Der Mann ist Motorjournalist. Testberichte und ähnliches. Wenn er nicht Motorjournalist, sondern Theaterkritiker, Kriegsberichterstatter oder Bundestagskorrespondent wäre, hätte er sich schon längst herumgesprochen. Wenn der Kisch-Preis an Motorjournalisten vergeben würde, hätte er ihn die letzten 20 Jahre bekommen müssen. Allein: er hat das Pech, Autos zu lieben. Über diese Liebe schreibt er, in der österreichischen <a href="www.autorevue.at<, deren Chefredakteur er lange gewesen ist, im österreichischen Nachrichtenmagazin <a href="www.profil.at<, in dem er eine wöchentliche Auto-Kolumne besorgt, und im Frauenmagazin <a href="www.amica.de<, dem ein Chefredakteur vorsteht, der gute Texte zu schätzen weiss (ich sage das nicht, weil auch ich dort arbeite, sondern arbeite dort, weil ich das sagen kann....).
Unter den Verehrern, die einander kennerisch David Staretz' Namen zuraunen, gibt es sogar meinesgleichen: Leute, die noch nie einen Führerschein besessen haben und denen alles Automobilistische gestohlen bleiben kann - bis auf die automobilistischen Texte eines David Staretz. Man kann in ihnen sehen, wie Liebe sein sollte: präzise, überschüssig, großzügig, endlos, von großem Ernst erfüllt und dennoch anstrengungslos. Man möchte einmal ein Auto sein, das von David Staretz gefahren wird; oder ein Mensch, den er liebt. Obwohl man so eine Liebe gewiss nicht verdient hätte.
Damit sich die Leser des Sofa Bloggers eine erste Vorstellung machen können, folgt nun ein Ausschnitt aus dem Profil-Autodrom der vergangenen Woche. Es geht darin um seinen Landrover.
"Das eigentliche Wesen dieses Wagens gründet viel tiefer. Wie beim Kapitän, der hin und wieder in seiner Geheimkladde nachliest, wo nichts als "Backbord=links. Steuerbord=rechts" steht, so beruht alles, wonach ich jegliche Autos seit zwanzig Jahren teste und beurteile, auf diesem Referenzauto. Mit dem Landrover stimme ich mich monatlich auf den Kammerton na ja der Testberichterstattung ein. Ja, dieser Grundton ist tief gestimmt. Er erklärt meine Großzügigkeit gegenüber den Versäumnissen modernen Automobilbaus und meine peinlich unterwürfige Bewunderung niedriger Verbrauchs- und Abgaswerte. Andererseits wird jetzt klar, warum ich mit ästhetisch hochgespannten Karosserien ganz schlecht zurechtkomme. Kotspritzer auf einem Audi A4: ein Reparaturfall. Eine Beule im Kotflügel eines Renault Mégane: Totalschaden. Im Gegensatz dazu profitiert ein Landrover von jeglicher Kaltverformung im Aluminiumblech. Jede Schramme macht ihn dank härtender Molekülverschiebung widerstandsfähiger. Genau genommen ist er schon so sehr zur Natur zurückgekehrt, dass sie ihn als ihresgleichen erkennt und mit ihren Gaben belohnt. Wie wesentlich Graspflaster, Lehmkitt und Schlammpackungen zur Fugendichtung, Lärmdämmung und Schraubensicherung beitragen können, brauche ich nicht sonderlich zu betonen. Moos in der Schiebefensterführung gleitet und dichtet zugleich. Die versifften Zündkabel schmecken den Mardern offenbar zu gewöhnlich. Der unterm Sitz vergessene Reithelm meiner Tochter half einer ganzen Mäusegeneration über den Winter; was sie mit der Styroporfüllung gemacht haben, weiß ich nicht."