Topic: Literatur
Edoardo Sanguinetti, Reisebilder, Berlin 1972, die Nummer 25:
wir mussten schließlich, im tropischen tempel des Victoria- Regia-Hauses (man darf es nicht "redschía" lesen in diesem fall), an einem heftigen Verlangen leiden, über die wasser zu gehen: das heisst, über diese pflanzlichen pfannenkähnchen (die meinem kärglichen gewicht standhalten würden, vielleicht, es ist aber klüger, darauf zu verzichten: auch wenn niemand uns überwacht, hier), zwischen einer wunderbaren nymphea lotus in blüte und einer stolzen nepenthes superba: und dann sind wir alle auf aus aufschlussreiche fleischfressende pflanzen, mit umrissen von orchideen wie bei Proust, auf eine art friedhofswege, auf vereinzelte eichhörnchen: und auf das übliche Schnitzel: (in mir ist eine berufung zur botanik wachgeworden, heute, fürchte ich: ich werde herborisieren im hohen alter: ich habe hervorragende vorgänger, in dieser richtung): der bescheidenste antrieb aber (und der menschlichste, wenn es stimmt, dass er in der menschlichen Natur liegt, wenn sie Künstler und Dilettanten hervorbringt), all dem gegenüber, was wir sehen, ist jetzt noch dieser: Worte zu finden:Das Victoria-Regia-Haus im 25.Gedicht ist ein Pflanzenschauhaus im Botanischen Garten in Berlin. Auch dieses Gedicht enthält Goethe-Zitate.
praschl | 22. Februar 01