Jedesmal, wenn Nationalpastor Christoph Dieckmann mit dem anhebt, was er wohl für Nachdenken (oder Bedenken...) hält, möchte man in Deckung gehen, um nicht von seinen Sinn-Schrapnellen zerfetzt zu werden. Vor ein paar Monaten hat er sich die Juden vorgenommen, diesmal sind es die Ostdeutschen.

Wir werden am 22. September die erste normale gesamtdeutsche Wahl erleben. Nicht Alternativen, Nuancen stehen zur Entscheidung, und Milieus. Erstmals fehlt im Osten jegliche Heilserwartung, wie sie 1990 und auch noch 1994 Helmut Kohl entgegengetragen wurde, 1998 seinem Kontrahenten. Der Osten glaubt nicht mehr. Er blickt zu keinem großen Gönner auf. Er hat kapiert, dass die Politik der Wirtschaft gegenüber selten Weisungsrecht besitzt; falls doch, lässt Holzmann grüßen. Liberalität bedeute Hurra zum grenzenlosen Markt, dies erfuhr der Osten ausgerechnet im rot-grünen Jahrviert, Aktien würden den Klassenkampf beenden, und wer beizeiten Ich sage, melke die Welt. Das Ostvolk hat sich entflochten in Einzelkämpfer. Die Gesellschaft ist nicht länger Kollektivinteresse. Wie der Westen organisiert sich der Osten im Do ut des kleinteiliger Politik, in Kungeleien und Deals um Schlachtlizenzen für heilige Kühe. Jeder erhandelt das Seine, wie in Berlin, wo die Sozialisten ein Rosa-Luxemburg-Denkmal bekommen, die Maueropfer eins für Chris Gueffroy, die Wilhelminen ein Schloss und die Hertha-Fans eine vereinsblaue Aschenbahn. Deutungshoheit gewinnt keiner. Fühllos wie zu allen Zeiten kläfft die Köterstadt.
Ach, und eine Wendung wie die vom wölfischen Kapital klingt schon sehr nach gekränkter Volksgemeinschaft.






Auch schön:

"Bestenfalls sind wir uns selber treu, den Wurzeln des eigenen Baums, und lassen die Krone hinüberwachsen."