Schönes Zitat aus der neuen de:bug, auf die ich ja gelegentlich schon hingewiesen habe:

"Heutzutage ist es fast schon anstrengend, immer das neueste hippe Zeug zu erzählen, weil es im gleichen Sammelsurium auch in den Yahoo News oder in der Tomorrow steht, obwohl man es aus der Wired, Artbyte oder dem Mit-Magazin hat. Jeder schreibt halt von jedem ab. Wohin führt das nur? Wozu arbeiten, wenn meine Firma in der Börse abrutscht, weil mein Chef mal wieder bei den Real Time Criticism Portalen wie dotcomfailures oder fuckedCompanies.com verrissen wurde? Deshalb gehen die Firmen schon gar nicht mehr richtig Konkurs, sondern splitten sich in Cluster. Evite.com ist dann nicht mehr Ev, aber noch Ite.com. Kein Spaß, sondern schon so ähnlich bei ubo.net passiert. Ist die vielbeschworene economy crisis gar doch die Vorstufe für einen PostNetSozialismus?"
Der Artikel, in dem das steht - leider nicht im Netz, sondern nur am Kiosk oder per Kopie von mir -, beschäftigt sich mit dem, was kommt, 2001. Alles hochinteressant. Roter Faden: die voranschreitende Multiplikation der eigenen Persönlichkeit durch das Netz und die digitale Welt. Zwischendrin jede Menge Hinweise auf Software-Pipelines. Und natürlich die Prognose: dass P2P immens wachsen wird. Und ein kleiner Abschnitt über eBooks, an die ja die wenigsten glauben. Ich schon.





Eine andere Frage. Hier ist das eine und das andere Mal vom Ziel gesprochen worden, von Kapitaleinkünften, also arbeits-los zu leben (der herbeigesehnte exit, 2 Millionen nach Steuern). Bedeutet das: dass sich keine "Arbeit" (jedenfalls keine bezahlte, das Leben finanzierende) mehr vorstellen lässt, die es wert wäre, länger als ein paar Jahre auf sich genommen zu werden? Und wenn das so ist: was sagt uns das, über die Gesellschaft, die Ökonomie, die Arbeit, die man in ihr machen könnte, und die Bedingungen, unter denen man sie machen kann?





Ist die Party vorbei? Nein, nur die Love Parade. Liebe & Parade ist sowieso eine Kombination, die nur in Deutschland jemandem einfallen konnte. Statt der einen gibt es jetzt viele Parties - at it was meant to be. Manche Parties feiert man sogar nur mit sich alleine, aber das ist eine andere Geschichte. Die New Economy der letzten beiden Jahren war nur ein Anlass für Old Economisten, mal ohne Schlips zum Meeting zu gehen und sich deswegen cool, so cool zu fühlen. Am Anfang, ehe jemand den Einfall hatte, damit trostlos reich werden zu müssen, ging es um das Vernetzen, von allen möglichen mit allen möglichen, und jetzt geht es wieder darum. Endlich.

Niemand hat gesagt, dass man mit dem Netz Geld verdienen und reich werden muss, nicht wahr? Vielleicht ist, was man mit dem Leben und in der Welt macht, sogar besser, wenn man es nicht macht, um Geld damit zu verdienen. Hundefutter-Portal-Errichter, Webmiles-Anbieter, general interest content provider - who needs them anyway? Nur gerecht, dass die jetzt auf die Schnauze fliegen. Parties kann man mit denen sowieso nicht feiern. Doch all das, was immer schon gut war am Netz, ist immer noch da und wird auch nicht vergehen: Jeder kann publizieren, ohne viel Geld, ohne Verlag, ohne Vertrieb. Jeder kann jedem zuhören, jeder jeden einladen, jeder mit jedem, potentiell zumindest. Das meiste davon ist, nun ja, nicht so wichtig, aber das gilt sonst ja auch. Es ist gut so: Dass nicht mehr DIE Musik, sondern VIELE gespielt werden. So kann man Party-Hopping betreiben. Und von der BertelsmannLoveParade geht man gleich wieder, wenn man das Buffet abgegrast hat. Zur besseren Party. Somewhere else.





Gestern in der WAMS: ein Artikel über Rolf Schmidt-Holtzens Content-Abteilung bei Bertelsmann. Was Bertelsmann alles tun will, um die contents der diversen Abteilungen noch und nöcher zu verwerten. Und wie man sich auf die Zukunft einpegelt. Zum Beispiel so: "Derzeit überlegen 14 junge Gehirne aus diversen Unternehmen des Konzerns in einer Klausur in Hamburg, welche Inhalte für den kommenden Telekommunikationsstandard UMTS interessant wären." Das fragen sich alle jetzt. Am Ende wird wieder dasselbe rauskommen: Wetterberichte, Börsenportfolios, die Nachrichten, Suchmaschinen, regionale Informationen. Mit UMTS wird es eben Bilder und Filme geben. Aber wieder nur DIE Filme und Bilder, die man alle schon gesehen hat. GEO-TV-Kurzfilme über das Land, in das man fliegen will. Und Fernsehprogramm-Trailer. Gähn. Doppelgähn. Knecht wird sagen, er hätte immer schon gewusst: dass es keine anständigen Contents für UMTS gibt. Und dass deswegen UMTS ein Flop sein wird. Kann schon sein. Ich glaube, dass "die Leute" ihre eigenen Inhalte machen werden. Und dass es nur darum gehen wird. Statt uns GEO-Filmchen und Fernsehprogramm-Trailer runterzuladen, werden wir eigene Filme machen können und eigenes Fernsehen. One-to-One. Von mir zu dir. Ganz privat. So stelle ich mir das vor. Und es amüsiert mich, dass Inhalts-Konzerne in eine Technologie investieren, die sie tendenziell überflüssig machen könnte. Aber vielleicht habe ich ja unrecht.