Frage: Sind Sie ein Macher? Herr Thielen: Ja.





Der französische Mensch: Der Beamtensohn, der Herr, Professor und Soziologe, der Franzose, der Südfranzose, der kleinwüchsige Franzose, der Mann mit dem Gesicht eines schlauen Bauern und einer maskulinen, fast groben Aura (dpa, Sonntagszeitung, taz)
Erst jetzt gesehen: Die Phrasen-Montage aus den Nachrufen auf Pierre Bourdieu bei Ornament & Verbrechen.




Der Chefredakteur der israelischen Tageszeitung Ha´aretz hat bei einer Tagung in Brüssel eine bemerkenswerte Rede über die Rolle, die Fehler und die Sünden mancher Journalisten im israelisch-palästinensischen Konflikt gehalten, deren Lektüre ich Journalisten und ihren Lesern wärmstens empfehle.

First, the good news: Abu Ali's nine children are alive and well - as well as children can be among the ruins of the Jenin refugee camp. Please deliver this news to all of your friends who may have read, a few weeks ago, Abu Ali's mournful declaration: "All my nine children are buried beneath the ruins." Abu Ali's photograph was spread across a double page in a very distinguished and influential European magazine, under the title: "The survivors tell their story."

Israeli tanks and bulldozers had entered the camp, Abu Ali recalled. He went out to fill his car, telling his nine children to meet him at a nearby intersection. But the Israeli forces blocked his way back, and it was a week, he told the reporter, before he could return to the ruins of what had been his home. "It smells of death here," he is quoted as saying. "I am sure all my children are buried beneath the rubble. Come back in a week and you will see their corpses."

The reporter and his editors did not wait a week and published the tentative story as is. They were not satisfied with the extent of the tragedy that they could see with their eyes and legitimately depict in their copy. The desire to hype the story blunted their healthy journalistic instincts to doubt and double-check any story before publishing it.

While preparing this address, I made some inquiries about Abu Ali's case. First, final numbers indicate that three children and four women were killed during the fighting in the Jenin refugee camp. Second, Abu Ali's children were not among them. And third, the magazine did not bother to tell its readers of this relatively happy end to its story. Perhaps because they are tired of writing editor's notes on Middle East stories.

[...]

The media in this cruel Israeli-Palestinian conflict are like a very rich junkie, who parks his Mercedes on the high street of a slum. You can be sure that in no time at all, everyone will be out there, pushing a whole variety of merchandise.

Aufmerksam geworden auf diesen Text bin ich durch Tal G.s lesenswertes Weblog.





Gesondert behandelt, weil der schon jenseits ist. Einer namens Peter Lau, der seit einigen Heften bei brandeins den Sinnhuber fürs große Ganze macht, einerseits, und, andererseits, den coolen Reinwürger und Durchblicker, und manchmal vermischt sich beides auch, und dann schreibt er Artikel namens "unentschlossen", in denen Friedrich Merz gedisst wird und Joschka Fischer verstanden, und das hört sich dann so an:

"Da war einmal ein Mann, der war ziemlich dick. Dann wurde er bekannt, stand auf der Bühne des öffentlichen Lebens, und da entschloss er sich, dünner zu werden. Er begann zu laufen. Langstrecke. So wurde aus dem gemütlichen Öko Joschka Fischer der verschlankte Staatsmann, der es der ganzen Welt gezeigt hatte: Wenn ich mich für etwas entscheide, zieh ich das durch. Und siehe da, so blieb es: Joschka Fischer entschied sich für eine Frau, für einen Krieg, für eine Politik. Vielleicht waren seine Entscheidungen nicht immer richtig, aber hey!, wer sich entscheidet, macht Fehler. Was, Fehler sind nicht erlaubt? Wieso denn nicht?"
Das werden die Kollateralschäden sicher verstehen. Wieso denn nicht?





Am Markt kann es nicht liegen: wenn man weiss, dass man so oder so nicht besonders gut verkaufen wird, muss man sich darüber ja nicht besonders viel Gedanken machen. Woran liegt es also, dass <a href="www.brandeins.net"">brandeins. Wirtschaftsmagazin. eine so traurige Lektüre geworden ist? Nicht alles darin ist schlecht, und manches darin, wie Wolf Lotters Artikel, ist nach wie vor verlässlich gut. Doch irgendetwas hat sich verändert; man nimmt das Heft mit, wenn es da liegt, aber man wartet nicht mehr ungeduldig darauf, dass es endlich wieder da liegt; und man denkt nicht mehr Sätze wie "da könnte man auch arbeiten, die haben etwas begriffen, die haben verstanden, wohin Zeitschriften hin sollten, auch wenn sie es noch nicht immer umsetzen, die haben eine richtige Idee gehabt".

Meine Vermutung ist: Die Haltung hat sich verändert. Um Zeitschriften zu machen, braucht man ja eine Haltung. Nichts Großes, nichts Pathetisches, aber eben doch. Als brandeins begann, war es vor allem ein Blatt, das Fragen stellte: Wie funktioniert das eigentlich, was ist New Economy, welchen Sinn macht das, warum braucht man eigentlich ein Management und kommt nicht ohne aus, sind flache Hierarchien eigentlich wirklich gut, was ist der Haken an Mitarbeiterbeteiligungsmodellen, wie geht ein Kloster und Wirtschaft zusammen, ist der transrapid wirklich scheisse oder täuscht man sich, ist Bill Gates tatsächlich nur ein blöder Ideendieb oder tut man ihm unrecht? Jeder Artikel war eine Wissbegierde, und während man las, konnte man dabei zusehen, wie der Autor sie stillte. Das ist zwar nur so, wie Journalismus immer sein sollte (man versucht, für den Leser, der das nicht kann, etwas in der Welt herauszufinden), aber da Journalismus immer seltener so ist, war brandeins eine Hoffnung, eine Erleichterung, auch für Leute wie mich, die sich für Ökonomie nicht besonders interessieren, weil sie andere Probleme haben als wie jemand reich wird.

Jetzt, scheint mir, hat sich das verändert, und leider nicht zum Vorteil des Blattes. Jetzt ist da zu viel Coolness (Coolness ist immer das Gegenteil von Fragenstellen und Neugierde; hab ich schon gesagt, dass ich Coolness hasse...). Man will zeigen, dass man schlau ist (anstatt es werden zu wollen), man will zeigen, dass man originell ist (anstatt es dadurch zu sein, dass man tut, was man tut). Show-off also, paradierendes Querdenken. Im neuen Heft zum Beispiel, in dem es um das Generalthema "Organisation" geht, ist eine Geschichte, die mit der These spielt, die Mafia und die CosaNostra hätten eine auch für die Ökonomie bedenkenswerte, weil hocheffektive Organisationsform. Und während man das liest, denkt man: Lauter Deduktionen, keine einzige Induktion. Da wollte jemand so etwas wie eine "gewagte These" aufstellen, da wollte jemand mal "einen anderen Ansatz" demonstrieren, "quer zum Mainstream" sein, all das. Man kann sich sofort die Redaktionskonferenz vorstellen, bei der das entschieden wurde: Zuerst die Pflicht-Themen (wozu brauchen wir Organisation, wie geht das, was kann man machen, wer ist ein gutes Beispiel usw.), und dann sagt einer Mafia. Und alle lachen. Ja, das ist gut, sagen sie, mach das mal, so was steht eben nur bei brandeins. Und schon haben wir eine neue Haltung im Blatt, die übliche, die es doch einmal genau nicht sein sollte. Und die es früher auch nicht war. Früher wäre die brandeins-Haltung gewesen, die Frage zu stellen: "Wie funktioniert eigentlich die Ökonomie der Mafia?", und dann erst hätte sich jemand daran versucht, es herauszufinden, und wir hätten eine Geschichte gelesen statt eine originelle Beweisführung.

Ich frage mich, woran es liegt, dass es immer so endet. Denn in Wahrheit bräuchten wir natürlich die Zeitschriften, die neugierig sind und Fragen stellen, auch die allergrössten. Und ich frage mich, warum es diese Zeitschriften in den USA immer noch gibt (Atlantic Monthly, Harper's Magazine, New Yorker usw., auch online, wie nerve etwa, wo auf eine Weise über Sex nachgedacht wird, nach der man sich hierzulande sehnt), und warum es diese Zeitschriften in Deutschland so selten gibt. Twen war so etwas, und das SZ-Magazin, ehe es in die Hände von Poschardt und Kämmerling fiel, von denen es sich noch immer nicht erholt hat, Transatlantik war so etwas, auf eine bestimmte Weise ist es die Jungle World jeden Donnerstag, und als Tageszeitung immer wieder mal die SZ, aber es müssten doch alle Zeitungen, Zeitschriften so sein: Fragen stellen, losgehen, Wirklichkeit angucken, erzählen. Gibt es hier keine Wirklichkeit? Werden hier keine Fragen gestellt? Vergibt man sich etwas, wenn man Fragen stellt? Ist die Wirklichkeit nur dazu da, als Belegmaterial, Indiz, Beweiskettenglieder zu dienen? Ich habe nicht die geringste Ahnung.





Feine Ortsbesichtigung im New Yorker. Eine <a href="newyorker.com"">Postcard from Florence über den Palazzo Dr. Lecters und dessen wirkliche Bewohner Count Niccoló Piero Uberto Ferrante Galgano Gaspare Calcedonio Capponi und Countess Ross:

The Count: "We had Ridley Scott in here with his cigar." The Countess: "The group would arrive, led by the cigar, followed by Ridley, followed by a crowd of quiet and attentive people." The Count: "They tell me the bigger the movie's budget, the bigger the cigar. It created quite a bit of smoke." The Countess: "There was a lot of fake smoke, actually. Ridley seems to be obsessed with smoke and busts."





Schönes Stück von P.J. O'Rourke im Atlantic Monthly: <a href="www.theatlantic.com"">Was Clinton cool? Er berichtet von einem Interview des "ur-hip, echt-cool Rolling Stone" mit Clinton.

"The interviewers were Jann Wenner, who, as the founder and owner of Rolling Stone, had been the arbiter of what was hip and what was cool for twenty-odd years; William Greider, the hip leftish political journalist who had quit The Washington Post to prove to Rolling Stone readers how hip and cool engagement with practical politics could be; Hunter S. Thompson, hipness and coolness itself; and I. Never mind that by 1992 I was over the sixties, wore neckties by preference, and stared with dreamy transfixion for hours at the stock-market ticker rather than the lava lamp, and that my illegal drug of choice was a Cohiba. No member of the sixties generation ever fully recovers from hip and cool. (...) We asked him a question that we felt no other presidential candidate in the history of America had ever properly answered: "Who's your favorite Beatle?" There were four aspects - "avatars," we used to say - to the sixties. Each idea or event of the period seemed to have the nature of one of the Beatles: John Lennon, George Harrison, Ringo Starr, or Paul McCartney. That is, everything in the sixties was either brilliant but troubled, earnest but flaky, stupid, or Paul McCartney. "Paul McCartney," Clinton said."





Paul Fischer. Keine Ahnung, wer das ist. Hat auf jeden Fall Verachtung verdient für seinen Artikel Feste Blasen! in <a href="www.blondmag.com"">Blond, dem "neuen Lifestyler-Magazin".

"Mindestens genauso alt wie der ewige Streit um die Frage der Proteinaufnahme ist die Geschichte der Fellatio selbst (...) Auch die Dichtung beruft sich auf den Oralverkehr (...)Von Kleopatra heisst es in der Legende gar, ihre oralen Künste hätten ihr den Namen Big Mouth eingetragen. (...) Falsches Blasen führt auch heute noch zu Misstönen (...) So trieben es die alten Römer"
Das einzige, was der Vollidiot nicht gesagt hat, ist "Oralverkehr in aller Munde".





<a href="www.glamour.de"">Glamour, das neue Frauen-Magazin, ist erschienen. 280 Seiten für 2 Mark Einführungs-Kampfpreis. Wir dokumentieren hier die mit einem Fragezeichen endenden Sätze der ersten 55 Seiten, nicht ohne zu versichern, dass es genau so weitergeht. Und nicht ohne uns selbst eine Frage zu erlauben: Wann hat es eigentlich damit begonnen, dass Zeitschriften ihre Leser für hilflose Personen halten, denen man das Leben beibringen muss - anstatt es zu beschreiben?

Woran denken wir dabei? Und wir? Wo fühlen Männer die Erregung? String Tangas: Sind sie klasse oder ordinär? Wer küsst Sie aus dem Winterschlaf? Ein wilder Widder? Ein scheuer Steinbock? Was bringt der erste Frühlingsmonat für Sie? Was sage ich beim ersten Date? Was kostet die Liebe? Und welche neuen Filme erwarten uns? Wie macht man gleichzeitig Rouladen und Spots? Was diese Frau besonders gut kann? Was wollen Frauen wirklich? Frau Thomson, was sage ich beim ersten Date? Haben Sie beim Rendezvous nie Fehler gemacht? Und stimmt's? Macht Geld glücklich? Was kostet die Liebe? Was aber, bitte schön, heisst das in der Praxis? Hat Tanzen eine Botschaft - und wie klingt sie? Wie rette ich mich aus peinlichen Situationen? Wem soll sie nützen? Haben Sie sich mal daneben benommen? Wie haben Sie die Situation gerettet? Was tue ich, wenn ich als Gast Wein aufs teure Sofa schütte? Wie wird man Groupie? Haben Sie je den Zigarettenstummel Ihres Idols archiviert? Sind Sie das auch im richtigen Leben? In der Schule zum Beispiel Klassensprecher gewesen? Haben Sie Respekt vor Anführern? Haben Sie sich als Kind an bestimmten Menschen besonders orientiert? Und Ihr Kindergärtner? Schaut Sie Ihre Filme an? Macht so etwas Männern Angst? Woran haben Sie plötzlich bemerkt, dass Sie zusammengehören? Tragen Sie ihr Foto im Portemonnaie bei sich? Und wo bewahren Sie Ihr Geld auf? Und die Visitenkarten? Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Freundin hatten? Haben Sie Freundinnen mit nach Hause genommen? Hatten Sie Angst vor Kommentaren Ihrer Mutter? Wie sah Ihr Kinderzimmer aus? Haben Sie sich nach Ordnung gesehnt? Wer hat Sie früher morgens geweckt? Und dann haben Sie sich alleine Frühstück gemacht und sind in die Schule gegangen? Und das Pausenbrot? Was für Musik lief bei Ihnen zu Hause? Und Ihre erste Platte? Wann hatten Sie Ihre erste eigene Wohnung? Wie hat Ihre Mutter Sie genannt? Und wie haben Sie Ihre Mutter genannt? Warum? Was haben Sie dort am meisten vermisst? Wohnten Sie in der klassischen Dienstbotenkammer? Haben Sie noch Kontakt zu dem Mädchen, das Sie betreut haben? Kochen Sie immer noch gerne? Kochen Sie nach Rezept oder eher Freestyle? Was war das eigentlich für ein Gefühl, für Das Experiment in einem Scheingefängnis zu drehen? War das sehr unangenehm, in diesen Kitteln herumzulaufen? Hätten Sie auch einen Wärter gespielt? Berus zum Beispiel, im Film das grösste Schwein von allen? Können Sie sich an den ersten Satz erinnern, mit dem Sie Geld verdient haben? Warum also gibt es unzählige Partner-, aber keine Freundschaftsvermittlungen? Also viel Geld scheffeln? Heiraten? Was kommt nach der Philosophie? Niemand liest mein Buch? Mein Verleger verdammt mich? Ich werde in Armut enden? Ja oder nein? Sind wir freier als Hunde? Welches Jahr ist das verflixte? Woran denkst du gerade? Findest du mich etwa zu dick in der Hose? Fällt dir was an mir auf? Weisst du überhaupt, was für ein Tag heute ist? Ist er wirklich der Richtige, wenn er so selten Komplimente macht? Sollten wir es also lieber lassen? Schluss mit lustig? Wie kann diese entstellende Grimasse, die wir Lachen nennen, so positiv wirken? Wer will das schon, wenn er seinem Traummann gegenüber sitzt? Muss uns jetzt das Lachen vergehen? Haben Sie schon jemals nachgefragt? Wie ist das mit der Morgenlatte? Links- oder Rechtsträger? Sind öffentliche Pissoirs peinlich? Was passiert beim Älterwerden? Wo sitzt die Erregung? Länge, Dicke, Aussehen - wichtig? Und die Hygiene? Feuchte Träume? Warum ist so oft die Hand im Schritt?





Der Mann ist Motorjournalist. Testberichte und ähnliches. Wenn er nicht Motorjournalist, sondern Theaterkritiker, Kriegsberichterstatter oder Bundestagskorrespondent wäre, hätte er sich schon längst herumgesprochen. Wenn der Kisch-Preis an Motorjournalisten vergeben würde, hätte er ihn die letzten 20 Jahre bekommen müssen. Allein: er hat das Pech, Autos zu lieben. Über diese Liebe schreibt er, in der österreichischen <a href="www.autorevue.at<, deren Chefredakteur er lange gewesen ist, im österreichischen Nachrichtenmagazin <a href="www.profil.at<, in dem er eine wöchentliche Auto-Kolumne besorgt, und im Frauenmagazin <a href="www.amica.de<, dem ein Chefredakteur vorsteht, der gute Texte zu schätzen weiss (ich sage das nicht, weil auch ich dort arbeite, sondern arbeite dort, weil ich das sagen kann....).

Unter den Verehrern, die einander kennerisch David Staretz' Namen zuraunen, gibt es sogar meinesgleichen: Leute, die noch nie einen Führerschein besessen haben und denen alles Automobilistische gestohlen bleiben kann - bis auf die automobilistischen Texte eines David Staretz. Man kann in ihnen sehen, wie Liebe sein sollte: präzise, überschüssig, großzügig, endlos, von großem Ernst erfüllt und dennoch anstrengungslos. Man möchte einmal ein Auto sein, das von David Staretz gefahren wird; oder ein Mensch, den er liebt. Obwohl man so eine Liebe gewiss nicht verdient hätte.

Damit sich die Leser des Sofa Bloggers eine erste Vorstellung machen können, folgt nun ein Ausschnitt aus dem Profil-Autodrom der vergangenen Woche. Es geht darin um seinen Landrover.

"Das eigentliche Wesen dieses Wagens gründet viel tiefer. Wie beim Kapitän, der hin und wieder in seiner Geheimkladde nachliest, wo nichts als "Backbord=links. Steuerbord=rechts" steht, so beruht alles, wonach ich jegliche Autos seit zwanzig Jahren teste und beurteile, auf diesem Referenzauto. Mit dem Landrover stimme ich mich monatlich auf den Kammerton na ja der Testberichterstattung ein. Ja, dieser Grundton ist tief gestimmt. Er erklärt meine Großzügigkeit gegenüber den Versäumnissen modernen Automobilbaus und meine peinlich unterwürfige Bewunderung niedriger Verbrauchs- und Abgaswerte. Andererseits wird jetzt klar, warum ich mit ästhetisch hochgespannten Karosserien ganz schlecht zurechtkomme. Kotspritzer auf einem Audi A4: ein Reparaturfall. Eine Beule im Kotflügel eines Renault Mégane: Totalschaden. Im Gegensatz dazu profitiert ein Landrover von jeglicher Kaltverformung im Aluminiumblech. Jede Schramme macht ihn dank härtender Molekülverschiebung widerstandsfähiger. Genau genommen ist er schon so sehr zur Natur zurückgekehrt, dass sie ihn als ihresgleichen erkennt und mit ihren Gaben belohnt. Wie wesentlich Graspflaster, Lehmkitt und Schlammpackungen zur Fugendichtung, Lärmdämmung und Schraubensicherung beitragen können, brauche ich nicht sonderlich zu betonen. Moos in der Schiebefensterführung gleitet und dichtet zugleich. Die versifften Zündkabel schmecken den Mardern offenbar zu gewöhnlich. Der unterm Sitz vergessene Reithelm meiner Tochter half einer ganzen Mäusegeneration über den Winter; was sie mit der Styroporfüllung gemacht haben, weiß ich nicht."