in der vergangenen woche viel handke, salter, musil, herodot und praschl wiedergelesen. am fremdesten kam mir praschl vor.
handke
trau ich mich nicht mehr
"Angst des Tormanns beim Elfmeter" ist gradaus und scheissgut.
das gewicht der welt
hat mich damals ziemlich beeindruckt. da dachte ich vielleicht, das packt der nicht noch mal.
und dann habe ich seine vielleicht ersten 10fünfzehn bücher alle gelesen wie sie auf den markt kamen in einer phase, von der ich glaube, sie überwunden zu haben, so wie die hessephase oder die karlmayphase viel früher
und dann, Ihnen kann ichs ja sagen, das ganze gezerre in und um den balkankrieg habe ich so richtig nie verstanden
weiß nicht, mit den phasen bin ich vorsichtig geworden. ich habe mir ja angewöhnt, die für mich wichtigen bücher wiederzulesen, da sind einige von handke dabei. das seltsame nicht nur bei seinen ist, dass sie mir immer wie neue bücher vorkommen, dabei bin nur ich ein paar jahre lang irgendwohingeraten, wo ich davor wohl noch nicht war. neulich allerdings habe ich plötzlich zum ersten mal brinkmann nicht gut leiden können, das stände umsichgehaue, gleich ein paar seiten weitergeblättert, zu einem text mit weniger tobsucht.
balkankrieg: ich vermute, handke ist damals der einzige halbwegs etablierte intello gewesen, der den elenden und elendiglich dummen deutsch/österreichischen nationalismus klar gesehen hat, diese widerliche sehnsucht danach, endlich wieder einen guten krieg führen zu dürfen. oder so ähnlich. hey, und er hat die presse beschimpft. als fernfuchtler. dabei war das gar keine beschimpfung, bloß eine korrekte wahrnehmung. das hat ihm keiner mehr verziehen.
im diesmonatigen konkret übrigens wieder eine instruktive folge der milosevic-prozessbeobachtung, mit der das konkret ja dankenswerterweise nicht nachlässt. bei jedem dieser folgen frage ich mich, ob die das wirklich bis zum ende durchziehen werden und wie die urteilsbegründung dann aussehen wird. sehr seltsames spektakel. inklusive des umstands, dass die mediale öffentlichkeit sich hartnäckig nicht für es interessiert. obwohl da doch angeblich ein genozid mitten in europa verhandelt wird.
milosevic-prozessbeobachtung
ab&zu noch in der jungen welt
balkankrieg+handke
was ich da nie kapiert habe oder kapieren wollte, warum die solidaritätslinien auf einmal so seltsam verliefen und h ziemlich allein gelassen wurde. das funktionieren dieses medialen (blogs inklusive!) schweigens
junge welt: ertrage ich nicht.
keine ahnung, ich bin der falsche, um das zu beantworten, ich habe mich meistens übel angelegt mit den leuten, die die zerschlagung jugoslawiens toll fanden, selbstbestimmungsrecht der völker, all so was, damit dieser katholenadmiral in seiner göringuniform seinen eigenen tollen staat bekommt und slawonien endlich serbenfrei machen kann, war mir immer immens widerlich
ich denke, wenn man die handke-texte jetzt noch einmal lesen würde, sähe man schon, in wie vielem er das richtig wahrgenommen hat. (und in wie vielem auch nicht: aber darin war er ganz gewiss nicht der einzige)
Augenzeugenbericht.
Erst vor kurzem habe ich wieder einmal den Augenzeugenbericht von Handke gehört.
Hier im Netz. Noch heute läuft mir der Schauer den Rücken runter, da Handke sein Stück ja selbst gelesen hatte damals.
Seine Stimme, ohne jedes Hoch oder Tief, ohne Regung, diese Stimme ist unvergesslich.
Ich habe die Langspielplatte zum Glück noch irgendwo, denn er hat ja sowieso nicht viel aufgenommen damals.
gewicht der welt ...
... sicher der beste handke, schien mir jedenfalls nach literaturwissenschaftlicher hyper-detail-analyse. merkwürdige bezüge zu brinkmann übrigens (da am besten: das erkundungen ...-tagebuch).
was ich eigentlich fragen wollte: wie sieht es mit dem praschl-prosawerk aus? oder habe ich da als gelegenheits-passant etwas falsch verstanden?