Ein schönes neues Plätzchen haben die Israelkritiker und strikten Feinde des Lobbyismus, die nun aber wirklich keine Antisemiten sind, dank Möllemann gefunden. Die NRW-Lounge, das Internet-Diskussionsforum des FDP-Landesverbandes NRW. Dort sprechen sie sich aus, auf gelbem Background, umrahmt von gleich zwei Ansichten des Fallschirmspringers, Vorderansicht, Profil, Ohr frei, so einer kommt überall hin.

Drei Kostproben:

[1] Herzlichen Dank Herr Möllemann! Bezüglich Herrn Friedmann haben Sie heute voll meine Meinung vertreten! Auch ich kann diese ständige Pauschaldiffamierung kritisch denkender Mitbürger nicht mehr ertragen! In der Nachkriegsgeneration herangewachsen, war ich sicher frei von jeder antisemitischen Einstellung. Seit ich aber die haßgeprägte Agitation von Herrn Friedmann verfolge, wird es für mich immer schwieriger, mir meine unbeschwerte Haltung gegenüber jüdischen Mitbürgern zu bewahren. Bleiben Sie bitte standhaft!
[2] Sie haben mit Ihrem Artikel recht. Es geht aber noch weiter. Diese ganze Kampagne ist "gewollt und gelenkt", denn immer wenn Israel Geld benötigt, dann halten wir Deutsche her. Was haben wir Generationen nach dem 2. Weltkrieg geb. noch mit dem Holocaust zu tun ? So schlimm dies alles war, wir haben gezahlt. Was macht denn Israel, sind die besser als Hitler ? Das Geschwür Antisemitismaus hat Namen und Gesichter- 2 davon - Spiegel und Friedman. Wo wird noch gefoltert ? Wo gibt es noch Massengräber ? Nein, so kann und darf es nicht weitergehen. Palästina muss endlich ein eigener Staat geben.
[3] Sehr geehrter Herr Moellemann, Ihre Aeusserung ueber Friedmann war noch milde ausgedrueckt. Wir sind Deutsche Bundesbuerger in den USA, auch wir sind in bezug auf Friedmann ueber sein Auftreten und die weise wie er sich ausdrueckt sehr veraergert , wir halten Ihnen die Daumen machen Sie weiter so mit freundlichen Gruessen Deutsche Buerger aus den USA





foren halt

bei bild.de gibt es sowas andauernd, nehme ich mal an. Eigentlich doch gut, wie die eigene Rede genug verrät. Heute habe ich überlegt, ob ich nicht folgende Frage mal stelle: Jeder hört ja den Spruch, Kritik an der israelischen Politik sei nicht gleich Antisemitismus. Soweit kann man gegen den Spruch auch erstmal nix sagen (sofern er nicht, wie potentiell jeder Spruch gegen seinen reinen Aussagewert instrumentalisiert wird). Die Frage nun: wo sind bei einem persönlich denn die Grenzen, also, wo fängt Antisemitismus an und hört "bloße" Kritik auf?


Das erschliesst sich durch den Kontext, in dem Sätze wie der von Dir erwähnte gebraucht werden.


Gut, wie die eigene

Rede genug verrät? Das sind doch lauter öffentliche Einschüchterungen! In solchen Sätzen steckt eine Drohung: "... wird es für mich immer schwieriger, mir meine unbeschwerte Haltung gegenüber jüdischen Mitbürgern zu bewahren." Das kommt so distinguiert und altherrenhaft daher und ist doch - wie Möllemanns Friedmann-Beschimpfung auch - einfach eine Variante der immer gleichen Aussage: "Wenn dieser eine Jude da nicht endlich die Fresse hält, werdet ihr andern Juden schon sehen, was ihr davon habt." Ich befürchte, je nach Formulierung ist dieser Satz mehrheitsfähig. Und die, die ihn äußern, wissen das.


mehrheitsfähig

glaube ich nicht, glücklicherweise.

aber deine interpretation des satzes ist schon ganz richtig. was ich meinte: langt ja schon, das zu lesen, um zu wissen, wie's gemeint ist. weshalb unkommentiertes posten hier genügte.

der von mir zitierte und obigen foren-auszügen nahe liegende satz ist bei mir jedenfalls ambivalenter. mir geht's ja wie vielen: ich blick da nicht mehr durch.

weshalb ich z. b. praschls bemühen, gegengewicht zu gängigen argumentationsmustern gegen die israelische politik zu liefern, durchaus nachvollziehe, aber oft genug auch denke, schon recht, aber andererseits: erklär mir mal einer die siedlungspolitik, erklär mir mal einer die notwendigkeit, die besetzten gebiete halten zu müssen.

das problem also: ich fühle mich nicht kompetent, überhaupt eine meinung zu haben. was ja gleichzeitig eigentlich erbärmlich ist, oder nicht?


Den allermeisten Leuten,

die da im FDP-Forum posten, geht es nicht darum, dass da verelendete palästinensische Zivilisten vorm israelischem Militär kuschen müssen, und es geht ihnen auch nicht um die Reihenhausfanatiker oder die israelische Politik als solche; denen ist das willkommene Deckung, um endlich mal wieder offen bekennen zu können, dass ihnen die Juden schon immer gestunken haben. Wie bov schrieb: lauter Drohungen. Wie ghack anderswo schrieb: hat mit Israel so gut wie gar nichts zu tun. Sind dieselben Typen, die bei anderer Gelegenheit von der islamistischen Unterwanderung unserer liberalen Zivilisation schwadronieren und jeden hier lebenden Palästinenser als potenziellen Terroristen wegsperren würden. Also Scharons Politik kann ich auch nicht erklären, aber das ist ohnehin nicht das Thema.