Dass es im Irak Öl gibt und dass Bush, Cheney und andere Mitglieder der US-Regierung aus der Öl-Industrie kommen, hat sich herumgesprochen. Aber gibt es irgendein Indiz, irgendeinen Beleg, irgendeinen Beweis dafür, dass der Krieg gegen den Irak deswegen geführt werden wird, weil es im Irak Öl gibt und weil Bush, Cheney und andere Mitglieder der US-Regierung aus der Öl-Industrie kommen?

Spricht eigentlich etwas dagegen, der US-Regierung zu glauben, dass der Krieg gegen den Irak Bestandteil des Kriegs gegen den Terror ist?

Wäre denn ein Krieg gegen den Terror schlechter kritisierbar als ein Krieg um Öl?

Gibt es irgendein Indiz dafür, dass die US-Wirtschaft zu wenig Öl hat, zu teures Öl hat, und dass sie ohne einen Krieg nicht an genügend Öl zu einem Preis kommt, der der US-Wirtschaft konveniert?

Wäre es, wenn es ums Öl ginge, nicht wesentlich einfacher und ökonomischer, den Irak als Erdöllieferanten zu behandeln, mit dem man privilegierte Handelsabkommen abschließt, als einen Krieg zu führen?

Könnte der Krieg gegen den Irak nicht einfach damit zu tun haben, dass die US-Regierung beschlossen hat, jede verdammte Nation danach zu begutachten, ob sie möglicherweise den Interessen der US-Politik gefährlich werden könnte, und allen Nationen, auf die das möglicherweise zutrifft, präventiv den Kriegsfall zu erklären?

Warum können sich eigentlich so wenige Kriegsgegner vorstellen, dass Herrschaft und deren Durchsetzung ein Motiv für Kriege sein könnten?

Könnte es sein, dass "die Europäer", Russland und China deswegen ein paar Einwände gegen den Irak-Feldzug haben, weil sie in der Konkurrenz der Nationen nicht noch mehr ins Hintertreffen geraten wollen?

Was wäre eigentlich damit erklärt, und was besser verstanden, wenn es denn beim Irak-Feldzug tatsächlich ums Öl ginge?

Wenn die Kritik sagt, dass es Bush "in Wahrheit nur ums Öl geht", wird dann Bush vorgeworfen, dass er kein Idealist, sondern ein Materialist ist?

Ach.






Re: Fragen.

Und die Frage nach den Emotionen des Herrn Bush sollte man auch stellen.

Und die Frage danach, ob die US-Kriegspolitik nicht bestimmte Länder und Regimes geradezu dazu treibt, sich schleunigst mit Menschenmassenvernichtungswaffen auszustatten, um Washingtoner Launen nicht schutzlos ausgeliefert zu sein. An Pakistan traut sich schon keiner mehr ran. Es funktioniert.


Die Emotionen des Herrn Bush interessieren jedenfalls mich überhaupt nicht, so wenig wie Emotionen Herrn Schröders, Fischers, Haiders usw.

Und warum sollte man sich "an Pakistan herantrauen"? Pakistan ist ein recht verlässlicher Alliierter.

Und eigentlich wollte ich nicht sagen, dass die Politik Washingtons etwas mit "Launen" zu tun hat.


Re: Re: Fragen.

Wie auch immer. Die Wege des HERRN sind unergründlich.


da gebe ich Ihnen recht.


Wer ist "die Kritik"?

Der Eintrag unterstellt ja fast, Kriegsgegner hätten ein geschlossenes Weltbild. Sicher gibt es auch unter den Gegnern des Krieges, wie überall, solche, die monokausale Erklärungen bevorzugen, weil es bequemer ist, oder weil ein für maßgeblich befundenes Blatt eine bestimmte Erklärung liefert. Orientierung an Autoritäten macht das Leben vermeintlich sicherer, da weiß man, wo man hingehört. Ist aber nicht nur unter Kriegsgegnern üblich, das gibt es in allen Lagern.

Ich bezweifle übrigens, daß die meisten Euröpäer, die den Krieg ablehnen, eine ideologisch motivierte Begründung dafür haben. Muß auch gar nicht sein. Um den Krieg gegen den Irak / den Terror abzulehnen, genügt es, seine Folgen zu bedenken.


Re: Wer ist "die Kritik"?

Ich glaube, dass es den USA seit den Nasenstübern in Kuba und in Vietnam nur noch darum geht, evtl, kommende Bedrohungen auszuschließen, die ihre wirtschaftliche, militärische blabla hegemonial Stellung gefährden könnten. Taktische gesehen könnte es ja sein, dass die ölliefernden Araber (Iran, Irak, Saudi-Arabien nebst dem kartographischen Fliegenschiß drumherum) sich dazu entschießen, den Amis aus diesem oder jenem Grund mal kurzfristig den Ölhahn zu zu drehen. Da ist so ein US freundliches Regime in Bagdad deutlich angenehmer, als ein Hussein, mit dem die Amis seit 1991 leichte Kommunikationsprobleme haben. Ich glaube, die analysieren einfach, wo, wann und wie ihre Interessen gefährdet sein könnten und handeln nach dem Motto: "Erstmal zuschlagen und dann fragen, ist besser wie fragen und dumm da stehen"


@irene:

Nein, ein geschlossenes Weltbild wollte ich nicht unterstellen. Nur die Position befragen, dass es im Fall Iraks um Öl geht. Und fragen, mit welchen Begründungen man diese Position vertreten kann.


Öl oder Herrschsucht ist letztlich egal, was angezweifelt wird, sind die hehren Ziele, die die Überschrift "Krieg gegen den Terror" suggerieren ...


Herrschsucht ist ein psychologischer Defekt und keine politische Kategorie und kam deswegen in keiner Argumentation hier vor. "Öl oder Herrschsucht" ist ganz und gar nicht egal: wenn man verstehen will, aus welchen Gründen und mit welchen Zwecken eine bestimmte Politik betrieben wird, muss man sich eben darum bemühen, diese Politik zu erklären. Das gilt auch für den Krieg gegen den Terror: ich jedenfalls würde diese Wendung nicht so ohne weiteres abtun wie Du, ich denke aber auch nicht, dass sie hehre Ziele suggeriert, sondern einen knallharten politischen Inhalt hat: diesen gilt es zu verstehen und zu erklären. Eine Vagheit durch eine andere, ein Ressentiment durch ein anderes, einen Slogan durch einen anderen zu ersetzen, erklärt, befürchte ich, nichts.


Mag sein. Aber was bleibt an politischen Kategorien übrig? Ich bin kein Amerikaner, also kann ich mich schwer in die innenpolitische Situation hineinversetzen. Zunächst hat es eine gewisse Tradition, dass US-Präsidenten innenpolitisch Stärke demonstrieren, indem sie Kriege führen. Der Anschlag auf das WTC ist in den USA wohl nach wie vor eine solide Rechtfertigung für ein breites Spektrum an militärischen Aktionen im Ausland. Besteht die politische Komponente nicht zuallererst darin, dass man die eigene Bevölkerung davon überzeugen muss, dass die militärische Aktion notwendig ist? Aussenpolitisch kann man natürlich auf die geopolitische Komponente hinweisen, wie es Rudolf Maresch schon mehrmals auf TP getan hat. Es geht auch darum, Räume zu besetzen und die Ressourcen und Positionen für die eigene Industrie produktiv zu machen. Diesen Herrschaftsanspruch kann man auch der eigenen Bevölkerung eine zeitlang ganz gut verkaufen. Ich möchte aber bei der Vermutung bleiben, dass es primär um den Zugriff auf Energiereserven geht. Dieser Trumpf sticht in innenpolitischer (billiges Benzin für alle), wirtschaftspolitischer (Zugriffskontrolle auf Öl bringt Vorteile für die eigene Volkswirtschaft) und hegemonialer Hinsicht. Das ist nicht alles. Aufgabe der Politik ist es, alle Interessen zu konzertieren und dann zur Tat zu schreiten.

Übrigens: Wenn es nicht um Öl geht, wieso haben die USA dann nicht zuallererst Nordkorea ins Fadenkreuz genommen? Man möchte meinen, dass dieses Land noch finsterer ist als der Irak und ausserdem wesentlich knapper davorsteht, Atomwaffen zu produzieren.