ein freund, literaturwissenschaftler in jerusalem, versichert mir soeben per e-mail, celans gedichtzeile "denn zweierlei sind jude und natur" (sinngemaess) waere aus einer sehr tiefen abscheu gegen campingurlaub erwachsen.






Paul Celan beim Campen. Unvorstellbar.


EBEN


camper van beethoven


high / low

: geht ja doch!


wg. EBEN


Ich meinte so: wenn die Zeile aus dem/der (geht beides) Abscheu erwächst, dann legt das Erfahrungen nahe, aus denen der/die Abscheu erwachsen konnte. Aber allein schon die Vorstellung!


So abseitig scheint mir das nicht zu sein, wenn man bedenkt, dass ein guter Teil tumben Teutschtums aus der Turner- und Frischluftfreikörperbewegung hervorgegangen ist. Als denkender Mensch entwickelt man gegen solcherart angespannte Volksgesundheit schnell eine Aversion.


joggen mit habermas

@ hauskater - historisch vollkommen plausibel, dass gewisse formen von "volksgesundheit" - oder deren gegenwaertige korrelate - einen ueblen leumund haben. aber, frage ich mich manchmal, geht die anti-sport-attituede, die hier in manchen milieus herrscht, nicht doch gelegentlich zu sehr ins jelinekhaft-angespannte? erfrischend jedenfalls das tagesspiegel-interview damals, in dem gumbrecht seine kleine philosophie fussballs skizzierte.


existenzialistisches raucherbein

eine lebenspraxis, die das "denken" flankiert, muss ja nicht automatisch auch selbstzerstoererisch sein: die philosophie der pariser cafes - 40 filterlose am tag, espresso und rotwein satt - ist eine moeglichkeit unter anderen, kein zwingendes paradigma.


@ the frank: Erfrischend? Ich weiß nicht...Mir scheint es eher so, als wären die Intellektuellen, die den Spitzensport ablehnen, mittlerweile so selten wie solche, die gegen Pop-Musik Stellung beziehen (sage ich als unverbesserlicher Pop-Mensch). Selbst Elfriede Jelinek gibt sich da geschlagen und meint, daß Bode Miller "ein cooler Typ" ist. (Hat sie vielleicht auch nur, damit die Sport-Fragen in dem Interview endlich ein Ende haben.) Und erst letzthin (BookTV 1.6.2003 nach ca. 2 Minuten 20) hat Noam Chomsky altersmilde gesagt, "When I take my grandson to a baseball game, I enjoy (!) being part of mainstream America", was zwar noch nicht direkt ein Lob für den Sport ist, aber doch erstaunlich für jemanden, der ihn bisher als Gift zur Depolitisierung gesehen hat.


seynsgeschichtlicher riesenslalom

@hauskater: vielleicht ja auch eine verdeckte form von showdown mit martin "sportskanone" heidegger, dem teutschen tier des seynsgeschichtlichen riesenslaloms.

@FraFuchs: nicht dass ich da in depth bescheid wuesste, aber mir schien bisher, die nordamerikaner haetten ohnehin eine geradezu athletische gelassenheit im umgang mit sport - bei allen kulturkritischen manoevern im einzelnen. gibt es eigentlich DEN aufsatz ueber baseball in der usamerikanischen literatur? ich erinnere mich da an szenen in "invention of solitude" - das spielfeld als muster, das sich gegen alle kontingenzen durchhaelt etc. - oder den grossen auftakt von "underworld": "longing on a large scale is what makes history", mit den bad boys im stadium. trotzdem komisch, wie ausgerechnet chomsky da "eingebrochen" ist. ich bleibe dabei: analog nicht vorstellbar, dass botho strauss jeden zweiten samstag bei hertha in der kurve steht.