Ror Wolf: Gerd Müller

Ich rede nicht viel, sagt Gerd Müller, aber wenn ich den Mund aufmache, dann hören Sie meine Meinung. Er verzichtet auf einen Schlafanzug und schläft auf dem Bauch. Er sagt: achtundachtzig Minuten herumstehn ist nichts für mich, das ist nicht nach meinem Geschmack. Müller, ein Frühaufsteher, der morgens die Semmeln holt, kann auch Kaffee kochen. Er hat beide Arme gebrochen, einen Wadenbeinbruch und mehrere Bauchmuskelzerrungen; die Rißwunden an seinen Beinen kann man gar nicht mehr zählen. Zu Hause lebt er ziemlich bescheiden. Er sagt: ob ich berühmt bin ist mir ganz wurscht. Niemals hätte er eine Frau mit dicken Beinen geheiratet. Kein Wunder, daß dieser Mann nun zwei Stücke Kuchen aus der Einkaufstasche holt: für Dich, mein Liebling, das magst Du doch. Ehefrau Uschi ist die liebenswerte Sekretärin von einst geblieben, auch wenn sie heute einen Nerz, einen Persianer und einen Ozelot besitzt. Die Wände sind mit dunkelbraunem Stoff bespannt; und während der Bomber seine Brötchen mit Marmelade bestreicht, liest er vornehmlich Würdigungen seiner Arbeit. Er war ein armer bescheidener Webergeselle, er sagt: ich tue nur meine Pflicht. Äußere Zeichen sind da ein dunkelblauer Mercedes 450 SE, sein Besitz in Straßlach, der Bungalow mit Schwimmbad, Sauna, Solarium und seine Werbeagentur. Die alten Freunde von früher sind auch noch heute seine Freunde. Am Abend bespricht er bei einem Glas Whisky mit Cola noch einmal alles mit seiner Frau: den Tag und seine Entscheidung. Nun ist Gerd müde. Er spricht nicht mehr viel. Gute Nacht, häng bitte noch Deine Hose über den Bügel. Um 23 Uhr gehen bei Müllers die Lichter aus. Ein Tag im Leben geht zu Ende.
Dazu: Lektüreerfahrungen von japanischen und deutschen Lesern. Ende des Monats wird Ror Wolf übrigens 70.






Beckenbauer dagegen ist oft selbst für biologisch-mentale Halbmünchner wie mich nur schwer erträglich. Aber Straßlach: Der Mann hat Geschmack. Ist er nicht irgendwann ganz bös pleite gegangen?


Gerd Müller

lebt seit Jahren als trockener Alkoholiker zurückgezogen von der Öffentlichkeit im Münchner Umland. Ich war letztes Jahr auf einer kleinen Feier, auf der auch Gerd Müller anwesend war, und niemand hat ein Aufhebens davon gemacht. Angeblich hat er nur noch ganz wenige Kontakte zu den FCBayern-Freunden und -Promis von früher.

Fazit: Seltsame Lektüreerfahrung.


ist

er nicht der Trainer (oder Teamchef) der Bayern Amateure? Als er völlig am Ende war, haben sich die Promis sehr um ihn gekümmert, IIRC, und jetzt hat er eben diesen Posten und die Leute in Burghausen, Erfurt und Ansbach etc. freuen sich sehr, wenn er in der Regionalliga bei den Spielen auf der Trainerbank sitzt.


Nachtrag

Der Kommentar war nicht als Insider-Info über Müller gedacht, ich kenn ihn ja gar nicht und er hat mich auch nie interessiert, das war einfach ein subjektives Puzzleteil. (Ich denke, man kann nicht von außen beurteilen, wer wem persönlich geholfen hat, schon gar nicht aus der Ferne bei einem Prominenten. Da spielen einfach zu viele Eitelkeiten eine Rolle.)