Mark Stefiks "Internet Dreams. Archetypes, Myths and Metaphors" - eine Sammlung von Quellentexten, die Auskunft darüber geben, mit welchen Metaphern versucht wird, das Internet zu erklären (digital marketplace, library, information superhighway, Cyber-Demokratie usw. usf.). Rezensionen findet man hier: 1 | 2.
Was mich dabei interessiert: wie offensiv und gelegentlich auch aggressiv die Definitionen einer neuen Technologie und ihres "Wesens" sind, solange sie sich gesellschaftlich noch nicht durchgesetzt hat. All die Reinheitsgebote, was das Internet ist, sein soll, wirklich ist, wer warum gegen dessen Geist, Wesen, Charakter verstösst und so weiter. Das wird sich natürlich bald erledigt haben - wir reden ja auch nicht mehr darüber, "was" das Fernsehen "ist", sondern stattdessen über Fernsehprogramme. Als ob wir uns etwas vergäben mit der Konzession, dass das Internet alles mögliche sein kann, und dass es möglicherweise fruchtbarer wäre, zu beschreiben, was ist, als darüber zu lamentieren, was leider nicht ist, aber doch sein sollte. Mir jedenfalls kommt es nicht sonderlich produktiv vor, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was nun ein Weblog ist und was nicht, ob Flash, absolute css-Angaben, lange Texte etc. pp. Verstöße gegen die Spielregeln sind, und dergleichen mehr. Stattdessen könnte man doch einfach beobachten, wohin die Reisen gehen - und sich an Reisebeschreibungen versuchen. Nicht, dass ich befürchte, das Beharren auf Genres (Weblogs müssen so oder so sein) würde ihnen sonderlich schaden - die Leute machen ja doch, was sie wollen, und das ist gut so - aber die Energie, die man darauf verwendet, für die Reinheit von Genres zu fechten, würde vielleicht hellere Funken schlagen, wenn man mit den Genres einfach spielt und zusieht, wohin das führt. Und hiermit beschließe ich mein Wort zum Dienstag.