Günther Jacobs revolutionäre Jukebox:

* ACID HORSE "No Name, No Slogan" * ADEVA "Musical Freedom" * ALBAN BERG "Wozzeck" * ANTI SOCIAL WORKERS "Democracy Is..." * ARMANDO "Land of Confusion" * ARRESTED DEVELOPMENT "Revolution" * ATARI TEENAGE RIOT "Deutschland Has Gotta Die!" * BABY FORD "Oochy Koochy" * BDP "The Racist" * BESSIE SMITH "Poor Man's Blues" * BILLIE HOLIDAY "Strange Fruits" * BLACK SHEEP "A Wolf In Sheeps Clothing" * BOB DYLAN "Hurricane" * BROTHER D "Clappers Power" * BUFFIE SAINTE-MARIE "Song Of The French Partisan" * CABARET VOLTAIRE "Baader Meinhof" * CAROL KING "It's Too Late" * CHALKDUST "Carnival" (Calypso) * CHARLIE HADEN LIBERATION ORCHESTRA "Song For Che" * CINDERELLA MC "Loneliness" * CLASH "Armagideon Time" * COMEDIAN HARMONISTS "Bin kein Hauptmann, bin kein großes Tier" * COUNTRY JOE "I-Feel-Like-I'm-Fixin'-To-Die Rag" * CURTIS MAYFIELD "Keep On Pushing" * CRASS "Sheep Farming In The Falklands" * DAVE CLARK "Red 1-3" * DAVID BOWIE "Rebel Rebel" * DEAD KENNEDYS "Frankenchrist" * DEGENHARDT "Irgendwas mach'ich mal" * DEVINE STYLER "Word Power" * DONNY HATHAWAY "The Ghetto" * 808 STATE "Cübik" * EC8OR "Spex Is A Fat Bitch" * EDDIE COCHRAN "Summertime Blues" * EDGAR BROUGHTON BAND "American Boy Soldier" * EDWIN STARR "War" * ERIC BURDON "Sky Pilot" * ERNST BUSCH "Der heimliche Aufmarsch" (GJ-Remix) * ERNST BUSCH "Der Barrikaden-Tauber/ Aufn. aus den 30er Jahren" * FATBOY SLIM "The Weekend Starts Here" * FUGS "CIA Man" * GANG OF FOUR "Entertainment" * GANG STARR "Conscience Be Free" * GARY BARTZ "Vietcong" * GARY CLAIL "Privatisation Program" * GIL SCOTT-HERON "The Revolution Will Not Be Televised" * HEINER GOEBBELS "Berlin, Q-Damm 12.4.81" * HUAH "Scheiß Kapitalismus" * JACKIE McLEAN "Fidel (Castro)" * JAMES BROWN "Public Enemy No.1" * JEFFERSON AIRPLANE "Volunteers" * JIMI HENDRIX "The Star Spangled Banner" * JIMMY CLIFF "Vietnam" * JOE GIBS ALLSTARS "Hijacked (to Cuba)" * JOHN COLTRANE "A Love Supreme" * JOHNNY CASH "San Quentin (Prison)" * JOHNNY DAE "Rock Around The Clock" * KEN BOOTH "Is It Because I'm Black?" (Cover) * LAST POETS "When The Revolution Comes" * LAURENT GARNIER "Wake Up" * LEE DORSEY "Yes We Can" * LEE PERRY "Free The Prisoners" * LEFTFIELD "Leftism" * LINTON KWESI JOHNSON "What About Di Workin'Claas?" * LOU RAWLS "Southside Blues/Tobacco Road" * LOUIS ARMSTRONG "Mack The Knife" * MANDRILL "Warning Blues" * MARK ANTHONY TURNAGE "Greek" * MARLENE DIETRICH "Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre" * MARC ALMOND "Pirate Jenny" * MARILYN MONROE "Diamonds Are A Girls Best Friend" * MARVIN GAYE "What's Going On" * MASSIVE ATTACKE "Daydreaming" * MC PEACHES "More Than Just A Pretty Face" * MILES DAVIS "Bitches Brew" * MINUTEMEN "Song For El Salvador" * MODERN REVOLUTIONARY BALLET "Red Detachment of Women" * MORCHEEBA "Who Can You Trust?" * NAPALM DEATH "Mentally Mudered" * NICOLETTE "No Goverment" * NINA SIMONE "Mr.Backlash" * PENELOPE HOUSTON "Glad I'm A Girl" * PETE SEEGER "... Sings Leadbelly" * PHILL LYNOTT/Thin Lizzy "Jailbreak" * PHIL OCHS "I Ain't Marchin'Anymore" * PIERRE SCHAEFFER "êtude aux objets" * POP GROUP "We Are All Prostitutes" * PRINCE "The Glamorous Life" * PUBLIC ENEMY "Rebel Without A Pause" * RADIERER "Probleme, Probleme" * RED CRAYOLA "Soldier Talk" * ROBERT WYATT "Dondestan" * SALT'N'PEPA "Independent Woman" * SCHÖNBERG, Arnold "Fünf Klavierstücke op.23" * SCRITTI POLITTI "J. Derrida" * SEPULTURA "Policia" * SERGE GAINSBOURG "Aux Armes Etc." * SEX PISTOLS "God Save The Queen" * SLY & THE FAMILY STONE "There's A Riot Goin'On" * SOGENANNTES LINKSRADIKALES BLASORCHESTER "Baderkatalog" * STOCKHAUSEN "Kontra-Punkte" * STIFF LITTLE FINGERS "Fly The Flag" * STYLE COUNCIL "Internationalists" * TAPPER ZUKIE "Tribute To Steve Biko" * THE BELAFONTE FOLK SINGERS "THe Ballad of Sigmund Freud" * THE CHI-LITES "Give More Power To The People" * THE FOG "Been A Lomg Time" * THE MORE EXTENDED VERSIONS/Cpt.KIRK & "Round About Wyatt" * THE NEVILLE BROTHERS "Sister Rosa (Park)" * THE NEW SINGERS "The Internationale" * THE NEW SINGERS "Rise Up (Comintern)" * THE NEW SINGERS "Forward, We've Not Forgotten" * THE O'JAYS "Ship Ahoy" * THE POINTER SISTERS "Yes We Can Can" * THE RUTS "S.U.S." * THE STAPLE SINGERS "Long Walk To D.C." * THE TEMPTATIONS "Ball Of Confusion" * THERESE GIEHSE "Lob des Kommunismus" * TWO NICE GIRLS "The Queer Song" * UNDERGROUND RESISTANCE "Riot EP" * URBAN SPECIES/TERRY CALLIER "Religion & Politics" * U-ROY "Natty Rebel" * WAR "The World Is A Ghetto" * WILLIE NELSON "Shotgun Willie" * WOLF BIERMANN "Enfant perdu" * WOODY GUTHRIE "Songs of Spanish Civil War" * WILLIE MAE THORNTON "Hound Dog" * ZAPPA "We're Only In It For The Money"
Meine sähe ganz anders aus. Nicht so manifestös, glaube ich. Love Supreme wäre nicht drauf, sondern eher Ole. Bitches Brew geht in Ordnung. Berg nicht, dafür Webern. Die Pop Group nicht, aber Rip Rig & Panic. Sowieso Roland Kirk. Wire fehlen. Electronisches. Cage, Ornette Coleman. Mehr Funk. Das Gainsbourg-Teil ist auch nicht das revolutionärste, das er gemacht hat.

Aber die Idee ist gut.

Die Frage ist: was müsste eine revolutionäre Musicbox können? Welche Gefühle, welches Wissen, welchen Körper sollte sie erzeugen? [Und was wäre eine konterrevolutionäre Musicbox? Vielleicht ist das sogar die noch interessantere Frage]






pet shop boys

zum beispiel. würden in beide listen passen. das macht ja auch ihre klasse aus.


die zuckerwatteverkäufer

wären sie auf einer kirmes, so die beiden kürzlich in irgendeinem interview. rosarote zuckerwatte, vergiftet.


Yeah! Cabaret Voltaire!

"Baader Meinhof" ist wirklich hundsgemeines Gefratzel. Ich mag das. Die revolutionärste Jukebox entreisst die Musik den Klauen der herrschenden Klasse und befreit sie durch kostenlose Verteilung im Netz. Hatten wir schon mal. Oder sie spielt automatisch in jedes Eminem- und Britney-Lied subliminale Botschaften ein, die zur Revolution aufrufen: "Baby, revolt one more time!"


manson

der fehlt. seine lieder sind zwar schlecht gespielt. aber gut getextet. throbbing gristle fehlt. destruktion der harmonie. protest, der unerhört blieb, weil er nicht verstanden wurde.


manson

der fehlt. seine lieder sind zwar schlecht gespielt. aber gut getextet. [oder war es umgekehrt¿] throbbing gristle fehlt. destruktion der harmonie. protest, der unerhört blieb, weil er nicht verstanden wurde.


manson

der fehlt. seine lieder sind zwar schlecht gespielt. aber gut getextet. throbbing gristle fehlt. come_organisation. destruktion der harmonie. protest, der unerhört blieb, weil er nicht verstanden wurde.


manson

ist dermaßen konterrevolutionär, das gibt es schon gar nicht mehr. bäh.


jetzt schon

damals nicht.


durchgedreht

interessant wäre es auch, auszuprobieren, was passiert, wenn man diese titel alle nacheinander hört. ob man dann sofort eine ansammlung bilden möchte, manifeste schreiben, kassenwart sein oder rädelsführer? gibt die musik impulse oder illustriert sie nur (ein falsch gewählter begriff, ich weiss), das schon vorhandene?


befürchte ja eher

die leute haben dann einfach ne gute zeit, und wenden sich dann vermeintlich wichtigeren (i.e.: gesellsch.-polit. folgenlosen tätigkeiten) zu. xxx me, the defätist.


Revolutionäre Musik...

Überlegungen, aber Überlegungen kann man sie gar nicht nennen, eher bloße Einfälle:

Revolutionäre Musik wäre möglicherweise kein Lied.

Revolutionäre Musik dürfte möglicherweise nicht laut sein.

Revolutionäre Musik sollte möglicherweise keinen wirklichen Schluss haben.

Sagt wahrscheinlich einiges über meine Vorstellung von Revolution aus.

Andererseits: Robert Wyatt macht ja Lieder. Und den habe ich nie anders als revolutionär empfunden. Immerhin sind sie nicht laut.


revolutionaere musik..

waere wohl tatsaechlich kein lied. aber hier bzw bei herrn jacobs heisst es ja "jukebox", also eher ein soundtrack, oder? der darf nicht ohne black flag auskommen, aber was weiss ich schon? und dk's "california uber alles".und "is ist because i'm black" in der version von syl johnson... und so fort.

np: dionne warwick - trains and boats and planes


jukebox

stammt von mir, nicht von ihm. und die liste ist natürlich historisch gemeint gewesen, das altern des einen und des anderen stücks kann man ihm nicht vorwerfen...


komische liste

was macht marilyn monroe's diamonds are a girl's best friend da? ist das ironie, oder was? wo ist eigentlich bob marley in der liste? get up, stand up, das war noch ein glaubwürdiges revolutionslied. zudem fehlt billy bragg, wohl der politischste britische liedermacher, vollkommen. desgleichen fehlt die weiße kalifornische hiphop dance combo consolidated. schon der harte klang der musik war irgendwie revolutionär. elvis costello's statement zum falklandkrieg, shipbuilding in der version von robert wyatt wäre eine gute wahl. hinter der bittersüßen melodie vermutet wohl kaum einer einen protestsong. und wo ist patti smith? jesus died for somebody's sins but not mine ist zumindest revolutionär gegenüber dem christentum. revolution #9 von den beatles fehlt, wie auch daft punk's revolution 909, das genauso wie fiat lux: maifestspiele von den einstürzenden neubauten, geräusche einer demonstration mitverwendet. das sind allerdings eher akustische beschreibungen der revolution als wirklich revolutionäre tracks. revolutionsdokumentationen sozusagen. das einzige protestlied, was mir in der realität untergekommen ist war aufstehn von den holländischen bots bei der bonner friedensdemo 1981. recht diffus und an das gefühl appellierend. irgendwie sträubt sich bei mir einiges bei dem begriff protestsong. das klingt so nach programmmusik. und die ist meist sehr eindimensional und langweilig. eine revolution ist mit sowas bestimmt nicht zu machen. phil ochs und pete seeger, die hauptvertreter dieser gattung haben ja auch kaum jemanden hinter dem ofen hervorgeholt. oder hannes wader und dieter süverkrüp. das ist doch wirklich musik von vorgestern. das problem ist glaube ich, dass die meisten protestlieder keinerlei revolutionäres potential haben, da sie zu platt realistisch sind. eine revolution braucht phantasie. einer der wenigen, der in diesem genre wirklich neues geschaffen hat, war wohl bob dylan. joan baez, die auch in der liste fehlt, hatte auch ihre momente. joni mitchell's big yellow taxi mit der zeile they paved paradise and put up a parking lot war für 1970 ziemlich prophetisch, revolutionär würde ich nicht sagen. langer rede kurzer sinn, mit musik ist glaube ich keine echte revolution zu machen. heute sowieso nicht mehr, da das sofort vom kommerz aufgesaugt wird. P.S. Das ergreifendste Lied der Liste heisst übrigens "Strange Fruit" und beschreibt den toten Körper eines Schwarzen, der aufgehängt im Wind schaukelt.


"too many protest singers,

not enough protest songs..." hehe, von hannes wader sprachen wir vorhin noch, der tankerkapitaen..

np: the donnas - shake in the action


Körper

wird eine revolutionäre musicbox wohl kaum erzeugen, aber die idee ist gut, dachte ich. ;-) mir fallen spontan fehlfarben, manu chao, femi kuti, rachid taha fuer eine inspiration mailbox ein, oder linton kwesi johnson und seine poems, erinnert sich noch jemand? - ja, ronald kirk, ich liebe ihn, vor kurzem noch gehoert. tragisch der mann und witz hatte der, war das revolutionär? und was ist mit mr. hipster, dizzy for president, was ist mit dem bebop? - wenn ich es mir recht ueberlege, ist es lediglich ein netter zeitvertreib, gute, bewegende, geniale musik auf revolutionären protestsong reduzieren zu wollen. die geschichte des jazz zeigt, dass die musik selbst und die art wie sie gespielt und gelebt wird, dass die individuelle ausdruckskraft das revolutionäre ist. soll sich dann der geneigte hörer zur kategorie revolutionärer protestsong bewegen, um beruhigt seinen genuss verschubladisieren zu können?


körper!

dass einer, der, mit den allerbesten gründen, den bebop erwähnt, bezweifelt, dass musik körper erzeugt, will mir nicht einleuchten. ich halte diese fähigkeit nämlich seit langem für die allerrevolutionärste an revolutionärer musik: dass sie körper neu verdrahtet, neu verlegt, nervengeflechte erzeugt, all das. wenn Du je die gelegenheit hast, dokumentarfilme (also nicht-inszeniertes) aus dem alltag der brd von vor 1960 zu sehen, dann versuch mal, auf die körper zu schauen, die leute, die im hintergrund vorbeigehen auf der straße, oder wie sie sich halten beim reden vor der kamera. meistens geht von ihnen etwas frostiges aus, gefrorenes. andere körper, zackigere, zentriertere, starrere. und dann filme zehn jahre später. dazwischen liegt der rock´n´roll. das war es, was ich gemeint habe: wie musik völlig neue körper erschafft. der bebop ist dafür ein extrem gutes beispiel. das merkt man, wenn man ein wenig in der jazz-geschichte nachliest, zeitgenössische wahrnehmungen; diese wut, die da spürbar wird in weißbrot-schilderungen der neuen jungle music von ellington und gillespie. dieses komplette unverständnis in der beschreibung des körpers von thelonious monk. sehr spannend.


körper!!

oder greil marcus, das lipstick traces buch über die pistols und den situationismus. die beschreibungen der pistols konzerte: immer nur körperbeschreibungen. wie johnny rotten da steht, schräg, heult, zwischen angespitzten zähnen. cold wind, gegen den er sich lehnt. vielleicht auch: revolutionäre musik ist musik, die bestimmte gesten erzeugt. (darum halte ich rockmusik für nicht revolutionär: diese geste, die sie erzeugt, ist die des gläubigen, parteigängers...). so ungefähr.


wie konnte ich

dich nur allzu wörtlich nehmen ;-) - da fällt mir ein, wie steht es mit der körperlichkeit des geliebten elektro-pops?


apropos:

revolutionaer. ist ja nicht per se links. koennte also auch eine nationalrevolutionaere musicbox sein. dann muessten auf jeden fall screwdriver drin sein, catchy tunes und einfache rezepte ("nigger, nigger, get on a boat, nigger, nigger, row!"). frank rennicke waere nicht drin, in meiner zumindest, aber ich halte liedermachertum jedweder couleur und sprache fuer ein graus. ansonsten haben die kunden von der gegenseite ja nicht viel stylishes vorgebracht, ausser marschmusik und stumpfrock. heutzutage angeblich auch noch so goth-zeug..

in die konterrevolutionaere jukebox gehoert freddy quinns "wir"(gabs mal als cover von den toten hosen).