JUNI: O. hatte von anfang an gesagt, der mangel sei die norm. alles was darüberhinaus ginge, sei fülle. daher müsse man aufhörn zu klagen und froh sein, stattdessen. weniger froh als bang gab ich zu bedenken: was, wenn aus eben dieser freude nur ein neu zu bewältigender und endlos gesteigerter mangel resultierte? wie den bewältigen? doch O. beharrte darauf und tat das durchaus schlüssig: der mangel sei die norm. alles andere gehe darüber hinaus und sei daher gegenstand von dankbarkeit, basta.

JULI: N. schrieb, er sei nun schon bald in einer französischen klosterzelle, wo er gewiss die muße fände, zu beweisen, dass der mangel zwar die norm, die norm aber mangelware sei. wir waren schlechthin begeistert und schrieben etwas wie: "dear N, wenn du die muße fändest, zu beweisen, warum die norm mangelware bezüglich des mangels ist, wäre dir die dankbarkeit der gattung gewiss." doch offenbar verfügten französische klosterzellen (melde dich! you are schließlich on a life-saving mission!) nicht über anschluss. indes verstärkte sich die ahnung, es könne in der tat so sein wie befürchtet. nach mehreren jahren traf eine karte ein: "als ich schrieb, ich müsse beweisen, dass der mangel zwar die norm, die norm aber mangelware sei, habe ich mich wohl etwas weit aus dem Fenster gelehnt. leider ist der mangel nun mal die norm. so sieht es aus schatzi." ich telegraphierte augenblicklich: "VERDAMMT! dannbinschverlorn", woraufhin O. mitteilte, N. habe inzwischen auch ihr geschrieben, und er denke nochmal drüber nach.

AUGUST: wir zogen uns zurück. R. schrieb aus budapest, man müsse einfach die hoffnung einstellen. wir waren nicht sicher, doch dieser alte gedanke erwies sich wider erwarten als verlockend und wir dachten ihn, wenn auch widerstrebend. doch war es anfangs nicht darum gegangen, die norm so zu verändern, dass sie mangel in zukunft nicht mehr zulässt? und O. sagte: indikativ, jenseits der verbitterung, das hieße auf ungarisch: irgendwie besser durchblutet.

SEPTEMBER: N. kam endlich aus frankreich zurück, rief mich an und sagte, er habe die lösung gefunden. ich sagte: ich auch. also trafen wir uns. ich sagte: wut, und er sagte: zorn. daraufhin sagten wir begeistert sowie beklommen: aha. wut, das einstellen der hoffnung und gute schuhe, fügte ich hinzu, denn wut sei schließlich etwas, das man gehend vollzöge. was im gehen passiert. daher die schuhe. auf der anderen seite hingegen: peniswarzen, fettleibigkeit und schlechte kritiken. doch R., taktvoll wie stets, schickte eine flasche wein, die noch am gleichen abend eintraf, anbei eine notiz: "uninterressant". dann musste N. weg, O. war partout nicht zu erreichen, R. nach wie vor in Budapest, und ich aß einen hamburger auf der kastanienallee und dachte: das geht so nicht. wir müssen alle, alle besser nachdenken.

OKTOBER:






und was ist mit motorradwartung?


won t work, won t aber auch so was von nich work. objekte mögen sorgfalt belohnen, auf lange sicht. objekte mögen anspringen. ideale objekte mögen. aber nicht anspringen. wenn sie nicht mögen. und dass das Nichts keine lösung ist, jedenfalls nicht solange man lebt, das dürfte klar sein. wieder mein misstrauen gegen die romantisierung eines falsch verstandenen billig-flaggen-zenbuddhismus. letztlich ist doch vorbereitung gemeint, einübung ist gemeint und dann, wenn ich zitieren darf, tritt in kraft, was klaus heinrich 1953 in seinem exkurs über buddhismus als ausweg geschrieben hat: (o ich bin fast zu müde das abzutippen) (ich hab mir überlegt, ich tipp das morgen ab). außerdem: das leben ist kurz.


aber hauen sie da nicht in dieselbe kerbe, wenn sie von der "norm" schreiben, bzw. mit dem was sie dort darüber schreiben?

ich weiss das ja auch alles nicht.