übrigens kann man die portugiesische küche, oder wie man das nennen soll, was die dort machen, nehmen und wegschmeissen. stockfischstockfischstockfisch und für die zahnlosen unter uns das große sortiment pastetenpastetenpasteten. alles lauwarm. und wenn noch irgendwo platz ist, schmeiß kartoffel rein. sehr merkwürdig auch, dass es in jedem einzelnen portugiesischen restaurant genau dasselbe zu geben scheint. kann sein, dass mein urteil ein wenig davon beeinflusst wird, dass ich mit verdorbenem tintenfisch vergiftet werden sollte und nur mit knapper not entronnen bin.






haetten sie mal gefragt

waren sie zufaellig auch im "bica do sapato"?


vielleicht sollten sie kein tintenfisch essen,

ich habe noch nie tintenfisch gegessen und war auch noch nie davon vergiftet.. lieber ein corneho oder wie die karnickel da heissen...


coelho


... und Paulo ist ein häufiger Vorname.


deswegen räumen die auch

nur in hamburg alles ab!


Also nee, es gibt jede Menge in wunderbarer Weise zubereiteten Fisch da. Muss man mal über den Stockfisch-Tellerrand hinausschauen. Und die Pasteis de Belém, genau, lauwarm: dafür würde ich mich beinahe wieder ins Flugzeug setzen (und es gibt fast nichts, das ich weniger gerne tue).


Spinatsuppe

und Forelle tras os montes...

aber so sind die Leute, kaum sind sie mal länger als 2 Stunden irgendwo, schon sind sie die Exporten für die Küchenfolklore!

Trink lieber ein wenig vinho verde und geh in die richtigen Lokale, und: bacalhao ist ein lebensrettendes Nahrungsmittel!


Bacalhaobegegnung

Vom steifen Salzfisch fasziniert, diesen hier auf dem Markt zu Restaurant- weil Importpreisen erworben. Mehr Gräten als Haut als Fisch. Mühevoll in Stücke geaxtet. 2 Tage und Nächte einweichend die Wohnung parfümiert. Zwischenzeitlich zwecks sechsstündlichem Wasserwechsel den Wecker gestellt. Gewaltmanuell entgrätet und gummigehäutet. 3 Stichwunden mit Jod und teilzeitreligiösen "Zu jung zum Sterben"-Gebeten behandelt. Zäh duftende Fischfetzen mit restlichen Zutaten geköchelt. Während des Mahls in unangenehmen Erinnerungen an halbgare Aldi-Seelachs-Quader gefangen. Nachschlag am nächsten Tag trotz/wegen vorabendlichen Streites diezbezüglich, in Büromittagstupperware vorgefunden und daraufhin dem Fisch via Kanalisation die Freiheit geschenkt.


Oha, nach einem Restaurantbesuch glauben, die portugiesische Küche zu kennen. Oha.


Nö, Peter, nö.

Berlin, Restaurant Caravela, Dickhardtstraße. Frische Fischvitrine. Jeder Fisch mit gestoßenem Meersalz, Olivenöl und Zitronensaft und etwas Knoblauch gegrillt und dazu die beste Aioli überhaupt. Und Vinho verde. Hingehen, träumen. Stockfisch vergessen.


voll d'accord, herr praschl. am schlimmsten ist der rote vinho verde. da zieht es einem dermaßen den gaumen zusammen, dass sogar der bacalhao plötzlich schmeckt. ansonsten schmeckt der vinho verde nur in portugal, am besten wenn man gleichzeitig an der algarve entlangwandert. porto kann ganz phantastisch sein, insbesondere der farblose, uralte, am besten vintage. essensmäßig hat mir die pizza am besten in portugal geschmeckt, wenn ich mich recht erinnere. ich bin halt ein banause. aber die portugiesische küche ist wirklich nix besonderes. wenn die nicht am meer lägen, dann gäb es nicht mal frischen fisch, und dann könnte man deren küche echt voll das klo runterspülen...


im bica do sapato war ich nicht, sonntag ruhetag, wie vieles in lissabon, ist es nicht interessant übrigens, dass das flagship restaurant der stadt john malkovich gehört. in der pastelheria von belhem bin ich natürlich gesessen, ein großartiger ort, alles ganz magisch, würde ich auch nie leugnen, vor allem das ritual, manisch mit zimt und staubzucker großflächig nicht nur die lauwarmen vanilleteile, sondern auch den tisch zu bestreuen, aber vanilleteile schmecken mir auch in hamburg nicht, gegen vinho verde habe ich nichts gesagt, weil ich gegen alkohol eigentlich nie etwas sage, und, bitte, wieso soll eigentlich auf einen gegrillten fisch noch aiolipampe drauf, das hasse ich schon in hamburg, dass die auf alles, was sie bloß hinstellen müssten, noch irgendeine pampe draufpampen, und es war meines verwöhnten lebens erste seafood platte mit schwarzen haarigen seegetierbeinen, den körper haben sie wohl in der küche vergessen, und es war nicht ein restaurant, sondern fünf, und da wir zu zweit waren, also zehn bestellungen, und wenn Sie meine nun schon zwei tage währenden sensationen im leibe hätten, würden Sie die portugiesische gastronomie noch inniger verfluchen, und wir können ja ein cook off veranstalten und danach noch einmal über mein gastronomisches sensorium debattieren, liebe vertreter der brillantesten küchennation der welt.


herr praschl, sie sind ja richtig verbittert. die sensationen im leibe haben nix mit dem land portugal zu tun sondern mit mangelnder küchenhygiene, und die gibts leider in vielen restaurants.

und das aioli gibt es natürlich vorher. bevor man den fisch genießt. mit ein wenig weißbrot.

trotzdem: gute besserung. ne ordentliche salmonellose ist wirklich kein spaß.


malkovich

ihm gehört das restaurant und das lux nur zur hälfte. die andere hälfte gehört dem chef vom fragil.

restaurants in portugal ist wie in tschechien. die eingeborenen gehen häufig essen und wollen preiswerte hausmannskost. trotzdem gibt es auch gute läden, aber die findet man als tourist nicht so leicht.


kulturen,

in denen oft ausser hauses gegessen wird, finde ich sehr sympathisch. nervt mich mit am meisten an deutschland, das man hier nur ungenuegend essen gehn kann, nicht mal das schlechte niveau des aufgetischten, eher noch, das am wochenende mittags nich auswaerts gegessen werden kann und in der woche nur in so mittagstischbuden, wo nur bueroaffen rumsitzen und ueber ihre affenbueros reden und ihnen eigentlich egal ist, was sie essen. deswegen esse ich mittags gerne asiatisch, da wird nicht viel geredet.


essen gehen

letztens in prag ist mir wieder aufgefallen, dass die typischen gerichte (schweinebraten mit suessem kraut, rindfleisch mit heller sosse, gebackener kaese, gulasch, ...) in 90% der restaurants wirklich gleich schmecken. ist echt egal, wo du hingehst. wenn du was anderes willst, musst du in die anderen 10% gehen. in portugal ist das aehnlich.


asiatisch, ja. schlürfen statt reden. könnte fast über meinem leben stehen. und, natürlich, man müsste eigentlich immerzu nur ausser haus essen. was eigentlich für die portugiesische küche spräche. aber ich hatte das empfinden, die wollen vor allem satt werden. riesige mengen. auf vorrat gekocht, die eintopfphilosophie. essen für hart arbeitende menschen, zu viel nährwert. griechenland war immer ähnlich mau. wahrscheinlich werde ich jetzt wieder beschimpft für meine ablehnung der griechischen küche. merkwürdig auch, dass man in lissabon lange suchen musste, ehe man einigermaßen scharfes bekam. was mich zwischendurch doch versöhnt hat, war die häufige verwendung von koriander. kommt in europa selten vor.


eher deutsch

da ich kein fisch und meeresgetier esse, kam mir die normale portugisische kueche sehr wie ostdeutsche grosskueche vor. wenig gewuerzt und viele suppen. sogar rote beete gibt es. im norden haben sie sowas wie mischbrot und pfefferkuchen.


koriander

korianderkraut oder -früchte? das geniale kraut soll ja das global betrachtet am häufigsten verwendete, äh, gewürz sein.


@kris

portugal/ddr: merkwürdig, diese assoziation hatte ich auch ein ums andere mal. nicht nur beim essen (die absicht der sättigung, die wichtigkeit der sättigungsbeilage, die allgegenwärtigkeit immer desselben usw.), sondern auch im stadtbild. die riesigen plätze für imaginäre massen. das nebeneinander von abblätternden wohnhäusern und imponiergebäuden. der rossiobahnhof, der für seine drei, vier geleise eindeutig zu gross geraten war. das gigantomane kulturzentrum in belem mit dieser winzigen (aber sehr gut ausgewählten) design-sammlung. die (mir sehr angenehme) heruntergedimmte straßenbeleuchtung. die herumsteher, die geschäfte machen wollten (in der ddr waren es devisen, in lissabon marihuanahaschischkokainsonnenbrillenuhren), die kunstlederjacken. sehr eigenartiger time tunnel manchmal, aber kein unangenehmer (for the record: in der ddr war ich nicht allzuoft, und immer nur als touri oder journalist unterwegs, habe also nur sehr sporadische eindrücke).


@katatonik

korianderblätter. also das kraut. aber nicht die stengel, nicht die wurzeln. vom geschmack her immerhin den thaisorten ähnlich, nicht den faden sonnenlosen deutschen varianten. korianderfrüchte: leider keine ahnung, wie die schmecken. wenn ich glück habe, gibt es die in kambodscha. da bin ich ende märz.


ddr vs. portugal

ortugal aehnlich abgeschlossen von der welt wie die ddr.

zurueck zu saettigungbeilagen: es ist wirklich interessant, was die leute in unterschiedlichen kulturen unter lebensqualitaet verstehen. ich gehe morgens gern ein paar meter weiter, weil der baecker dort leckerere broetchen hat als der um die ecke. hingegen in portugal schmeckt das brot aus dem laden und das aus dem supermarkt identisch. die leute, die ich dort kenne, stoert das auch nicht 3 oder 4 tage altes hartes weissbrot zu essen.


Nixplorer

Ich war soeben mit Tochter und pubertierender Nichte bei Verwandten in Santa Luzia bei Tavira, Algarve. Und was sagt man mir dort: In Portugal herrscht die landläufige Meinung vor, dass wer Teigwaren kocht eine Banause ist - Fisch muss auf den Tisch, und sonst fast nix....die Portugiesen haben das Exploren längst vor der Erfindung der Pizza aufgegeben...


Sie sind schuld.