Re-Magazine's main goal is to re-invent the format of a magazine as a form of personal expression. It is a personal magazine.

Seit ich es kenne, ist das Re-Magazine eine meiner Lieblingszeitschriften, sicher deswegen, weil es keine Zeitschrift ist, nicht wirklich, aber ihr Nichtzeitschriftsein mit den Mitteln einer Zeitschrift behauptet. Seiten, auf denen statt einer Paginierung "no page" stand, beispielsweise. Artikel, die nur davon handelten, wie und mit welchen rhetorischen Absichten in Artikeln Sätze zu anderen Sätzen führen. All so was. Klingt ein wenig meta, ist es aber gar nicht. Nur der Form bewusst.

In der neuesten Ausgabe wird, ein ganzes Heft lang, die fiktive Geschichte eines fiktiven Verschwindens einer fiktiven Person namens John (von "John Doe") erzählt. Ein Schauspieler mietet sich fünf Wochen lang in einer leeren Wohnung in einem baufälligen Haus ein, simuliert das Verschwinden aus allen seinen sozialen Kontexten, versucht seine Biografie zu vergessen, treibt so herum, nimmt Sekunden-Identitäten an, die nur Rezeptivität sind (Dialoge in Straßencafes belauschen, auf Ämter gehen und aufs Geratewohl Wartenummern ziehen und so weiter), verzichtet auf so etwas wie Struktur in seinem Leben. Ein Experiment also, eine Versuchsanordnung. Jemand eperimentiert damit, zu verschwinden, und berichtet darüber, samt Fußnotenapparat. Ich denke oft, dass Zeitschriften so sein sollten, Experimente, mittels derer man etwas über die Wirklichkeit herausfindet, statt sich von der Wirklichkeit betäuben zu lassen. Außerdem: Zeitschriften nur über eine Person. In diesem Fall ist es eine fiktive, aber Personen sind ohnehin immer fiktiv. Das neue Colors übrigens handelt auch nur von einem einzigen Menschen. Einer für alle, und dann auch wieder nicht. In gutsortierten Bahnhofszeitschriftenläden.