Lindsay spielt mit, Peter Scherer und Vinicius Cantuaria.
Zwei Klangproben als mp3s: Aus Mondo Erotica!: hier Aus Innocent Bossa: hier