Man kann nicht alles haben. Schade eigentlich.

Gethenians are androgynous but have the potential to become either male or female when they go into what is called kemmer, a recurring, highly sexualized, gendered state of being. The clitopenis, then, either shrinks or enlarges to accommodate the male or female genitalia. Once in kemmer, one should go directly to a kemmerhouse, a sort of sexual Club Med where one may roam free and take pleasure in whomever one wishes until that particular period of kemmer is finished. "Coming of Age" explores the rite of passage of a Karhidean named Sov Thade Tage em Ereb, who, after going through a somewhat uncomfortable puberty, goes to takes a first trip to a kemmerhouse as a woman.

Von hier.

Übrigens habe auch ich einige Vermutungen über die Zukunft des Sex. Sagen wir: in der westlichen Mittelschichtwelt, sagen wir: für eine Zeit bis 2010. Ein wenig educated guessing, das vor allem aus Medienkonsum gespeist wird (im Unterschied zu vielen glaube ich, dass Medien ziemlich genau wiedergeben, was ist und was kommt).

1. Eso-Sex. Es wird immer mehr Dienstleistungen, Anbieter, Zeitschriftenartikel, Bücher, Seminare, "Tempel" usw. geben, die Verbindungen zwischen Sex und Spiritualität, seelischer Balance, Ying Yang und ähnlichem Kram ziehen, also dem Sex eine Bedeutung (wieder-)geben wollen. Beim Konsumenten kommt das deswegen an, weil er durch die "Spiritualisierung" von Sex eine tolle Ausrede bekommt - man kauft und konsumiert dann nicht mehr bloß Sex, sondern Rebalancing-Therapien oder so etwas ähnliches. Indiz: Das stetige Wachstum der Tantra-Branche (guckt mal in den Kleinanzeigenteil Eurer linksliberalen Stadtzeitung). Problem: Man muss noch ein paar richtig gute Namen erfinden, damit das Marketing mainstreamtauglich werden kann, also ein wenig branding betreiben. Prognose: Stern- oder Spiegel-Titelgeschichte in ungefähr 3 Jahren, leicht sarkastisch beschrieben, aber mit Testimonials, die den Leser dazu verleiten, das vielleicht doch einmal auszuprobieren.

2. Pharmakologisierung. Na ja. Das ist eh schon halb durch. Viagra und Äquivalente für Frauen. Hat nur zwei Jahre gedauert, bis aus großen "Was passiert da bloß mit uns?"-Überblicksartikeln ganz normale, nüchterne, eher an der Faktenlage als an Einstellungen, soziologischen Verwerfungen usw. interessierte Stücke wurden. Problem (abgesehen von den medizinischen): Man muss das noch ein wenig deutlicher zu Lifestyle-Drogen machen, das Motiv des gesteigerten und garantierten Genusses betonen und davon wegkommen, die diversen Mittel als Medikamente gegen Defekte zu verkaufen. Indiz: Muss man nicht groß belegen, ist eh schon ziemlich evident; dazu kommt das Älterwerden der Gesellschaft, das ein gutes sauberes Argument für die Notwendigkeit der Forschung liefert. Prognose: leichter dosierte Produkte ohne Nebenwirkungen, nicht nur in der Apotheke erhältlich; Designer-Linien, am besten mit einer Modelabel-Lizenz. Prognose: 2008 liegt als giveaway einer englischen oder italienischen Modezeitschrift eine Gucci-, Versace- oder Calvin Klein-Lifestyle-Pillenprobe bei, der Name könnte Euphoria lauten, die Einführungskampagne wird von Toscani fotografiert.

3. Porno-Upgrading. In den nächsten Jahren wird es zuerst in Avantgardemedien (Modezeitschriften, MTV, Arte usw), dann in Mainstream-Medien (RTL, pro7 usw.) die ersten expliziten Porno-Sequenzen in ganz normalen Modegeschichten, Musikvideos, Spielfilmen geben. Man wird einen Wimpernschlag, ein paar Sekunden lang Vaginen und Erektionen sehen, eher beiläufig als ostentativ, eher in gut gemachten, gut ausgestatteten, eher auf ein Unisex-Publikum abzielenden Produkten. Darüber wird es dann im Spiegel und im Intellektuellen-Fernsehen Debatten geben, an deren Ende klar ist, dass das Abendland nicht untergeht und niemand zum Axtmörder werden wird, weil er ein paar Close-ups von Genitalien sieht. Irgendwann wird auch der Spruch von der "künstlerischen Gesamtaussage", in die Pornografie eingebettet ist, nicht mehr fallen, weil man diesen Spruch eh nur 15 Mal bringen kann, ohne dass ihn jeder als Vorwand durchschaut hat. Am Ende haben wir dann eine stylishe Mittelschicht-Pornografie, die mit der Ästhetik von Wallpaper mehr zu tun haben wird als mit jener von Playboy usw. Indiz: Jetzt machen sie schon in der FAS große Interviews mit Araki. Manche Euro-Filme der letzten zwei Jahre. Problem: Der deutsche Mediengesetz-Föderalismus fürs Fernsehen. Und dass es geraume Zeit dauern wird, bis die Leute so weit sind, dass sie ästhetisch akzeptable Pornografie auch dann konsumieren, wenn sie nicht gleichzeitig mit Entfremdung, Tod, tödlicher Obsession zu tun hat, sondern nur mit Vergnügen. Prognose: MTV 2003-4, Video von irgendeiner, jetzt noch nicht bekannten europäischen Sängerin, im Hintergrund irgendeine dampfende Spa-Geschichte, wenn man genau hinguckt, kann man eine Pussy, eine Erektion, ein wenig Fellatio sehen, Leute werden das mit einer Einzelbildschaltung nachkontrollieren, Produzent George Michael oder so jemand, Sendezeit nach 23 Uhr, auf der Website gibt es einen director´s cut, in dem die infame Szene zwei Sekunden länger dauert. Und in der premiere issue einer neuen britischen upmarket Frauen-Zeitschrift, die aus Tyler Brulés Werkstatt stammt, gibt es eine extra noch einmal verschweißte Beilage mit wirklich heißen Fotos.

4. Comic-Sex. Für die niederen Klassen und die Trashbedürfnisse der höheren wird es natürlich jede Menge Stars geben, die noch riesigere Brüste, noch aufgespritztere Lippen, noch mehr Stuck-Tattoos überm Arsch haben werden. Also die Pamela Anderson-Kid Rock-Rollergirl-Naddel-Shawn-Fiedling-Borer-Abteilung weiter ausgereizt. Vielleicht noch ein bißchen Manga-Ästhetik dazu. Indiz: Einfache Hochrechnung. Stefan Raab muss auch wieder mal nachlegen. Die Luderliga war erst der Anfang. Problem: hat einen gewissen hautgout. Prognose: 2004-2005 die erste Talkshow mit einem Luder, das nicht nur körperlich voluminös sein wird, sondern tatsächlich so viele Facetten postmoderner Ironie, Selbstverarschung usw. beherrscht, dass sie von den Interpretationsschreibern der maßgeblichen Feuilletons gefeiert werden wird.

5. Sex-Spas. Irgendwann in den nächsten fünf Jahren wird eine findige Unternehmerin (ich tippe mal, dass es sich um eine Frau handelt) in Berlin einen Sexclub eröffnen, der nicht als Sexclub daherkommen wird, obwohl jeder weiß, dass es sich um einen handelt. Lichtdurchflutete Räume, Pastellfarben, Vitamindrinkbar usw., eine Art Day-Spa. Es wird Massagen geben, man wird etwas trinken können, man wird in Lounges sitzen, Ambient hören, Fusion-Snacks bestellen können, all das. Der Sex, den man dort bekommen kann, wird irgendeinen ganzheitlich gesunden Approach haben, sich "full body treatment" oder so ähnlich nennen, viel mit Massagen, Öl, Aromatherapie und ähnlichem zu tun haben, das Personal wird diskrete Klamotten tragen, DKNY und so Zeug. Wichtig ist, dass die sexuelle Dienstleistung zwar immer drin ist, aber dass man nicht ihretwegen diesen Club aufsucht, sondern dass sie sich ergibt. Wichtig ist auch, dass dieser Club von Frauen und Männern konsultiert wird, dass er zwar nicht ganz billig, aber nicht unerschwinglich sein wird, dass man dort für Behandlungspakete, nicht für spezielle sexuelle Dienstleistungen bezahlt, und dass die Leute, die dort arbeiten, gut bezahlt werden. Es wird also systematisch alles vermieden, wofür der Kunde sich schämen könnte. Der Rest ist Mundpropaganda und ein Auftritt bei Beckmann oder Kerner. Indizien: Das liegt in der Luft, ist aber noch nicht ganz so weit. Problem: Hohe Investitionskosten, anfangs eine längere Durststrecke, und es braucht noch jemanden, der an das Konzept so sehr glaubt, dass er sich nicht von Geldgier und Ruhmsucht kompromittieren lässt (keine Fetischparties, kein Auftritt bei Lilo Wanders usw.). Prognose: 2005, irgendwo in der Nähe der Friedrichstrasse. Danach im Franchising-System über ganz Deutschland und auf Mallorca.

7. Pädagogik. Je mehr Sex und Romantik entkoppelt werden, desto einfacher fällt es, Sex als eine Technologie der Genusserzeugung aufzufassen. Irgendwann wird jemand den Schritt machen, all die einschlägigen Ratgeber, die es ja schon zuhauf gibt, zu einem pädagogischen Konzept zusammenzufassen und diese Pädagogik als Dienstleistung anzubieten. Es wird also Sex-Lehrer und -Lehrerinnen geben, die einem die ganzen schönen Tricks beibringen, und es wird Sex-Schulen geben, in denen man alleine oder mit dem jeweiligen Liebsten Kurse belegen kann, entweder in Form vom Seminaren oder als Einzel- & Zweierunterricht. Indizien: Gucken Sie mal auf den hot 100 von Amazon.de nach, und Sie werden feststellen, wie verbreitet das Bedürfnis nach kompetenter Unterweisung und erotischer Perfektionierung ist. Es ist nur folgerichtig, dass irgendwann der Schritt vom bloß theoretischen zum auch praktischen Unterricht erfolgt. Probleme: Dass guter Sex viel mit technischem Wissen, Kunstfertigkeit, automatisierbaren Routinen und ähnlichem zu tun hat, kann man sich nur schwer eingestehen; große Hemmschwellen. Prognose: 2008 eröffnet das erste Institut für sexuelle Fitness in Deutschland.

8. Langeweile. Da Sex immer weniger bedeutet, wird er natürlich langweiliger. Seiner symbolischen Mehrwerte entledigt, nähert er sich einer sehr nüchternen Tätigkeit, die nichts Transzendentes mehr hat. Man weiß zwar, dass Sex ganz okay ist, kann sich aber nicht aufraffen. Da sich gleichzeitig auch herumspricht, dass es auch anderen so geht, muss man einander nicht mehr so viel vormachen und überzieht einander nicht mehr so sehr mit Ansprüchen. Leute werden seltener Liebe und Sex miteinander in Verbindung bringen, und vor die Wahl gestellt werden sie sich relativ häufig für Liebe entscheiden. Indizien: Die Energie zur Bedeutungs-Stiftung ist denn doch eine sehr beschränkte beim Menschen. Probleme: Illusionsabbau dauert sehr lange. Prognose: Es wird immer mehr junge Männer geben, die lieber bis zum Sonnenaufgang reden als Ihnen an die Wäsche wollen. Sie werden sich dennoch rasend verlieben.






Elementarteilchen

Danke für diese pointierte Zusammenfassung von Houllebecqs "Elementarteilchen" :)


Einerseits.

Andererseits laboriert H. ja an seiner permanenten Muffigkeit, an diesem Existenziellen. Deswegen wird das mit H. nichts. Zu viel Leiden.


Französische Avantgarde

Die hatten ja schon Lollo Ferrari. Und in der letzten Sonntags-NZZ stand ein langer Artikel darüber, dass Swinger-Clubs in Frankreich momentan angeblich überaus hip sein sollen. Ah! Die fleissigen Schweizer haben ihn sogar "en ligne": archiv.nzz.ch

Ansonsten gibt es wohl kaum ein Gebiet, auf dem die Massenmedien ihre eigenen Konstruktionen so häufig mit der Realität verwechseln, wie das der Sexualität.


brave new world

(gar nicht mal sooo ironisch gemeint)


institutionen

na, die überwiegende zahl der prognostizierten zeiträume könnte ein wenig lang beschätzt sein... zumbeispiel das in 7. erwähnte; da kenne ich schon so eine institution, die sich freilich nicht sexplizit so nennt. ich muss nicht werben, interessierte bekommen von mir die adresse und müssen sich nicht bis 2008 gedulden. weiterhin - entsprechende berufsbilder der zukunft gibt es nicht erst seit 2002... wir glauben ja den printmedien mit den grossen lettern für kurzsichtige: 'sexpfarrer missbrauchte ministranten'. es wird ein trend zu diesem seelsorgeberuf zu erkennen sein, die kirche überwindet ihre krise. studienschwerpunkte werden geschaffen, denn wie wir es kennen, hängt besonders die kirchliche bildungspolitik den bedürfnissen der gesellschaft hinterher. prognose für einen angleich: bereits 2003-4. und ab diesem jahr liegt das heiraten wieder einmal voll im trend: das jawort vor einem sexpfarrer.


mmmmhh...

treffend. gelungen. und gar nicht mal sooo schreckliche vorstellungen. nur bzgl. punkt 8 hätte ich leichte bedenken, es könnte sich um (altersbedingte?) allzu subjektive überlegungen des werten autoren handeln. über die cd hätte ich mich ja dennoch sehr gefreut, wäre sie jemals angekommen. ;-)


da

bin ich immer noch am brennen. insofern ist dieser konjunktiv nicht angebracht.

was punkt 8 betrifft, folgt er aus den vorangegangenen. die vorangegangenen kommen mir recht schrecklich vor, wohl aus subjektiven und altersbedingten gründen. ich habe meine formativen jahre in einer zeit verbracht, in der man beim sex noch gefahr lief, sich zu verlieren. was nicht länger der fall ist, die welt ist gesünder geworden. deswegen ist die langeweile, - nicht die meine, mich plagen andere ennuis, in einem strikten sinn politischere vermutlich - meine versöhnlichste und hoffnungsfrohste prognose, aber auch die naivste. ich nehme an, diese antwort ist sehr rätselhaft, aber da müssen Sie durch.


langeweile sehe ich bei mir jetzt schon und hoffe auf ihre schnelle verbreitung. denn das wäre wohl die voraussetzung dafür, dass "sex" in der geschichtlichen versenkung verschwindet, in die er meiner meinung nach gehört.


Genial

endlich! Danke, jetzt weiß ich endlich wo das hinführt und worauf ich mich einstellen kann.