Bräuchte man für 2003 nicht eine neue Typografie? Irgendwas, das Aristos in die Zisterne atmet? Serifen? Aber dann käme man sich gleich wieder so wertkonservativ vor. Wie mans macht. Alles falsch.
Zapf Dingbats! Wirkt kryptisch und düster.
No. We are living in strange times new roman.
That's, hum, extra bold.
den gleichen reformgedanken hatte ich auch. aber: alles ausgelutscht. alle erdenklichen kombinationen, alles schon gesehen. serifen machen beschwerden - von lesern und augen. hätte auf meiner insel am liebsten bell centennial, geht ja leider nicht.
so ganz avantgardistisch scheint das herumfeilen an typen ohnehin nicht zu sein. und wozu schon? zur lesebeschleunigung? wieso, wo doch so schon keiner mehr inkrementelle schnellleseuebungstemplates postet. wozu dann denn: bloss so zum jahreswechsel? nur wenn man auch armbanduhr und auspuffmuffe sowie evtl. den frisoer wechselt. aber dann muss auch die tapete runter und der hund kommt ins tierheim. bloss weil die pole schmelzen und amerika in den krieg zieht? das waere solche events doch ueberbewertet! nein - kann man diese blogs nicht in 'standard type' machen, dass ich im brauser zb 'lucida shnoerkel' auslesen kann? wir haben alle genuegend fonzaufderkisteinschtalliert und ich habe sowieso meine eigenen herabfallenden stilscheiben. jedem tirchen sein plaesirchen! 2003 ist da, das jahrtausend gewinnt an boden.
Ich persönlich wäre ja für die Schrift namens "Baronesse", die zwar völlig unleserlich, dafür aber von erlesenem Namen ist...
Ernsthaft denke ich aber, dass im Bereich der Fließtext-Bildschirmschriften schon jedes zur Verfügung stehende Pixel ausgelotet wurde und nur ganz wenige Schriften übrig geblieben sind.
Serifenschriften auf dem Bildschirm
- wirken wie eine Anlehnung an andere Medien (ich sag's nicht, ich sag's nicht!)
- sind in kleiner Schriftgröße potthäßlich oder unleserlich und
- in Amerika sehr beliebt.
Letzteres natürlich kein Argument, sondern lediglich eine (verwunderte) Feststellung. Der Rest just my 10 Cent.
Es ist eigentlich egal. Hirn & Verbrannt kommt mit 5 GIFs zusätzlich zum Antville-Standard-Layout aus. Und fertig. Der Rest sind Hirnschnörkel.
Ich sehe nicht, warum eine seifenschrift an dieser stelle benutzt werden sollte. das schönste an einer solchen schrift für mich ist, wenn eine letterpress (dt. wort?) die buchstaben in das papier drückt - am bildschirm empfinde ich stets eine gewisse enttäuschtheit, wenn eben das nicht passiert, kein bleeding stattfinden kann. die kleinen feinheiten, speziell in den dünnen linien, die durch das einpressen ein wenig mehr betont werden, sieht man genauer hin, vermisse ich im digitalen bereich.
Was die allzu populäre Times New Roman angeht, die viele auf ihren rechnern von microsuck mitbekommen haben, so finde ich, daß sie allzu klobig und schwanger daherkommt, sie hat nichts von der eigentlichen Times. robert bringhurst schrieb einst, daß typographie existiere, um inhalte zu ehren. ich kann nicht wirklich erkennen, warum eine serife hier angebracht wäre, wie sie nicht vom eigentlichen text ablenken würde. ist ihre aufgabe nicht, in langen absätzen dem auge halt zu gebieten, es von zeile zu zeile oder gar nur buchstaben zu buchstaben zu führen? sofa hingegen ist zumeist recht kurz gefasst, zwar durchaus lang für ein blog in der welt der grausamen 72dpi, doch sind die beiträge doch kaum kapitellängen in einem buch oder nur mit der zahl der buchstaben auf einer zeitungsseite zu vergleichen.
müssen sie auch nicht. das sofa erscheint mir dank der intensiven nutzung der weißen freiräume elegant, entspannt und atmend. eine serife würde alles nur enger machen, würde mich zwingen, es ernster zu nehmen, würde lust und laune durch drang und zwang ersetzen. ich würde bei der derzeitigen sans bleiben und allenfalls (for sake of improvement) linespacing und leading ein wenig aufsetzen, vielleicht 1px mehr.
abgesehen davon: was ist denn heute bitteschön noch neu? tschichold lebt schon lange nicht mehr und will man typographie benutzen, um etwas "neues" zu präsentieren, erscheint mir das, als wolle man einen sportwagen kaufen, um jünger zu erscheinen.
@kd.
Vielen dank für Dein lob, das mir, von Dir kommend, Du weißt es, viel bedeutet. Deine vorschläge: ich sehe mir morgen an, was sie bewirken.
An die serifen denke ich immer nur, nachdem ich bücher gelesen habe, die vor der einführung des lichtsatzes. Und immer nur an jene serifen in den französischen büchern, die didots caslons bembos. Ein ochsenblutrot im titel, kursivierungen an den richtigen stellen, schmale spalten, das taschenbuchformat aus den zeiten, in denen man am papier noch nicht sparen musste. Enzyklopädiesatz, pamphletsatz, diderotsatz, so etwas in der art. Angenehme durchschüsse. Am liebsten wäre mir, man könnte internetseiten noch aufschneiden. Nach den serifen sehne ich mich, ich weiß, wie dumm das klingt, aus politischen gründen, in a way. Dass das nicht geht, habe ich ja schon längst begriffen. Die times new roman ist ein übler schnitt, und sowieso und überhaupt, ich weiß ja. Aber es ärgert mich, immer wieder, immer noch.
serifen oder nicht, alles ist fürsn A**** wenn mans nicht macht. und was bisher, ist leider besser als das meiste gestaltete. hm. was kann man also falsch machen?