gestern gesehen, mit den kostümen von yohji yamamoto. – herbst 97, wir hatten gerade das pariser apartment im marais bezogen. in der zweiten nacht klingelte es gegen 3.30 uhr an der wohnungstür. da stand ein japaner mit schulterlangem haar, ruhiges lächeln, stellte sich als nachbar vor. er hätte überraschend noch kaffeegäste bekommen, ihm wäre aber der zucker ausgegangen. ich gab ihm ein ganzes paket, à toute éventualité, er trat mit einer angedeuteten verbeugung ab. am nächsten nachmittag stand er wieder vor der tür. er würde sich bedanken wollen, ob ich einen moment zeit hätte, um mitzukommen, gleich auf der stelle. meinen hausmantel – pinkfarben, ich hatte den ein paar jahre zuvor bei eduscho in der trierer fußgängerzone gekauft – könnte ich ruhig anbehalten, es würde ganz schnell gehen. er führte mich dann durch den hof in eine lagerhalle, das war wohl sein atelier, ein paar junge menschen an schreib- und zeichentischen, lichtes interieur, karg gestyltes fin de siècle. "bitte", er deutete auf einige kleiderständer, die mit anzügen behangen waren, "suchen sie sich in ruhe einen aus, meine assistentin hilft ihnen gern. ich muss jetzt weiter." zum abschied abermals die verbeugung. zehn minuten später, ich hatte mich gerade für einen schwarzen zweireiher entschieden, brachte die assistentin mir eine tasse espresso. ich trank ihn ohne zucker.
Yamamoto ist auch der einzige Mensch, von dem ich gerne einen Anzug hätte.
ja, ich trage den auch immer noch sehr gern. - die geschichte geht leider noch weiter: ein damaliger nachbar, petit fonctonnaire in der front national, hatte ebenfalls einen geschenkt bekommen. er ging dann manchmal im yamamoto-outfit durchs viertel und warnte vor "verniggerung".
@ the frank
ich muss wieder an die sätze
Si Yohji Yamamoto a déclaré:"Ceux qui portent mes vêtements tiennent à affirmer un point de vue", il disait dernièrement: "(...) J'étais convaincu que les vêtements pouvaient nous aider à exprimer nos personnalités pour nous distinguer des autres. Je n'en suis plus si sûr." (marie claire février 1997, édition speciale hommage a yohji yamamoto p.2)
denken. traurig.
mal ein interview mit yamamoto gehabt, einige jahre her, in seinem pariser atelier. besprechungszimmer, ein großer nicht weiter auffälliger konferenztisch, an der unteren stirnseite (wie nennt man das eigentlich, frage ich mich gerade), saßen 3 oder 4 junge assistenten mit notizblöcken bewaffnet, um später jedes wort der konversation zu protokollieren. yamamoto kam 5 minuten, nachdem wir alle platz genommen haben, in einer lederjacke, unter dem arm eine akustische gitarre, das nicht weiter bemerkenswerte folk-modell, setzte sich hin, schenkte sich kaffee ein, dunkel habe ich in erinnerung, dass er viel zucker nahm, dann sprachen wir eine stunde lang, nicht mehr genau erinnerlich worüber, aber ich weiß noch, dass mich die passagen über seine mutter sehr berührten, soldatenwitwe nach dem krieg, besitzerin einer wäscherei oder eines waschsalons oder einer kleinen schneiderei, in deren hinteren räumen yamamoto als kind saß und schon zuschnitt oder kleider zeichnete, ich weiß nicht mehr, wie das genau ging, jedenfalls seitdem das bild eines zarten jungen, der seiner schwer schuftenden mutter zur hand geht und stoffmuster streichelt, erinnerlich ist mir auch noch eine gewisse verbittertheit, kälte, eisigkeit seinerseits bei dieser erzählung, noch immer nicht vernarbte trauer, sagte irgendwas, wie schwer es gewesen wäre, keinen vater gehabt zu haben in diesem post-war-japan, das alte sprichwort über außenseiter "wenn ein nagel heraussteht, muss er hineingeschlagen werden" oder so ähnlich, später dann in der ysl-biographie einen ganz ähnlichen gründermythos gelesen, ebenfalls kindheit, beim heiligen yves waren es märchentheaterfiguren, die er als knabe bekleidete.
in tokio dann im yamamoto-laden, sehr ergriffen gewesen, irgendwo stand ein männerregenschirm, der 5000 mark kostete, aber von dem ich sofort dachte, dass er 5000 mark wert ist, mindestens, vollkommenheit eben, wollte ganz dringend 5000 mark haben, und diese eigenartigen yamamota-schwarz-skalen, dickes bauerngewebe, die mutter mir gleich wieder in den sinn kommend
@the frank
Der Eduscho-Hausmantel aus Trier, in pink - das ist es, das macht diese Geschichte rund. Viele Bonuspunkte.
mit diesem beitrag wären Sie hier äußerst willkommen.