Nie habe ich so gut gegessen wie in den acht Tagen, in denen ich in Sidney war, ist schon einige Jahre her. Nirgendwo habe ich bessere Kochbücher aufgetrieben, fanatischere Foodies an Nebentischen belauscht, in besseren Restaurants gesessen. Warum dort so viele Köche so unfassbar gut kochen, lässt sich nicht sehr schwer erklären. Sidney ist eine Einwandererstadt mit dem ein wenig ungewöhnlichen Charakteristikum, dass die Einwandererung in mehreren recht distinkten Wellen stattgefunden hat (italienisch, griechisch, asiatisch), zwischen denen jeweils jahrelange Pausen lagen, in denen die verschiedenen ethnic cuisines Zeit hatten, ihre Anhängerschaft zu finden, sich zu verfeinern, vor sich hin zu experimentieren; in Sidney gibt es viele Lesben und Schwule, in Städten mit vielen Lesben und Schwulen gibt es meistens mehr gute Restaurants als in Heten-Städten, die Leute gehen mehr aus, haben mehr Geld (weil kinderlose Doppelverdiener-Paare) für Genuss und mehr Geschmack; es gab keine gute originäre australische Küche, die man erst aus dem Feld hätte schlagen müssen (in Italien und Frankreich haben Neuerer es ziemlich schwer, weil dort schon die Volksküchen so verdammt gut sind); in Australien gedeiht das meiste Zeug, das man für eine gute Küche braucht, prächtig; und es gibt dort viele Leute mit Unternehmungsgeist, die ohne große Bedenken einfach mal experimentieren. Aus irgendeinem Grund gibt es in Sidney auch einen ziemlich guten Food-Journalismus, eher neugierig als auf Urteilsfindung aus, eher an Entdeckungen interessiert als daran, dem Leser zu sagen, ob er für sein Geld auch einen reellen Gegenwert bekommt. Die beste Food-Zeitschrift, die ich kenne, ist nach wie vor die - auch hierzulande an gut sortierten Bahnhofskiosken erhältliche - Australian Vogue Entertaining, die in jeder Ausgabe genügend irre Fusion-Rezepte enthält, um mich, der ich in meiner Oralfixiertheit keiner Seegurke, keinem Froschschenkel, keinem Pony-Steak, keinem Hühnerfuß und keinem Fünf-Chili-Gericht je ausgewichen bin, immer noch aufs Allerschönste zu verblüffen.
Schon gut, ich verliere mich gerade in sinnloser Schwärmerei. Worauf ich eigentlich hinweisen wollte, ist die ganz wunderbare Website Miettas. Dort findet man nicht nur Biografien der & Interviews mit australischen Kochgenies, sondern vor allem eine Unmenge von Rezepten, die für die eine oder andere Epiphanie sorgen. Ich empfehle besonders die Rezepte von David Thompson, in dessen Sailor´s Thai Canteen ich dreimal sehr glücklich gewesen bin; ein ziemlich geniales Ananas-Basilikum-Risotto von Antony Scholtmeyer, Kuni Ichikawas Hähnchen in Shiso-Blättern oder das rote Känguruh-Erdnuss-Curry mit Kokosreis von Andrew Blake. Falls sich das zu asiatisch anhört, liegt das an meinen Vorlieben, man findet am angegebenen Ort auch anderes.
Und die long distance dedication ist für Dich, Cat.
bloop
Gegen das Fernweh. Oder dafür. Je nachdem.
ich wünschte,
deine theorie bzgl. der korrelation schwulenstädte/gute restaurants würde auch auf köln zutreffen. konnte ich hier bislang noch nicht so richtig feststellen. aber vielleicht bin ich auch mal wieder nur zu miesepetrig.
na ja,
mein sample ist sidney, amsterdam, san francisco. in köln war ich immer nur auf durchreise. as you know. vielleicht müsste man noch einen deutschland-faktor abziehen. oder einen biertrinker-malus.
grrrrr .....
mhm ... this sounds wonderful. computing between headlife in the small town and heartlife in the big city i missed this. and then again, it may not even be meant for me but i am bigheaded/hearted enough to take it so, and so thks and if i still had a place to share my love and my food it would be all about how to cook with just under five ingredients - which is still enough to make you lick your fingers. take care. cat