Dann gründete ich in einem Teil des Englischen Gartens ein Geschäft. Ich vermietete hinter dem Haus der Kunst Sträucher als Stundenhotels für Liebespaare. Ich akzeptierte nicht jedes Liebespaar. Das sprach sich schnell herum und brachte mir, leider, Zulauf. Ich war ein Bettler und war wachsam; wer in meinen Sträuchern liebte, kam verändert heraus, das merkten zuerst die Betroffenen, schließlich auch ich selber. Wie das geschah, wusste keiner, ich am wenigsten. Ich nahm für jede Vermietung 50 Pfennige und es wurden mir bald höhere Geldbeträge angeboten, aber das lehnte ich ab, denn ich wollte nur der abseits phantasierende Wächter ganz bestimmter Liebespaare sein, und ich wollte es nur für eine halbe Mark und nicht für mehr sein. Ich sah mir die Pärchen nur sehr unaufdringlich an und sagte dann: "Sie können einen Strauch haben", nahm das Entgelt; oder ich sagte: "Es tut mir leid, mit meiner Einwilligung können Sie hier keinen Strauch haben." Dann bot man mir jedesmal mehr Geld, niemals gab es Empörung. Und jedesmal sagte ich dann ruhig und mit Überzeugung: "Stecken Sie ihr Geld ein, lieben Sie sich überall, aber Liebe in einem Strauch würde Ihnen schaden, und das hat nichts mit dem Wert oder Unwert Ihrer Person zu tun, vertrauen Sie mir einfach." Wenn ich einem Liebespaar einen Strauch überließ, so ging ich abseits und fantasierte. Sonst nichts. [Ernst Herhaus, Kapitulation]
Frage
Hat der Herhaus eigentlich nach seinen Alkoholselbsttherapiebüchern "Kapitulation" und "Der zerbrochene Schlaf" noch was geschrieben? Lebt der noch und wenn ja ist der noch trocken? Ich habe jedenfalls nix mehr von dem gehört seitdem.
leider
sind auch alle meine gelegentlichen nachforschungen ergebnislos geblieben. es gibt noch mehrere verschollene autorInnen, die ich vermisse. maria erlenberger z.bsp., obwohl die eh immer ein pseudonym war und möglicherweise noch tätig sein könnte. oder renate rasp.