DJ Schwurbel legt auf.
Lese immer gerne was andere Menschen hören. Aber Herr W enttäuscht. Nicht um eine Sippenfehde aufzuwärmen: Mainstream. Nur Mainstream, nichts Besonderes, Roger hat sich nicht mal Mühe gegeben, unmainstreamiges zu listen. Ausser Coco Mbassi vielleicht, die kannte ich nicht. Schade. Da läuft der "einsame Wolf" mitten in der Herde.
es geht nicht darum, was er hört, sondern was er dabei hört:
"Als am 30. Juni 2001 das Herz des 65-jährigen Saxophon-Giganten Joe Henderson versagte, tat es der Welt leid, aber der Jazzwelt weh" ist ein Satz, der so Leid und weh tut, dass man Schmerzensgeld fordern möchte.
Ich höre auch nur noch Mainstream. Ich höre nicht mal die klassischen Jazzhelden, die Roger Willemsen wohl gar nicht zu Unrecht empfiehlt. Musik wird überhaupt immer unwichtiger für mich. Es dringt nichts mehr durch. Ich ertrage nur noch Wortradio wie Deutschlandfunk. Der Deutschlandfunk ist gut. Kurz vor Zwölf dringt eine verzagt gegeigte Nationalhymne aus dem Lautsprecher meines kleinen Radios und ich fühle mich Lichtjahre weit weg. Das ist schön.
(Antville röchelt mal wieder. Postings lieber in die Zwischenablage, bevor man sie sendet...)
oder der anfang der minguseloge: "Charles Mingus klang schon fett, als es den Ausdruck noch nicht gab. " da will man nur noch schnell weglaufen.
herr hack, ich würde Sie gerne darum bitten, wenn Sie zeit dazu fänden, zu erzählen, wie es kam, dass die musik immer unwichtiger wird für Sie, nichts mehr durchdringt, und die wörter im wörterradio das einzige sind, was sie noch ertragen.
diese geschichte würde mich sehr interessieren.
@ praschl: Ich habe gestern hier was hinnotiert, bis mir aufgefallen ist, dass es ja nur mich selbst betrifft und daraus keine Rückschlüsse auf gesellschaftliche Realitäten gezogen werden können. Also habe ich es wieder gelöscht.
@ghack: ich habe es gerade noch gelesen und fand es spannend und wollte dazu etwas schreiben und dann war es wieder weg und das fand ich schade und wissen Sie, ich glaube dass Sie mich viel mehr interessieren als die gesellschaftlichen realitäten
Sehr freundlich von Ihnen. Die gesellschaftlichen Realitäten sind dennoch wesentlich aufregender als meine Idiosynkrasien, glaube ich. Es schien mir einfach zu, hm, privat.
Liebster.
Tief Luft geholt, lange überlegt, dazwischen über Clooneys nackten Arsch nachgedacht, also:
Denke ich an DJ Schwurbel, dann denke ich an seine reale, sprechende Erscheinung, weniger an seine dazuimaginierte, schreibende. Und ich kann nur sagen, dass mir sowas von selten ein Mann untergekommen ist, der sich mir mit so unverfälschter, unverstellter, vollkommen offener Neugier gezeigt hätte wie Kollege Schwurbel. Und das beim allerersten Kennenlernen, da wir nichts voneinander wussten. (Ja, es gibt da noch ein paar wenige mehr, aber wirklich wenige. Ich dich auch.) So, und nachdem ich alt genug bin, um in all den Jahren genügend eitle, verstellte, arrogante, eingebildete, posende, anlassige Männer kennengelernt zu haben, war ich einfach mächtig was beeindruckt. Von mir aus nenn es "bezaubert". Natürlich ist er eitel, natürlich kann er schwurbeln, dass es nur so staubt - aber er kann auch extrem amüsant erzählen. Ja, vielleicht auch mit kleinen Redundanzen, aber lustig ist es meistens doch.
Und ich habe mir hiermit wieder einmal vorgenommen, meiner nächsten mitmenschlichen Begegnung nicht mit der eingeschliffenen "Ich kenn dich nicht, du könntest mir was Böses wollen"-Vorsicht entgegenzutreten, sondern mit kindlicher Neugier.