"To 1st Lt. F. Scott Fitzgerald 65th Infantry Camp Sheridan Forget-me-not Zelda 9-13-18 Montgomery, Ala"






Zelda war Fitzgeralds Gesundheit auf Dauer so zuträglich wie diese Feldflasche voll Absinth.


es fällt mir schwer, es so zu sehen. sie haben einander sehr geliebt.


Amour fou, jedenfalls.


immerhin. mehr als man den meisten lieben nachsagen könnte.


zumindest liebesrausch. waren ja beide keine alkoholverächter.


Das ist wahr. Das Selbstzerstörerische macht mich aber traurig. Wenn die Intensität in den Wahnsinn kippt. Immerhin bestätigt das Artefakt, dass Liebe manchmal in einem Camp beginnt.


zum besten, was über selbstzerstörung, sucht und sog geschrieben worden ist, gehört (nach wie vor) das folgende:

die metapher >>abgrundsgemeinschaft<< ist hier gewählt, um die attraktion des formlosen und ungestalteten verständlich zu machen, die unterirdisch menschen und menschen, und menschen und zustände zueinander führt, die, scheinbar, wider willen sich zerstörend, in wahrheit die geborgenheit in dieser gemeinschaft suchen. zerstörung und selbstzerstörung haben das gleiche ziel: sie sind beide nur ein schritt auf dem weg zu dieser gemeinschaft.

sucht ist die von den verkörperungen enttäuschte bewegung des sich-entkörperns, die gnade sucht in der abgrundsseite des seins; sog die das sich-entkörpernde in sich einsaugende bewegung, die ausgeht von der abgrundsseite des seins.

unsere definitionen: die der sucht als des zum nichts sich verstockenden nicht des nichthabens und die des sogs als des zum nichts sich verstockenden nichts des nicht-gehabt-werdens, sprechen beide vom nichts als dem nie-und-nimmer einer halt gebenden verkörperung.

sie setzen ein verkörperungsdenken voraus. für ein denken, das der enttäuschung an den verkörperungen entspringt, ist dieses nichts nurmehr der >>schleier des seins<<. der von allem enttäuschte will >>nichts<< haben, er will: das sein. er will die vereinigung, die erst gelingt, wenn er auch angenommen wird von dem, worauf sich die enttäuschte sehnsucht richtet.

das nichts-haben-wollen ist jetzt ein vom-nichts-gehabt-werden-wollen, die formel des sogs bezeichnet mit der abgrundsseite zugleich die gnadenseite des seins.

  • aber ist das gnade? <<

aus: heinrich, klaus: die schwierigkeit nein zu sagen als das problem des widerstandes in den bewegungen der selbstzerstörung, in: versuch über die schwierigkeit nein zu sagen. basel, ffm, 1964

(beim überlesen des abgetippten denke ich noch, ich hätte vielleicht doch lieber nicht die kleinschrift, sondern vielmehr... zu spät)


Kann man nicht so enden lassen.


kleiner sidestep: vielleicht ist der grund fürs scheitern oder fürs kippen einfach dieser. wenn liebe bei erfolg des anderen in frustration oder neid umschlägt. paare die denselben broterwerb haben sind offensichtlich gefährdeter. meine erfahrungen sind da auch nicht die besten.


meine dagegen nur die allerbesten. seit mehr als zehn jahren. meine vermutung ist eher, dass man (sich) nach dem scheitern von liebesgeschichten die angeblich naheliegenden gründe zusammenklaubt und man beim zusammenklauben schnell der eigenen einbildung, konkurrenz sei um so vieles stärker als alles andere, erliegt. man merkt das immer an sätzen wie "das konnte ja nicht gutgehen".


wahrscheinlich wahr. ich hatte das nur einmal, und es war nicht ganz so schlimm. es gab viele andere gründe fürs nicht funktionieren. wir sind zumindest noch gute freunde. auch selten.


Falls es stimmt, daß Zelda von ihrem Vater mit dem Messer gejagt wurde (z.B. hier) und sowas auch schon früher vorkam, wäre das doch ein angemessener Grund für Wahnsinn.


danke für den link. wenn zelda an schizophrenie litt, dann kann es sein, dass sie deshalb viel trank, als versuch der selbstmedikamention.


hier eine besprechung von kyra strombergs zelda&scott-doppelbiografie, die auch ich, wie alle kyra strombergs, empfehlen kann. bei allem, was ich über das paar weiß, scheint das problem darin bestanden zu haben, dass die beiden einander in ihren selbstzerstörerischen tendenzen zum einen extrem verstärkt haben und zum anderen einander auf eine recht altmodische (also durchaus nicht weiter pathologisierbare) weise sehr liebten. vernünftig war das sicher nicht, aber wie das mit der liebe so ist: wenn sie immerzu nur vernünftig wäre, wäre sie halt irgendwie nicht das, was wir meistens liebe nennen (ob das uns nun immer nützt oder nicht). und, of course, die beiden sind einander wenig schuldig geblieben in gegenseitiger gefühlsschinderei und gemeinheit und einander-sorgen-macherei. was gut und wichtig an dem stromberg-buch ist & an dieser stelle auch nicht gebührend erwähnt: dass auch zelda eine große autorin war oder hätte sein können, also mehr war als nur die komplizierte und kapriziöse an seiner seite.


hört sich interessant an, die biographie. kommt auf die liste. danke.


Es gibt auch einen kurzen Überblick über die Lebensgeschichte der beiden. Spassigerweise auf der Site eines Musicals über die Fitzgeralds, aber durchaus seriös. Nur die Netztypographie ist übel.