das unglück, zu schön zu sein.
Wie die barfüssige Gräfin.
Ein Fräulein beklagt sich bitter
Ich bin sehr schön. Und bin als schön bekannt. Fast jeder denkt bei mir an Botticelli. Ich bin nicht hübsch. Und bin nicht interessant. Nein, ich bin schön! Und dabei heiß ich Elli.
Sobald ich wem zum erstenmal begegne, so wird er fromm und sieht mich reuig an, als bäte er darum, daß ich ihn segne ... Die Männer glauben, daß ich segnen kann.
So schön wie ich zu sein, ist kein Vergnügen. So schön zu sein wie ich, ist eine Qual! Die Männer wählten mich zum Ideal, und wen sie ausersehn, der muß sich fügen.
Man sprach mich heilig, weil man es so wollte. Und keiner fragte, ob ich heilig sei! Ich bin ein Mädchen, und gesund dabei, und weiß nicht recht, warum ich fromm sein sollte.
Ja, ich bin schön! Betrachtet mich genau! Ihr solltet nicht so edel mit mir sprechen... das Frömmste ist an mir der Körperbau, und mich zu lieben, wäre kein Verbrechen.
Macht Verse! Malt mich ab! Setzt mich in Noten! Mir ist es recht, da es mir recht sein muß. Doch gafft nicht nur, als wäre ich verboten! Kein Mädchen ist zu schön für einen Kuß.
Was soll ich einsam als Profil und Akt? Mir ist, als ob ich in der Kirche stünde. Ich bin so schön. Noch keiner sah mich nackt. Wo ist der Mann, der mich verwegen packt? Daß ihr so fromm zu mir seid, das ist Sünde!
(Erich Kästner)
weia. der herr kästner, der nur dran denkt, dass sie nur dran denkt, warum nur niemand denkt, dass auch sie verwegen gepackt werden wollte. mit kästner hat man mich immer schon quälen können. nur eugen roth und ephraim kishon sind noch schlimmer.
Ja. Wie man in den Wald usw. Will sagen: was wolltest Du eigentlich sagen? Ich glaube nämlich nicht an diese Sorte Unglück.
Ich bin sehr schön. Und bin als schön bekannt. Fast jeder denkt an mich als an eine Elli. Ich bin schön. Vielleicht auch interessant. Habilitiert habe ich mich über Boticelli.
das unglück, zu reich zu sein, fiel mir da sofort als pendantsatz, der sich immer noch eher auf männer beziehen würde, ein. das unglück zu fürchten, dass man nicht wegen sich selbst sondern wegen etwas äußerlichem "geliebt" wird. wobei es den reichen, alten männern wahrscheinlich meistens egal ist, ob die schöne, junge frau mit der sie oft zusammen sind, sie wirklich liebt. bzw. sie sich die frage gar nicht stellen weil sie drüberstehen. ist das nicht im wesentlichen eine frage des selbstbewusstseins? schönheit ist ein geschenk, für das man normalerweise nichts getan hat. reichtum kann es auch sein (wenn man das geld geerbt hat), ist aber meist selbst erarbeitet.
ich glaube nicht an das, was du dem kästner da unterschiebst. das ist eine lesart, und zwar eine sehr subjektive, nicht mehr. zu kästners zeiten war schönheit noch nicht so von den medien und der werbung gepusht wie heute. da hatte schönheit noch etwas unschuldigeres, unnahbareres, singuläreres, war nicht präsent auf allen kanälen. sein gedankengang mag heute sexistisch erscheinen, aber damals war er glaube ich eher realistisch. auch in bezug auf die wesentlich verkrampftere sexualmoral.
das wichtigste habe ich natürlich vergessen. schön, dass du wieder da bist, für jedermann sichtbar im virtuellen raum. deine einträge, posts, gedanken haben mir gefehlt in letzter zeit. danke.