Durch eine Google-Suche nach mittel gegen hundepisse in den Referrers auf eine höchst angenehm bitchende Dissertation namens "Jugendfernsehen auf dem Weg vom Infotainment zum Infomercial : Die Magazine 'Elf 99' und 'saturday' zwischen Wende und Wiedervereinigung" gestoßen. Quotes:
Talk-Thema der dritten Ausgabe von saturday war "Mit 16 schwanger - Volltreffer oder Niete?" Zur Frage, ob eine Abtreibung in dem Alter sinnvoll und vertretbar sei oder versucht werden solle, auch angesichts der schwierigen Situation das Kind großzuziehen, äußerten sich eine minderjährige Mutter, eine vor einem Schwangerschaftsabbruch stehende Schwangere und ein jugendlicher Vater. Auch hier sei zur Verdeutlichung der Diskussionsebene nochmals ein Sprechertext zitiert, der die jugendlichen Zuschauer von saturday auf das Thema einstimmen und vorbereiten sollte: "Ihr habt euren Traumtypen gefunden! Ihr liebt Euch und vergeßt alles... Und dann ist es passiert! Ihr müßt Euch entscheiden: Euer Kind zur Welt bringen, noch mehr Verantwortung auf Eure Schultern laden, Euer Leben verändern? Oder abtreiben, alles einfach hinter sich lassen? Dazu jetzt unser "saturday" - Talk." Statt nun aber im Game -Teil der Sendung die prospektiven "Typen der Woche" beispielsweise einen Säugling wickeln zu lassen, beschränkten sich die Anforderungen auf die heldenhafte Verteidigung eines 'Girls', das von drei Gangstern "überfallen" wurde , die Neueinkleidung im Outfit-Spiel sowie das Flechten von Zöpfen."Einfach kommen ist nicht leicht: Im 'saturday' - Talk diesmal der Orgasmus."
Abb. 53: Cheerleader als unmotivierte Studiodekoration
Auf das Kommende eingestimmt wurden die Zuschauer der vierten Folge von saturday am 23.04.1994 zunächst durch einen Auftritt der Cheerleader der "Spandau Bulldogs", den frischgekürten Deutschen MeisterInnen in der Disziplin der Publikumsanimation. Ihre Künste durften diese zwar noch einmal kurz während eines Game - Teils demonstrieren, in dem die "Girls der Woche" sich den Bewegungen der Cheerleader - Truppe anpassen mußten, den Rest der Sendung über standen sie allerdings als unmotivierte Hintergrunddekoration im Studio herum, was auch die Redaktion im Nachhinein in einer Mängelliste auführte.
Die dreiminütige Coverstory über "Hippies im Punklook" beschäftigte sich anläßlich des Selbstmords von "Nirvana" - Frontmann Kurt Cobain mit 'Grunge' als musikalischer Stilrichtung und weltanschaulicher Protesthaltung. Saturday bezeichnete Cobains Entschluß, sich mit einer Schrotflinte zu erschießen, als den "letzten Protestschrei eines echten Verweigerers, der mit seiner Musik gegen den Ausverkauf des Rock' n Roll antrat" . Ein Verweis auf Cobains jahrelange Heroinabhängigkeit wurde dezent ausgespart, statt dessen verstieg sich saturday zu einer griffigen Definition von Grunge, deren simplizistische Plakativität ausgereicht hätte, einen überzeugten Anhänger der angesprochenen Musikrichtung in den Suizid zu treiben:
"Grunchrock [sic!] war niemals MTV, Reichtum und Glamour - sondern Ausstieg, Rebellion und Suche nach anderen Werten. Grunchrock hieß: Zwischen Hundepisse und Sperrmüll im abrißreifen Hinterhofkeller den Glauben an den Rock 'n Roll aufrechterhalten."