lauter pinneberger.
allerdings
fahren alle wie besenkte säue heute.
die tage mit einem sternschanzen-barbetreiber gesprochen, der meinte irgendwann sehr apodiktisch: "diesen sommer schöpfen wir noch das pinneberg-segment ab, dann machen wir dicht, denn danach kommt ja nichts mehr."
wollte immer eine tour machen durch all diese orte: pinneberg, winsen, stade. m. weigert sich beharrlich.
das äußerste, was ich mir jemals zugemutet habe: von hamburg aus ein wochenende lang in einem hotel in HITZACKER verbracht, um "mal zu sehen, wie das da so ist" - waschbeton-reverien fürs discount-publikum, kaltgeflieste eiscafés, von kasachen betrieben, die so taten, als wären sie italiener, beim umhergehen mehrfach schläge angedroht bekommen, später leutseliges rumdumprosten an schwermütigen pommesbuden, zum einschlafen ernst jünger gelesen etc., unfassbare terra incognita jedenfalls, die ganze zeit aber völlig aufgebracht gedacht: "so leben menschen"
Schon lange an eine D-Landreise gedacht, bei der ich mir so richtig die Kante gebe, inkl. Orten wie Faha (Saar), Bad Oyenhausen, Waldmünchen, Eyach, Osterburken. Richtig mit Hotel/Pension, wenn das geht. Eine finstere Version von "Netzkarte" (Nadolny). Was ich dort suche? Die Leere meiner Kindheit, an anderen Orten als denen der Kindheit. Nehme ich an.
das mit den schlaegen
macht mir jetzt aber doch langsam sorgen, was tun sie nur immer?
ich versichere Ihnen: überhaupt nichts anstössiges, nur am rande stehen oder irgendwo entlang laufen. das widerfährt mir übrigens schon, so lange ich denken kann. neulich rempelte mich ein halbstarker am hamburger hauptbahnhof an, stellte sich vor mich hin und meinte: "alter, hast Du arschloch zu mir gesagt?!!" da war ich einen moment lang ganz nostalgisch angerührt, denn den spruch hatte ich früher häufiger gehört, seit circa 15 jahren hingegen gar nicht mehr, es war wie eine kleine heimkehr.
;-)
dabei sind sie doch so ein sympathischer junger mann. komisch, das uns beim fussball keiner angemacht hat.
wir hatten es viel zu nett, als dass wir von den widrigkeiten der welt notiz hätten nehmen können. mal vom spiel ganz abgesehen.
wanderer, kommst du nach p.
provinz ist keine frage der topographie, hat sie mal gesagt.
die provinz des menschlichen
"il arrivait à P., la ville dont la seule loi était de devenir soi-même."
wenn ich mich recht erinnere, wurde dieser große satz doch über pinneberg geschrieben.
die tristen läden im bahnhof friedrichstraße finde ich übrigens nicht weniger provinziell als pinneberg.
ich glaube ja, dass es einen abgründigen unterschied gibt zwischen "provinz" und diesen schlaf-orten um die großen städte herum, die weder stadt noch provinz sind. jedenfalls ist es mir immer so ergangen, dass ich mich in der "provinz" zu meiner eigenen verwunderung gleich gepolt gefühlt habe, in diesen transitorischen nicht- oder halb-orten dagegen ganz verloren.
provinz ertrage ich, wenn sie ländlich ist, aber nie als vorstadt mit halb-ort-charakter, als ausschließlichen schlaf-ort etwa. generische nicht-orte, sofern sie als transit-orte fungieren (flughafen, bahnhof, busbahnhof etc.), sind starke pole von ruhe und konzentration.
ich kann auch nur noch immer weniger in klassisch "kontemplativen" settings lesen; ideal hingegen: die verschränkung von generischem ort, transitzustand und einem mittleren niveau von reizanbrandung, das die mir normal gegebene körperliche unruhe gleichsam absorbiert. z.b. "sein und zeit" im gym. (macht man sich aber auch nicht unbedingt freunde mit.)
Einst, in einer arbeitsamtgeförderten Karrierevorbereitungsmaßnahme: »Sie gründen ein Unternehmen in, sagen wir: Delmenhorst.«