In Adrian Lynes Film "Unfaithful" (2002) fährt Diane Laine in einem dieser Vorortzüge, die in amerikanischen Filmen und Romanen recht häufig die kürzeste Verbindung zwischen Begehren und Entsagung sind, von ihrem Liebhaber wieder nach Hause, zurück zu Ehemann, Sohn, Wohltätigkeit, einem wohlgeordneten Leben. Und während sie so fährt, erinnert sie sich an alles, was an diesem Nachmittag geschehen ist; genauer: es ist wohl ihr Körper, der sich erinnert, und ihr Gesicht staunt darüber.

Der Rest des Films wird die Erinnerungen ihres Körpers wieder bändigen, und das macht ihn zu einem Scheißfilm. Der Ehemann kommt hinter die Affäre und wird den Liebhaber erschlagen; was gar nicht nötig gewesen wäre, weil sie ihn ohnehin verlassen hätte, des Ehemanns und des Sohns wegen; sie werden sich darauf einigen, mit dem Mord weiterzuleben, es ist ein glatter Tausch, ihre Schuldgefühle gegen seinen Mord, die Besitzverhältnisse wieder befestigt, Investitionssicherheit sozusagen: "Ich habe alles für diese Familie gegeben", sagt er und hält es für ein Argument.

Ein Scheissfilm, dachte ich also und gleich hinterher: kann man denn über all das - das Fremdgehen, den Möglichkeitssinn, den life changing sex - andere als Scheissfilme überhaupt drehen? Und ist nicht Adrian Lyne, von dem ich nur Filme gesehen habe, die ich nicht leiden konnte (9 1/2 Wochen, Ein unmoralisches Angebot, Fatal Attraction, Lolita) der allerbeste Scheissfilm-Dreher, den man sich vorstellen kann? Es ist, als wäre er von einem Welt-Propaganda-Ministerium dafür angestellt, uns das Durchbrennen zu vergällen. Ein paar Augenblicke lang darfst du das Gefühl haben, es gäbe Notausgänge, aber dann hält der Vorortzug doch wieder ganz fahrplanmäßig in deinem Leben.

[In meinem alternative ending wäre Diane Lane einfach nicht ausgestiegen oder gleich wieder umgekehrt, au ja, lass uns das noch einmal machen, und dann hätte sie von unterwegs Richard Gere angerufen und ihm gesagt, dass sie nicht wiederkommt, und Richard Gere hätte es verstanden, nicht gleich, aber nach einiger Zeit, und nach zwei, drei Wochen hätten sie einander wiedergetroffen und über alles gesprochen, und er hätte ihr angesehen, wie glücklich sie geworden ist und ihr alles Gute gewunschen, und man hätte ein Paar gesehen, das eine Tragik auf sich nimmt als eine, die mit dem Leuteumbringen zu tun hat & natürlich wäre für das Kind gesorgt gewesen & plötzlich hätten alle alles verstanden & diese klaren Gesichter gehabt, die Leute oft haben, wenn sie endlich etwas verstehen. Aber, ich verstehe das ja auch, das kann es in keinem Film geben: Dass eine Frau durch eine Lust auf irgendwas draufkommt und daraufhin desertiert und glücklich wird dabei, das darf es einfach nicht geben, obwohl es in Filmen sonst alles mögliche geben darf, aber wahrscheinlich würde es wirklich niemand ertragen, dabei zuzusehen, wie eine Frau glücklich wird, nachdem sie Sex mit einem, nun ja, nicht wirklich erwachsenen, albernen, kindischen, gut aussehenden Typen hatte, ah! das wäre gleich so schlampenmäßig und als ob es auf Sex so sehr ankäme und Orgasmen & das ist ja auch so eine Männerphantasie ist doch ein Typ dieser Lyne & diese Grausamkeit, dass jemand eine Wahl treffen könnte, die nicht nur der Moral, sondern auch dem [ist ja so] liebevollen Ehemann und dem [kann doch nichts dafür] Kind von der Fahne ginge. Aber einmal, ein einziges Mal möchte ich das sehen in einem Film, dass eine einfach durchbrennt wegen einem albernen Typen, der es nicht wert ist, und dann geht es gut aus. Warum soll es keine Filme geben, in denen das Durchbrennen von Frauen belohnt wird, und warum bloß habe ich das Gefühl, dass so ein Film endlich einmal kein Scheißfilm wäre?]

[Handkes Linkshändige Frau manchmal, ja sicher. Aber auch nicht wirklich.]






Unglaublich archaisch, dass töten eigentlich OK ist, ausserehelicher Sex aber nicht.


da

sagen sie was.


wenn ueberhaupt,

dann muss da immer gleich schuld und suehne maessig was nachkommen, zb (haette ich mal gestern auf video aufgenommen!) lindenstr, die brave katholische gabi und ihr verhaeltnis, zack, ab ins koma. maennern passiert sowas nie, da kommen dann hoechstens so psychofrauen und bedrohen die familie udn der mann kann sich dann, obwohl ausloeser der situation durch fremdgehen, in der zerstoerung der boesen frau noch als held darstellen. kuck ich lieber zeichentrick.


nu ja, aber marion beimer hat ja ihre affäre mit dem reisebüro-typen schön in eine feine paarbeziehung ausgelebt (obwohl jetzt anscheinend säureattacken seiner ex auf sie imminent sind; vielleicht kommt die bestrafung also doch noch).


grief encounter

to be or not to be, um nur mal einen von hundert amerikanischen filmen zu nennen, in denen überirdisch schöne frauen ungestraft sex mit gutaussehenden jüngeren männern haben. ansonsten: die entsagenden: goethe goes hollywood, melodramatisches dreieck, liebe, die ihre größe darin findet, ihre dauer zu opfern, die brücken am fluß, die dann zum beispiel irons in der schlußszene von "lolita" nicht beschreitet


saeure?

was wissen sie, was ich nicht weiss? ich war doch beim fussball statt vor dem fernseh. jeremy irons finde ich uebrigens unsexy wie nur was.


"Irons" erinnert mich ans Bügeln. Bügeln nervt.


es gibt ja neuerdings (denke ich, seh das auch nicht immer) bei der lindenstrasse am ende so vorschau auf die nächste woche. da sah man unlängst lisa, wie sie mit dem klingschen bayern-imbiss-knilch über die beschaffung von flüssigkeiten redete, mit denen sie das gesicht von marion verätzen möchte.


Develey-Senf?!?


... pappsüss, damit verätzt sich gar nix, Herr Hack.


Sie meinen Händlmaiers!


[OT] Das ist jetzt höchst paralleluniversisch: als ich das obige schrieb überlegte ich, ob ein Hinweis auf Händlmaiers angebracht sei, verwarf den Gedanken wegen überflüssiger O-Tönelei und SIE schreiben keine zehn Minuten später ebenjene meine private ÜBERLEGUNG hier hin. Bitte entfernen Sich aus meinen Gedanken oder lassen Sie uns endlich mal Essen gehen. [/OT]