Das Angenehme am Fall Jayson Blair ist, dass keiner sagt, dass es eh nicht wichtig ist, ob die Fakten stimmen oder nicht. Bei Kummer war das völlig anders.






42775 Zeichen. 2 x "truth" 0 x "regret"


ich seh das so: 42775 zeichen truth 42775 zeichen regret und auf der titelseite, nicht im feuilleton.

der erste absatz: "frequent acts of journalistic fraud while covering significant news events in recent months" ... "widespread fabrication and plagiarism" ... "profound betrayal of trust and a low point in the 152-year history of the newspaper"


Eine faszinierende Geschichte, finde ich. Und nicht zuletzt faszinierend selbstzerstörerisch. Mit 27 bereits 6 Jahre bei der NYT zu sein ist ja keine schlechte Sache. (Scheint allerdings auch so zu sein, daß man dort wesentlich weniger erbamungslos mit fehleranfälligen Journalisten umgeht, wie ich mir das vorgestellt habe.) In einer Mailingliste hat jemand gemeint, was wirklich anstünde, sei eine Entschuldigung der NYT wegen ihrer rechts-servilen Berichterstattung in den diversen Clinton-Pseudoskandalen. Glück im Unglück für die Times, daß der Fall Blair ein relativ unpolitischer ist. Vor einigen Tagen haben sie übrigens über Stephen Glass berichtet, der wegen ähnlicher Vergehen von The New Republic entlassen wurde.


der vergleich mit kummer

is glaub' ich nich ganz richtig. kummer hat danach ja noch den lauten gemacht. von blair is bis gezz noch nix zu hörn


Ist Kummer eigentlich von den Stars verklagt worden, deren Interview-Antworten er seinerzeit erfunden hat? Aber die sollen ja eher schmeichelhaft gewesen sein. Komisch jedenfalls, dass jemand seinen Zugriff auf gute Veröffentlichungskanäle einfach so aufs Spiel setzt. Hat es vielleicht finanziell nicht nötig zu arbeiten.


und: wegen kummer sind noch andere köppe gerollt. poschardt zum beispiel: hat seine für 2001 zusammengeklebte diss au nich mehr geholfen


Scheitern des Lebenswegs führt direkt in die konservative Publizistik, wo man sich immer noch als Dissident stilisieren kann, der gegen die angeblich linke Hegemonie kämpft. Davon hat's hier mehrere.


@supatyp.

meinte ich doch. beim vergleich mit kummer sieht die nyt immens gut aus. weil kummer und die freunde nach dem auffliegen noch so rumgetönt haben, das wäre borderline-journalismus und all so was. vergleichen kann man ja sowieso nur sachen, die sich voneinander unterscheiden, sonst wär es ja witzlos. und in der diss von poschardt lese ich immer wieder mal gerne. vor allem die einleitung, in der er sagt, wo im neomarxismus er nun genau anzusiedeln ist...


Wovon handelt Poschardts Dissertation denn? Ich finde den Fall ziemlich seltsam. Warum haben die das getan?


dj boboculture

is den seine diss. herr praschl ist viel mit recht, aber die diss is arg wie heißt es doch so schön? zusammengesamplet und is zu kaufen zwischen walgesang-cds. Sie sagten es richtig: neo-muarxismus


  1. heißt dj culture. handelt eben davon, eine art geschichtsschreibung des plattenauflegers und dessen rolle in der populären kultur.

  2. das weiß ich auch nicht so genau. bei kummer war es, vermute ich, hybris. bei poschardt und kemmerling war es (a) hybris, (b) der stolz, geile interviews im sz mag zu haben, die sonst niemand hat und sich super vorzukommen gegenüber den losern der konkurrenz, (c) die nicht-existenz von öden und verachteten journalistischen standards, (d) der genieverdacht gegen sich selbst.


2d

hahaha


@praschl

nicht fair, poschardt gleich mit effenberg zu vergleichen ;-)


Danke. Ich kenne diese Leute ja nicht. Kann mit Herrn Poschardts Artikeln nicht so viel anfangen. Diese Autokritiken in der Weltwoche. Wenn einen Journalismus nicht zu einer gewissen Demut erzieht, dann weiss ich auch nicht.