die jungen Architekten des global village
Gruselstunde der schönen, neuen Welt.
Wer es schließlich geschafft hat, findet sich in einer Welt wieder, in der Begriffe wie Optimierung, Flexibilisierung, Rationalisierung und Effizienz zum alltäglichen Sprachgebrauch gehören. Soziale Verantwortung muss in dieser Logik hinter ökonomischen Belangen rangieren - denn "the client is the hero" und Wachstum ist die Vorraussetzung, um als "Global Player" mit den anderen mithalten zu können.
unvergesslich
wie der mann bei bain&company sagt: er ist ein klarer reject.
wie das sogenannte paar die wohnung bezieht, der möbelschlepper stöhnend die wohnung betritt und sie sagt: da vorne steht ihr wasser. soll (hier: muss) ich ihnen sonst noch was geben ?
wie wenig das eigentlich zu dem bild passte, das nach dem film von "diana" bei mir haften blieb: im grunde in dem hier gezeigten kontext völllig deplaziert, kunstgesinnt, intellektuell.
und wie schamlos der autor sich - angeblich - gegenüber der "jungen welt" geäußert hat: "Mit kaltem Haß blickt er auf die »Zweckgemeinschaft« der übrigen zwei EBS-Absolventen, eines in beruflicher Hinsicht erfolgreichen Paares, ebenfalls Unternehmensberater, von denen er sich nicht habe vorstellen wollen, »wie sie miteinander in die Kiste gehen«."
unvergesslich II
abschied von zuhause: die eiseskälte des mittelständischen vaters, hände in der tasche, als der sohn sich verabschieden will, gibts einen kuss auf die wange, mehr ab- als zugewandt.
als der sohn erzählt, er wolle unternehmensberater werden, antwortet der vater, richtigerweise: "was willst DU denen denn erzählen ?"
der fast schon totalitäre, glühende glaube eines 23jährigen mit doppelabschluss an die dinge, die ihm über ubs vorgeplappert worden. die willige unterordnung. dem führer entgegenarbeiten. servilität. angst.
die nebengeräusche: das von der firma gestellte dienstauto, das von der firma gestellte mobiltelefon, die von der firma gestellte mitgliedsgebührfür den club, in dem die jungen krieger möglicherweise jemanden finden, der mit ihnen das leben teilen will.
das elend von so einem arschlochleben: die frühstücksbuffets. die auswahl zwischen orangensaft, ananassaft, multivitaminsaft und grapefruitsaft. die wirtschaftsseiten beim frühstück. die keycard-existenz. die 16 stunden shifts. die nächte in diesen hotelzimmern. morgen so früh raus müssen, dass man sich nicht leisten kann, sich die minibar über den kopf zu stülpen. die pay channel videos dann. durchzappen, nach zwei minuten aber wieder rausgehen, damit das nicht auf der rechnung auftaucht. um mitternachts noch in die hotelsauna. schwitzen. sich schlecht fühlen. die berührung des hotelplüschmantels für einen trost halten.
die permanenten tribunale. versuch das, was du in drei stunden lesen kannst, in zukunft in zwei stunden zu lesen. das wort "analyse". die cds mit den subliminalen gesprächsführungsstrategien.
sonntaqs im feuilleton die besprechung einer ausstellung mit fotos aus der chinesischen kulturrevolution lesen. erschrocken sein über die institution von kritik und selbstkritik. in der chinesischen kulturrevolution. sich davongekommen fühlen. in der besten aller welten leben.
Das Elend ist, dass wir von diesen oft zutiefst unglücklichen Menschen regiert werden.
up or out
brainteaser / den case sauber gliedern, dann die einzelnen issues abarbeiten, besonders die kostentreiber / anxious over-achiever / das gestellte notebook / in unserer freizeit machen wir chateau-hopping / ich war sechs harte, aber gute jahre bei mckinsey / wir arbeiten hier sehr stark hypothesen-getrieben / die bedienung beim frühstück ist die einizige frau, die du heute gesehen hast. aber zum ficken bist du eh zu müde / ich muss am samstag noch mal ins office / wir fliegen sie dann erster klasse ein / die senator-card lounges / das manische wochenend-shopping (du kommst aus kleinen verhältnissen, aber Du kennst jetzt die feinen unterschiede) / magengeschwür mit 25, nervenzusammenbruch mit 31, aber eigentlich bist du darauf irgendwie auch stolz / die anderen aus dem projektteam evaluieren, sie einen auch / sie müssen ihre analytical skills improven / wir sind uns nicht mehr so sicher über ihren cultural fit hier bei uns / wir müssen ja auch die menschen messen / in meiner freizeit arbeite ich als musikalischer dramaturg bei robert wilson / wir bauen das deconstruction-practice weiter aus / dich kotzen diese zweitklassigen anzüge beim klienten so was von an! / wir finden Ihren cv ganz spannend / vor dem einschlafen auf dem ipod gert westphal liest die buddenbrooks / kluge hatte genickt, er hatte mich angesehen und genickt! / ich mach das nur zwei jahre, dann harvard oder ich zieh die eigene sache auf / morgens um fünf aufstehen, anderthalb stunden joggen, training für den berlin-marathon, dieses jahr schaffst Du unter drei stunden! / niewöhner hatte versagt / nächstes jahr mache ich brasilien, anschließend noch nach tokyo. oder maputo / so richtig weißt du auch nicht mehr, aber / NO EXIT
gross.
sie waren dabei? bei einem dieser ruderclubs?
gestern bei diesem film sofort eine konversation zwischen einem dieser boston consultants und jil sander imaginiert; nicht genau gewusst, ob das große kunst wäre oder etwas ganz anderes
The Frank: Wir sollten unbedingt mal ein lustiges Quartettspiel mit den spassigsten Consultant-Ticks zusammenstellen. Ich kannte mal einen, der mitten im perfektesten Powerpointvortrag immer manisch schniefen musste. Er konnte nicht anders. Sein Boss, der Sub-Partner zweiter Klasse, hat immer mit der linken Schulter gezuckt.
gHack: wenn wir schon beim schnupfen sind. ich lese zur zeit "the story of v", ein buch über die geschichte der erforschung der vagina oder so ähnlich jedenfalls. hochinteressant. darin jedenfalls auch ein kapitel über den zusammenhang von genitalien und geruchssinn, darin wiederum das phänomen der post-orgasmischen nasalen irritationen (post orgasmic rhinitis). und, dankenswerterweise, die erinnerung an die therapieversuche von dr. fließ, dem bösen komplizen dr. freuds, der sexuelle irritationen mit kokain zu therapieren versuchte. nasen also. auch nicht uninteressant im evolutionären heils- und missgeschick.
herr hack praschl: wie wird die rhinitis erklärt ...?
Wenn wir schon bei Tics und Freud sind: Dieses unkontrollierte Zucken, Schniefen, Wackeln und Grimassenreißen erscheint mir bei so Buisnessmenschen immer wie der Preis des Aufstiegs. Sie ahnen, dass sie Hochstapler sind. Würden gern weg. Können nicht. Dann gibt die Nase Fersengeld, sozusagen stellvertretend.
Praschl: Das liest sich interessant! Das Riechorgan habe ich in diesem Kontext noch gar nicht beachtet. Steht ja höchstens bei gewissen Tätigkeiten im Weg rum.
Bei den Consultants läuft das ja gerne nach dem Schema Tic (Schniefen) Tric (Steuerhinterziehung) und Trac (Schiss kriegen und in sicheres Drittland abhauen)
bedaure, herr knecht, das hätte meine "work-life-balance" zu empfindlich gestört! um nämlich meinen diversen steckenpferden auch nur annähernd nachzukommen, benötige ich seit jahren schon mindestens 75 wochenstunden. wann sollte ich da noch die pharma-industrie retten? weil ich während meiner promotionszeit ende der 90er aber nie genug geld hatte, habe ich mich gelegentlich auf irgendwelche größenwahnsinnigen kontaktseminare in sauteure scheißhotels einladen lassen. da habe ich dann die obigen minuskeln aufgeschnappt. man wurde übrigens auf solchen veranstaltungen mit einer effizienz und penetranz observiert und klassifiziert, dass es die ostdeusche staatssicherheit neidisch gemacht hätte. und einmal habe ich, verbotenerweise, lesen können, was irgendein trister engagement coordinator als vermerk in meine kaderakte eingetragen hatte: "herr NN ist ein sonderlicher typ. sein interesse an beratung ist völlig unglaubwürdig."
@jil sander consulting group: einer von denen meinte mal zu mir, er könnte auf der "maßgeblichen ebene" beim besten willen keinen unterschied sehen zwischen einer bach-fuge und einem guten geschäftsmodell. also doch kunst. @gHack: mal einen live erlebt, der in unsicheren momenten immer so eine handbewegung machte, als wollte er sich voll in den schritt packen. im letzten moment zog er die hand dann ruckartig zur seite weg und schlug sich knapp am nebenhoden vorbei auf den oberschenkel, so als hätte gerade jemand einen großen witz gerissen. da war wenigstens ein ehrlicher archaismus noch erkennbar! wahrscheinlich hat er scheißviel geld bei einem psychologen gelassen, der ihm das dann abgewöhnt hat.
...mit kleinen Elektroschocks. Gerät in der rechten Hosentasche, zwei blanke Kabel an die Eier geklebt.
genau. und pro verfehlung mit 2000 volt drei mal "jürgen kluge" im morsealphabet an die eier.
...und die darob melonengross angeschwollenen Klöten dem Kunden als zusätzliches Exo-Gehirn verkaufen. Und den doppelten Stundensatz berechnen.
"darf ich mich ihnen kurz vorstellen: mein name ist martin niewöhner, ich bin seit fünf jahren partner bei <clöten consult>!"
VON CLOETHEN CONSULT, bitte!
...frequent flyer miles in zürich klöten registriert.
da lacht der inhouse-consultant!
nach der fusion dann VON CLOETHEN BOLLOCKS & ULCER INC.
Never mind the McKinseys!
Wenn ich das den Jungs beim Motivational Freeclimbing am Casual Friday erzähle, fallen die vor Lachen aus der Steilwand. Hier, bei Booze, Ale & Hamilton haben wir noch Spass am Plattmachen.
(branchenunübliche ehrlichkeitsoffensive übrigens durch die selbstbeschreibung als "dröge & company" - fand ich immer beachtlich)
Ich studiere ja als angehender Diplom-Wirtschaftsingenieur mit sehr vielen Leuten zusammen, die genau dort hin wollen. Viele von ihnen halten sich schon jetzt für die Elite die das armseelige Land rettet. Viele sehen auch einfach nur die Kohle und wollen gar keine Freizeit, ein Ferrari oder BMW oder Porsche oder wasweißich sind da doch wesentlich wichtiger. Diese Menschen sind meist so kalt und selbstfixiert, die passen perfekt ins gemachte Nagelbett der Unternehmensberatung. Da könnte man fast meinen, diese Spinner von den Unternehmensberatungen hätten Recht mit ihrer Meinung, dass das eine genetische Veranlagung wäre, wobei ich genetische Disposition da passender fände. Allerdings gibt es hier oder dort doch sehr vernünftig denkende Mitstudenten. Klar, die wollen dann schon sehr viel öfter nicht ins Consultinggeschäft, weil sie der Ansicht sind dort arbeiten zu viele Arschlöcher, außerdem muss man ja soviel da arbeiten. "Und Arbeitsplätze wegrationalisieren" ergänze ich dann meist und bekomme 50% verwirrte Blicke und 50% Zustimmung:"Stimmt, das ist natürlich auch noch scheiße". Einige dieser Kommolitonen erwägen aber doch ernsthaft bei dem Spiel mitzumachen. Häufigst gehörte Sätze:
Man kann ja erstmal drei Jahre machen. Danach stehen einem dann alle Türen offen. Wenn keiner die Arbeitsplätze wegkürzt, dann geht die ganze Firma den Bach runter. Da muss doch wer beim Einsparen helfen.Sehr perfide auch, wie man während des Studiums subtil an die Consulter-Denke herangeführt wird. Z.B. in Systemanalyse bekommt man zum üben recht abstrakte Fälle vorgesetzt, wo man auf gar keine andere Lösung kommen kann als irgendwelche Filialen einer Firma mit steinzeitlichen Organisationsstrukturen zu schließen. Da werden natürlich nie Mitarbeiterzahlen genannt, Personen oder Einzelschicksale existieren in der Studienwelt des Consultings nicht. Andere Lösungen zu erarbeiten ist quasi nicht möglich, weil man die Übungen in der Regel schon unter einem "realistischen" Zeitdruck erledigen muss. Findet man dann doch eine andere Lösung, wird die mit einem Lächeln und den Worten "Schön, aber die andere Gruppe war effizienter" abgehandelt. Belohnt wird, wer mitspielt. Was wir euch beibringen führt zum Erfolg. Handeln, nicht denken. Fähigkeiten erlernen, nicht das lernen selbst. Das wird einem aber immer in einem Mantel der Menschlichkeit verkauft, der die Einbeziehung der Mitarbeiter erst als sehr wichtig darstellt, was sich später mehr und mehr zu einer strategischen Option und schließlich zur Observation der Mitarbeiter zwecks Leistungsevaluation wandelt. Man könnte noch stundenlang weiterschreiben, aber eigentlich ist das unproduktiv. Die einzige Lösung wäre, selbst eine Beratung hochzuziehen, welche immer, immer nach der Devise "Mensch vor Profit" arbeitet. Nur wer würde die schon engagieren? Die meisten Unternehmen holen die Berater ja doch nur als Rechtfertigung für Entlassungen ins Haus.
neulich hier der agenturcheff
ende 60: wer sind den diese berater? irgendwo rausgeflogene junge versager, die von nichts ne ahnung haben und das runterleiern, was sie in ihren seminaren gelernt haben, da darf man gar nicht hinhören...
Womit wir wieder bei Pineapple Face wären.
Wir hatten die grad im Haus
haben ein halbes Jahr zum "optimieren" gebraucht und festgestellt, dass da jetzt unbedingt mal 35 Leute entlassen werden müssen. Heute wurds Ernst und gab dann jede Menge Tränen. Die Consultants sind natürlich nicht mehr hier um sich ihr Werk anzusehen.