aus: FTD, 30. JULI 2003 S. 23

Die berauschende Geschwindigkeit, mit der Google das Vorkommen eines Wortes auf drei Milliarden Internetseiten prüfen kann, erfordert eine Armee von über 15 000 speziell angefertigten PC. Google setzt dabei auf Billigteile, wie sie in jedem betagteren Rechner stecken. Das ist effizienter. Zum Einsatz kommen PC, die in Kenngrößen wie Prozessortakt (1 Gigahertz) oder Festplattenkapazität (80 Gigabyte) ungefähr die Hälfte dessen bieten, was im jüngsten Aldi-PC an Leistung steckt.

Google kauft die Chips, die pro eingesetzten Dollar die höchste Rechenleistung bieten und gleichzeitig am wenigsten Strom verbrauchen. Diese Knauserigkeit entspricht einer simplen Logik: "Die Dutzendware senkt unsere Rechenkosten - deswegen können wir mehr Rechenleistung pro Suchanfrage einsetzen", schreibt Urs Hölzle, der die Computerarmee konzipiert hat, in einem Aufsatz über das Projekt. So kann Google auch große Datenmengen in seiner Suchmaschine abbilden, etwa Dokumente, die im Internet als PDF-, oder Powerpoint-Dateien gespeichert sind. Die Geschwindigkeit steckt in der intelligenten Rechnerkombination auf der Basis des Gratis-Betriebssystems Linux. Zur Beantwortung einer einzelnen Internetabfrage machen sich mehrere Dutzend Computer koordiniert auf die Suche - nicht im Internet selbst, sondern in einer der zahlreichen Kopien des Internets, die Google in sieben weltweit verteilten Rechenzentren bevorratet hält.

Die eingesetzte Billigware ist bei weitem nicht so zuverlässig wie die teuren Geräte von Markenherstellern wie Sun oder IBM - aber auch diese Lücke schließt Google durch die Anzahl der Computer: ein Ausfall wird von der Software erkannt, der kaputte Rechner wird nicht mehr verwendet. Für das Management seiner Rechnerarmee hat Google zudem die notwendigen Werkzeuge entwickelt, sodass das Hinzufügen neuer Rechenkapazität sehr einfach ist. Mittlerweile ist es für die Google-Techniker zu teuer, eine defekte Festplatte zu suchen und auszutauschen - stattdessen werden einfach weitere Rechnerblöcke angedockt.

Martin Virtel






"Web Search for a Planet" (Autoren: Luiz André Barroso Jeffrey Dean Urs Hölzle) heißt der zitierte Aufsatz (pdf/Google html)


danke für den hinweis - der Aufsatz war eigentlich auch hier mitangegeben, aber offenbar habe ich das beim bloggen verbastelt.