Der Wind schlägt Obstzweige gegen die Scheunenwand. Im Hof der verlassenen Schule wollen sie eine Menschenpyramide bauen, aber der Versuch ist allerhand. Der Baumarktleiter hält zum Beispiel außen rechts einen Besen in die Höhe, damit der Musiker aus dem Gasthaus Komet sich daran festhalten kann, dieser muß sich aber dazu leicht zur Seite beugen, wodurch der Nachtwächter des Service zu schwanken beginnt, denn der ist gezwungen, ein Bein auf den Kopf des Musikers zu stellen. Sie hatten auch nicht daran gedacht, daß das eine Bein des Nachtwächters kürzer ist als das andere. Schließlich schwingt der junge Schankbursch der Bierstube Landwehr ganz oben eine Fackel, und die andern drehn zum Schutz vor herabfallender Asche die Gesichter hin und her. Kurz, man hätte es auch besser machen können.
Ferenc Szijj
mein seltsames nomadisches leben gerade. im letzten monat: 4 tage new york, zwei tage hamburg, eine woche münchen, zehn tage hamburg, vier tage wien, jetzt nach hamburg, wäsche waschen, ab donnerstag früh wieder acht tage münchen. die alleinsein-schleifen, in die man gerät, wenn man ständig das gefühl hat, im transit zu sein. der koffer, der sich immer schneller packt, weil man irgendwann ohne irgendeinen gedanken doch auf die klamotten verzichtet, die man auch anziehen könnte, aber nie anzieht. die zwei, drei dvds, die man mitnimmt, ohne sie je anzusehen. die ausstellungen, die man in anderen städten ansieht, mit einem hunger, den man zuhause völlig verloren hat. wie man die städte schätzen lernt, in denen es an vielen orten public wlans gibt, in die man sich einstöpselt, um für eine halbe stunde inmitten der öffentlichkeit (café, straße, museum) privat zu werden. wien ist gut, weil es auf der straße auf der bank vor dem park, im mq und auf dem flughafen gratis-netze gibt. der laptop, das werkzeug, mit dem man sich diskretionslöcher ins leben gräbt. meine artikel, die ich mittlerweile überall schreibe, am wohnzimmertisch des bruders, im café prückel, auf dem bauch auf einer matratze liegend, in hotelzimmern, manche sind in zwei oder drei städten entstanden, obwohl sie kurz waren. die idee eines lebens, in dem man in vier oder fünf städten billige zimmer bewohnt, in denen immer dieselben klamotten, dieselben schuhe, dieselben kosmetika, dieselben espressomaschinen stehen und schnelle internet-zugänge. man könnte sich so ein leben ja mit drei, vier leuten teilen, müsste sich bloß absprechen miteinander. in wien michael baute getroffen. und matthias, den lomo-mann, der vor hundert jahren bei mir in hamburg ein paar nächte gepennt hat und mich vom fahrrad aus sofort erkannt hat. "ich verlege gerade die produktion von russland nach china". kommunikationen, die ständig ihre kanäle wechseln, reden, mailen, telefonieren, umarmen. sesshafte bücher und bücher, die man nur während des unterwegsseins weiterliest. die flickr-depeschen von unterwegs. die anrufe, wenn man gerade flughafencafés trinkt, in ubahntunneln steht, kannst du mitte november, hättest du nächsten freitag zeit. the frank, mit dem ich es nie schaffe, mich zu treffen, sms-geotagging, bist du auf der buchmesse, nein, muss nach münchen, oh wie schade. seltsames leben, ziemlich gut, muss gleich zum gate.
es gibt in einem louis trenker-film einen filmhistorisch einigermaßen berühmten schnitt von einer alpinen berglandschaft auf new yorker wolkenkratzer (was man auch haben müsste: eine dvd mit dem kanon der schnitte. so wie kubelka sie vorgeführt hat bei seinen filmmuseum-vorlesungen. die avantgarde-heidenreich.). an diesen schnitt, den ich nur einmal gesehen habe, vor mehr als 20 jahren und mit widerwillen, weil trenker doch so ekelig ist, erinnere ich mich nun plötzlich, weil ich mich wieder so geborgen fühle zwischen den wolkenkratzern, genauer: mein körper, es ist etwas bloß somatisches. sind es die berge, die mir fehlen, wenn ich mich in deutschen städten als so ortlos empfinde? sind wolkenkratzer etwas wie berge? (mein ekel sofort, wenn in irgendeiner deutschen stadt wieder einmal die hochhausdebatte geführt wird. traufhöhen. ach mann, was für seltsame leute.)(und natürlich: dass man sich an einen film erinnert statt an einen wirklichen berg)(als ob ich zwischen bergen groß geworden wäre…)
das rauchen, das mir schon lange nicht mehr fehlt, sobald es verboten ist. eigentlich könnte ich damit auch aufhören.
I had the image of looking him in the eye; various ways, in fact, of looking him in the eye. One was the cold, controlled rage which is occasionally used to pick a fight and which my kind more occasionally uses to bring a sexual quarrel or an intellecutual argument as near to nature as we are likely to go. One was the more-in-sorrow-than-in-anger look which is liable to compound some genuineness of feeling with plagiarisms from photographs of Lincoln and paintings of Veronica's veil; it is occasionally used, and effective, when somebody else's neurosis goes wild, but unless you are too good a human being to know you are using it, there is no uglier or more abject device of blackmail. One, worst of them all, was the blank eye which commits itself to nothing.[james agee, america, look at your shame!, im juni 1943 geschrieben, aber nicht veröffentlicht, vom oxford american 2003 ausgegraben. ein personal essay über eine busfahrt. agee ist leicht whisky-angeschickert, er hat mit einem freund einen nachmittag lang über fotografie und den zustand der welt geredet, fährt danach heim, der umschlagpunkt von angeschickerter hochgestimmtheit zu angeschickerter melancholie, den er ein paar sätze vorher beschreibt, kommt näher. im bus soldaten und matrosen aus den südstaaten, zwischen ihren anti-hitler-einsätzen. diese reinlichkeit, die zivilisten nie haben werden (priester, soldaten & the like), agee selbst hat eine woche später seine musterung, er freut sich schon darauf. die soldaten und die matrosen erkennen einander, die herkunft aus den südstaaten (aus denen auch agee kommt), die vertraute warme sprache, das rollen. dann beginnt einer, laute rassistische bemerkungen über niggahs zu machen, immer wieder, er redet sich in rage, nein, nicht in rage, einfach bloß in eine endlosschleife. agee weiß nicht, was er tun soll, aufs maul hauen funktioniert nicht, weil er einer gegen zu viele wäre, das würde er nicht durchstehen. daraufhin überlegt er sich: die rassisten anzuschauen. das ist der kontext. diese stelle: so f----ng brillant, man kann das nur schwer ertragen. die mikro-shifts in der wahrnehmung, die beiläufig dem leser eingeträufelt werden, die aufmerksamkeit, die immer noch mehr aufnimmt, wie luft über dem meer, die selbstverachtung (die er sich fünf, sechs, zehn sätze später selbst dann attestiert, als er alles durchhat an seinem möglichen-verhalten-repertoire und immer noch gelähmt nichts tut), die texte, die da ständig mitlaufen, klassenlage-beschreibungs-prosa, das ich, durch das das alles stapft wie irgendwelche gangs oder armeen oder parteien, sowieso auch: das ich als terrain, dessen verwüstungen man zusieht. der schluss des essays dann, ebenso groß. was dem schreiben so übrigbleibt, ach ja, es ist nicht viel, es ist jämmerlich wenig. aber noch zwei umdrehungen mehr des korkenziehers.
That evening I told of the whole thing, as honestly as I could, to several people who were down for drinks. They were quite shocked by it, and seemed also rather favorably stirred by my honesty. That embarrassed me a good deal, but not as painfully as I wish it might have, and I found their agreement that they would have done the same almost as revolting as my own performance in the doing and in the telling. So now I am telling it to you.](korkenzieher, weil dylan in einem lied mal von seinem schmerz, like a corkscrew in my heart gesprochen hat.) (neulich hat jemand mich nach meinen englischen lieblingswörtern gefragt. mir fielen als erste serendipity und corkscrew ein.) (nein, ich brauche deine englischen lieblingswörter nicht hier in den kommentaren. das hier ist keine mitmachveranstaltung, es ist nie eine gewesen. du darfst etwas erzählen, du darfst korkenzieher in herzen hineindrehen, aber ich bin so so uninteressiert daran, wenn du hier brownie points abholen willst. es gibt keine. nicht in diesem leben, nicht von mir.)
"wir nennen es 8-stunden-schlaf-aus-der-tube"
der endlose text. sagte ich. dass das in 5, 10, 20 jahren immer noch da sein sollte.
When you are happy you don't need so much willpowerGuardian / My need for greed. Sex and drugs and drink and food ... enough was never enough for William Leith. Here, the poster boy of binge living tells Tim Adams about a life lived in the grip of excess - and how he finally had his fill
Das Doppelknie.