ein freund, literaturwissenschaftler in jerusalem, versichert mir soeben per e-mail, celans gedichtzeile "denn zweierlei sind jude und natur" (sinngemaess) waere aus einer sehr tiefen abscheu gegen campingurlaub erwachsen.





nachgereicht: hier
  die reine stimme des materials 

  <p> </p>

  <p> <br>

  </p></td>




.... My love for you allows me to pray to the spirit of eternal beauty and tenderness mirrored in your eyes or fling you down under me on that softy belly of yours and fuck you up behind, like a hog riding a sow, glorying in the very stink and sweat that rises from your arse, glorying in the open shape of your upturned dress and white girlish drawers and in the confusion of your flushed cheeks and tangled hair. It allows me to burst into tears of pity and love at some slight word, to tremble with love for you at the sounding of some chord or cadence of music or to lie heads and tails with you feeling your fingers fondling and tickling my ballocks or ....

James Joyce's dirty letters





Buddenbrooks by Thomas Mann: It was just too tedious. There was so much about 19th-century food, I couldn't cope with it. All the family were forever sitting down for large dinners described over five pages. It was interminable.

Anything by Jacques Derrida: When I plunge into the murky depths of Derrida I feel I am drowning ­ I can deal with difficult topics, but Derrida fails to make them interesting, as his writing is completely impenetrable. He purports to be philosophical, but in fact he's perversely obscure

Umfrage im Londoner Independent über worst books.





Virginia Woolf weiß nicht so genau, wie sie mit ihrer Köchin umgehen soll:

She says, "There should be China tea, I think. And sugared ginger." "China tea, m´am? And ginger?" "We´ve not had Vanessa in more than a fortnight. I´d prefer to give her something better than yesterday´s scraps for tea." "China tea and sugared ginger would mean London, they don´t sell that here." "The trains run on the half hour, the buses on the hour. Aren´t there other tings we need in London?" "Oh, there´s always things. It´s just, it´s just half past eleven now, and luncheon is far from finished. Missus Bell comes at four. You said four, didn´t you?" "Yes, and by four o´clock I meant the four o´clock that arrives almost five hours from now, now being exactly eight minutes past eleven. The twelve-thirty would get you to London a few minutes past one. The two-thirty would deposit you back here just after three, quite promptly and safely, with the tea and ginger in hand. Am I miscalculating?" "No," says Nelly. She takes a turnip from the bowl and cuts off ist end with a practiced flick of the knife. So, Virginia thinks, she would like to slit my throat; just so, with an off hand stroke, as if killing me were another of the domestic chores that stand between her and sleep. That is how Nelly would murder, competently and precisely, the way she cooks, following recipes learned so long ago she does not experience them as knowledge at all. At this moment she would gladly cut Virginia´s throat like a turnip because Virginia neglected her own duties and now she, Nelly Boxall, a grown woman, is being punished for serving pears. Why is it so difficult dealing with servants? Virginia´s mother managed beautifully. Why is it so difficult to be firm and kind with Nelly; to command her respect and her love? Virginia knows just how she should enter the kitchen, how her shoulders should be set, how her voice should be motherly but not familiar, something like that of a governess speaking to a beloved child. Oh, let´s have something more than pears, Nelly, Mr. Woolf is in a mood today and I´m afraid pears won´t do nearly enough to sweeten his disposition. It should be so simple. She will give Clarissa Dalloway great skill with servants, a manner that is intricately kind and commanding. Her servants will love her. They will do more than she asks.
Die Passage stammt aus Michael Cunninghams Roman "The Hours", 1998 erschienen, 1999 mit dem Pulitzer und dem Pen Faulkner Award ausgezeichnet, 2002 verfilmt und für weiß Gott wie viele Oscars nominiert. Es ist eine zufällig herausgegriffene, nicht tendenziös ausgewählte Passage, es gibt noch viel schlimmere, aber wie an jeder Passage in diesem Roman, der in mir so viel Vernichtungswut und Verhöhnungslust ausgelöst hat wie seit langem kein Buch mehr, kann man auch an diesen paar Sätzen sehr gut demonstrieren, warum Michael Cunningham nicht nur ein erbärmlicher Schriftsteller, sondern auch ein zweifelhafter Charakter ist.

Die öden, an Derrickepisoden erinnernden Wiederholungen (Tee. Tee? Tee? etc.), die dem Banalen Dignität spendieren sollen. Die dämlichen Klischees über britische Magd- und Herrinnen-Sprache (Missus, ah, der Slang des Verstockten; the two-thirty would deposit you back, ah, der herrische Konjunktiv). Diese Anfänger-Erfindungen darüber, welche Assoziationen in der Psyche empfindsamer Frauen blubbern (sie schneidet Gemüse; ah, wenn sie könnte, würde sie mir die Kehle durchschneiden....); die Assoziationen, die dann zu Anlässen innerer Selbstbezweifelungs-Monologe werden (warum ist es so schwer, mit Dienstpersonal umzugehen?). Und dann, als Tiefpunkt, Cunninghams Erklärung schriftstellerischer Imagination: Virginia Woolf fühlt sich unwohl bei Konfrontationen mit Dienstpersonal - also beschließt sie, ah, dass ihre Romanheldin Mrs. Clarissa Dalloway diese Probleme nicht haben wird.

Es ist viel Elend in diesem Roman. Und keines davon hat mit dem zu tun, das Cunningham zu schildern vorgibt. Der Film, ist mir versichert worden, soll noch mieser sein. Frauen, die tragisch glotzen, in Großaufnahme. Und dieser Frauenversteher-Feminismus, der das Gegenteil von Feminismus ist. Die Frau als armes Bambi, das nicht in Freiheit leben darf und deswegen apart in der Gegend herumleidet. Bambi muss sie bleiben, ach Empfindsamkeit, ach Schmerzensrafinesse, kunsthandwerklich geadelt. Rosenkränze des Leidens, am Ende kommt Ästhetik raus. Auch nur eine Ware.





Nicholson Baker liest aus dem ersten Kapitel von "A Box of Matches" (New York Times, Registrierung erforderlich. Real Player.)





Ice Man by Haruki Murakami, im New Yorker





Reiner Stachs allerorten gerühmte Kafka-Biografie gelesen. Der Rezensenten-Begeisterung schließe ich mich gerne an: gerade, weil mir Kafka, über dessen Leben ich die paar Klischees kannte, die jeder kennt, nach der Lektüre Stachs ungemein zuwider geworden ist - der Mensch, nicht das Werk. Diese elende Felice-Geschichte: eine mit Briefen zur Heirat zu traktieren und dann abzuspringen unter Berufung auf die schriftstellerische Mission; die billigen Retourkutschen, wenn er im Process Felice Bauer zu, Fräulein Bürstner macht. Die gespenstische Szene in einem Hotelzimmer an der böhmischen Grenze: Felice, die gekommen ist, nach allem immer noch, um, einmal, das erste Mal, mit ihm zu schlafen, was 1915 in der Regel etwas anderes bedeutete als heutzutage, und er sitzt da, und tut nichts anderes, als ihr, die mit geschlossenen Augen auf dem Kanapee liegt - vorzulesen. Die Ergebenheit, die doch nur eine Methode des Ausweichens ist. Und so weiter. Stach, der ohne Zweifel Kafka, aber auch die Fakten liebt, erzählt das alles, aus den Akten, aus den Briefen, in einer kaum erträglichen Ausführlichkeit, so dass man, ich jedenfalls, kaum anders kann, als das Gefühl zu haben, hier wird jemandem der Prozess gemacht. Der mildernde Umstand - ist das Werk. Was dann doch, ein paar Stunden lang, ein unangenehmer Gedanke ist.





nicht noch eine nacht hier, ab ins bett jetzt, mandarine von paris weiterlesen, seltsames buch, das seine momente hat, in all dem gehörig peinlichen, und dann wieder schätzt man all das peinliche, diese merkwürdigen passagen über lebensverändernden sex, die man bei madame de beauvoir eigentlich nicht erwartet hat, aber wieso eigentlich nicht, ein sehr schöner feminismus das, in the making sozusagen, man hat oft den eindruck, zu ihrer eigenen verwunderung, selten geworden, diese bücher, bei denen man denkt, beim lesen sähe man dabei zu, wie sie sich gegen ihre eigenen autoren durchsetzen.





Das Blattwerk der Jahre ist braun, dein Haar ist es nicht.

Paul Celan: Mohn und Gedächtnis.