Irgendwann in den vergangenen drei Wochen habe ich festgestellt, dass mir aus keinem besonderen Grund jedes Interesse an dem, was man so Politik nennt, abhanden gekommen ist. Ich kann mich nicht einmal mehr dazu zwingen, & ich habe es versucht, irgendeine politische Emotion aufzubringen. Völlig entkoppelt von meinem System. Im Frühstücksfernsehen sehe ich mir fast jeden Tag die Portraitserie über irgendwelche Wahlkreiskandidaten an, stelle fest, wie kaputt die alle schon am Frühstückstisch sind, wenn sie ihre Frauen und ihre herausgeputzten Kinder vorführen, freue mich sekundenkurz darüber, dass Angelika Beer, die von mir am innigsten verabscheute Bundestagsabgeordnete, es nicht mehr schaffen wird, das war´s dann aber auch schon. Merkwürdiges Gefühl, so war das noch nie, und ich kann es mir nicht einmal erklären. Rationalisierungen ja - ist eh alles unter jedem Niveau jeder Kritik - aber die hätten ja bisher auch schon gegolten. Vielleicht hatte ich ja so etwas wie einen Mikro-Schlaganfall, der genau die drei Kubikmillimeter Gehirn ausradiert hat, die für politisches Interesse zuständig sind.






Oh. Mir geht es zur Zeit ganz ähnlich. Ich glaube, das trifft hauptsächlich uns Medienmenschen. Man hat die Medien um die Ohren und schnell von allem genug. Das ist aber gut. Das treibt weiter. Manchmal aber nicht unbedingt weiter vorwärts.


Glaube ich nicht, was mich betrifft. Es war ja in den vergangenen 25 Jahren, von denen ich 15 Jahre lang ein Medienmensch gewesen bin, nicht so.


Also, Politik hat mich zwar oft geärgert, aber nie mit irgendeinem Leidenschaft-Surrogat erfüllt. Das ist böse, das weiss ich. Aber es ist so. Vielleicht weil es in der Politik nicht mehr um Macht geht. Da prickelt nichts mehr, in diesem Etatverschiebebahnhof. Der Afghanistankrieg: Werkschutz. Ich verachte die Politik nicht, das tun nur Idioten. Aber ich finde sie auch nicht so interessant, dass ich mich jetzt da reinknien müsste.