Dann sagte ich dem Mann, der von mir einen Blurb zum Film spendiert bekommen wollte, der Film wäre albern, pubertär, völliger Mist gewesen, und als der Mann es mit seinem Kugelschreiber verkehrt herum, also mit dem Kugelschreiberminenrausdrückknopf auf das Papier, aufschreiben wollte, empfand ich jäh tiefe Zuneigung für ihn.
wenn er cool ist, NIMMT er den blurb.
der mann muss nicht cool sein, ich kenne ihn ja seit jahren, er ist immer schon hinreissend gewesen.
der film aber, ich bin immer noch muffig. wie kann man eine so schöne idee so erbärmlich vergeigen? Fifty First Dates: Eine junge Frau hat einen Autounfall gehabt und eine Gehirnverletzung erlitten. Seitdem hat sie zwar immer noch ein Langzeitgedächtnis, aber ihr Kurzzeitgedächtnis kann nur noch 24 Stunden abspeichern; am Morgen danach hat sie alles wieder vergessen, sie beginnt wieder von vorne, am Morgen des Tages, an dem sie diesen Unfall hatte, sie sitzt in einem Lokal beim Frühstück, baut auf ihrem Teller ein Haus aus Waffeln, liest in einem Buch, sagt zur Kellnerin, sie hätte einen hübschen Haarschnitt, am Abend wird sie mit ihrem Vater dessen Geburtstag feiern usw. Ein Mann sieht sie beim Frühstücken, verguckt sich in sie, will sie sich gewogen machen, beim allerersten Mal (er weiß noch nichts von ihrem Zustandf) gelingt es, sie verabreden sich für den nächsten Morgen zum Frühstück, sie kann sich an ihn nicht mehr erinnern und fühlt sich belästigt von diesem Typen, der behauptet, er hätte eine Verabredung mit ihr; er erfährt, warum sie sich nicht an ihn erinnern kann - und dann versucht er, jeden Morgen, sie anzubaggern. (Wie M. schon sagte: "Und täglich grüßt das Murmeltier, nur mit Liebe") Man hört den Plot und liebt ihn sofort, die eigenen Geschichten, die sofort zu puckern beginnen. - Und dann sitzt man im Kino und sieht eine Geschichte, in der jede einzelne Figur unerträglich albern ist, russische Kampflesbe, dicker Kellner, der mit einem Hackebeil herumläuft, zugekiffter Segler, ein Zoo, in dem ein Walross kotzt, all so was, bloß Schrott, der so schlecht ist, dass er nicht einmal schlecht ist.
Wenn wir schon dabei sind: Rebecca Cassatis Alphabet-Roman müsste auch noch einmal geschrieben werden, von jemandem, der ihn schreiben könnte.
Vielleicht ist es schwieriger, auf eine starke Idee / einen starken Plot hin auch gut zu schreiben, die Akteure nicht zu blossen Haushaltsgeräten werden zu lassen, die gemeinsam elektrisch den Plot herausraspeln.
Good point. Immer ein Problem z.B. bei der Science Fiction, wenn sie rein als "Literatur der Ideen" begriffen wird.
Genau. Wenn ich eine gute Idee für einen Plot habe, versuche ich jetzt immer, gegen sie zu schreiben und sie durch Zerstörung zu retten.
Aber "Und taeglich gruesst das Murmeltier" war doch auch schon "Und taeglich gruesst das Murmeltier" mit Liebe.
ja sicher, aber die liebe in "und täglich war das murmeltier war" durch die zeitschleife doch erst induziert, wenn ich mich richtig erinnere. ich bagger die jetzt an, weil ich mich sowieso beschäftigen muss in meinem wiederholungsgefängnis, und dann, fake it till you make it, oder so ähnlich.
wenn es kein morgen mehr gibt
immer der gleiche tag, selbst suizid ist kein ausweg, amoralität genauso wenig wie ficken, und die einzige frau, die mehr sein könnte sieht, daß phil connors am ende ist. "And I, the while, the sole unbusy thing, Nor honey make, nor pair, nor build, nor sing" also: ein sinnhaftes leben begründen wider die offensichtliche sinnferne des wiederholungsprogrammes. aber selbst das reicht nicht. und erst als die frau ihn liebt (und er sie) ohne frage nach dauer oder zukunft, fängt das (neue?) leben an.
wäre das nicht ein film über die liebe?
hinsichtlich der verschenkten plots frage ich mich manchmal ob es nicht geschichten gibt, die halt bloß in kurzform, in zwei, drei sätzen funktionieren und nicht über neunzig minuten oder gar ein paar hundert seiten.