Wirklich schlimm kann ich das Ergebnis der französischen Wahlen immer noch nicht finden. Ungefähr 15 Prozent für Parteien links von der Sozialdemokratie - die ja ihrerseits weiter links steht als die Schröder/Blair-Modelle - sind doch in Ordnung. Chirac, der den zweiten Gang mit locker 3/4 der Stimmen gewinnen wird, ist zwar (setzen Sie hier gerne ein paar abscheuliche Eigenschaften ein), aber er hat immer schön Herrn Haider gedisst und bei den Anschlägen auf die Synagogen in den vergangenen Wochen das Richtige gesagt. Was ihn im Vergleich zu anderen Konservativen in Europa dann doch nicht so schlecht aussehen lässt. Oder wo genau würden Sie auf einer Geraden zwischen M. Chirac und M. LePen die Messieurs Stoiber, Möllemann, Khol (ich meine den aus Österreich) einzeichnen?

Er hat immerhin den Einkaufschip zum Kultobjekt erhoben :-)

und das erschreckt mich schon sehr. Denn es zeigt, dass die Politik an der Alltäglichkeit der Bevölkerung vorbeiregiert und aus dem Elfenbeinturm heraus nicht bemerkt, dass keiner mehr auf die Heuchelei hereinfällt. Aber die Menschen auf der Straße merken, dass vieles nicht mehr gut läuft und sie können sich nur ab und zu bei den Wahlen mal melden. So gewinnen die Führer wieder Auftrieb. Betrachtet Euch die Entwicklung in Argentinien: wie richtet man in nur 10 Jahren ein gutes Land zu Grunde. Das können wir auch noch kriegen. Wenn man Misstände benennt wird man als rechter, Nazi oder Stammtischdepp abgetan. Aber die Wurzel, die Missstände bleiben oder werden schön geredet. Die Mehrheit schweigt. Und dann, an der Wahlurne, schlägt sie zu. Jedenfalls die paar, die noch motiviert genug sind, wählen zu gehen. Das ist das, was mich erschreckt.