Manchmal führe ich Praktikantinnengespräche. Was sie wollen, warum sie hier sind, welche Geschichten sie gerne schreiben würden undsoweiter. Heute wieder.

  • Warum machst du denn ein Praktikum?
  • Man sagt uns, Praktika wären gut.
  • Wer ist "man"?
  • Na, die Uni.
  • Wieso?
  • Wir sollen Erfahrungen sammeln. Wird gern gesehen.
  • Warum willst du Journalistin werden?
  • Weil ich nicht dauernd im Büro herumsitzen mag. Und weil ich gerne Leute kennenlerne.
  • Ähm, da könntest du doch auch Animateurin im Club Robinson werden wollen. Oder Polizistin und auf Streife gehen....
  • Ja klar, schreiben will ich natürlich auch. So mit Sprache und so.
  • Und wo würdest du denn gerne am liebsten arbeiten?
  • Regional. In einer Tageszeitung.
  • Wieso das denn?
  • Weil ich dort das Gefühl habe, dass ich gebraucht werde.
  • Das ist dir also wichtig.
  • Ja schon. Warum denn nicht?
  • Na ja, du hättest ja auch sagen können, dass du Journalistin werden willst, weil du gerne die Welt verändern würdest. Oder weil du gerne gute Geschichten erzählen möchtest. Oder etwas aufdecken.
  • Die Welt verändern kann man doch alleine nicht.
  • Ja schon, aber. Du bist doch knapp über 20. Da darfst du das doch nicht glauben.
  • Ihr wollt immer, dass wir anders sind, bloß weil wir jung sind. Wir sind aber gar nicht anders.
  • Wie was wünschst du dir denn von von deinem Leben, sagen wir in zehn Jahren.
  • Na ja. Dass ich vielleicht einen festen Job habe.
  • Wie? Das ist alles.
  • Ja, das ist nicht mehr so leicht.
  • Das ist doch ein ziemlich kümmerlicher Traum.
  • Ja.





kenn ich

hatte letztens diskussion mit jemandem (mitte 30), der mir erklaeren wollte, was gut fuer meinen lebenslauf ist. so ein doofes argument. wie ich die typen hasse, die alles nur fuer ihren lebenslauf machen. ich will ein nettes leben haben und keinen guten lebenslauf.


Mein Daddy

(Jahrgang 37) war immer der Meinung, seine Kinder sollen die Welt verändern. So frei nach dem Motto, wir habens nicht versucht, macht Ihr mal. Dabei verändert jeder die Welt. Nur vielleicht nicht so revolutionär alleine.


Stimmt...

... ist ein sehr kümmerlicher Traum und wäre mir persönlich auch viel zu wenig.


hab heut eine Seite des Landes Tirol entdeckt auf der Jugendliche (so zwischen 15 und 18) sich um Lehrstellen bewerben - www2.tirol.gv.at - anhand dieser Lebensläufe/Bewerbungen mach ich mir wirklich Sorgen - etwa "ich habe schon viel mit maschienen gearbeitet. Ich habe auch schon bei ein paar betrieben geschnuppert. " und "kinder", die sich als belastbar, flexibel und teamfähig beschreiben ...


Hoffentlich...

...irren Sie sich, was Ihre Überschrift anbelangt. Es besteht doch auch die Möglichkeit, dass es derart ambitionierte junge Frauen schon immer gab, und dass diese Praktikantin vor zwei oder drei Generationen mit einer lebenslangen Anstellung als Hausmädchen durchaus zufrieden gewesen wäre, während ihr heute erfolgreich eine diffuse Idealdaseinsvorstellung implantiert wurde, so eine Art "Ich-bin-aktiv-den ganzen-Tag-Krönung-light-Tante" aber halt unbedingt "so mit Sprache und so"....

Viel mehr bewegt, und ich weiss noch nicht warum, als das lapidare "Ja" am Ende hat mich übrigens das hier: Ihr wollt immer, dass wir anders sind, bloß weil wir jung sind. Wir sind aber gar nicht anders. Hat sie das wortwörtlich genauso formuliert?


das ist so,

das muss man sich heute anhoeren. auch: das ist jetzt alles anders und nicht so einfach wie bei euch (bezogen zb auf streitigkeiten mit lehrern). fragt man sich, wozu man damals sachen erkaempft hat, an denen die jungen menschen heute garnicht mehr interessiert sind.


?

wer hat das girlie eingeladen? was war so verlockend an ihrer bewerbung? ein vitamin-b hase? du führst häufiger gespräche dieser art? das glaube ich nicht. ich dachte immer, dass die, die es bis zur einladung geschafft haben, unter 20 sind, mindestens 3 praktika sowie vordiplom in der tasche haben und v.a. ambitioniert sind, dass es nur so kracht.

perlen vor die säue geworfen [sagt eine neiderin, die sich gar nicht erst bewirbt].


jugendrente

war eine sehr gute idee der appd gewesen, hätten sie wählen können


gestern

bei flaunt magazine gewesen. ganz schicke adresse. direkt unterhalb des sunset blvds., auf der highland avenue. verkehrschaos inbegriffen. tour durch redaktion, art direction und dem ganzen krams bekommen. vom verleger lautstark gefragt worden, ob ich denn schwul sei und ihm doch bitte einen blasen koennte. entsprechend geantwortet, mochte er. sehr lockere stimmung. toll. man wolle doch praktikanten haben, habe viel gutes gehoert, von unserer uni und so. die sollen ja ganz klasse sein. nein, bezahlen wuerde man nicht, man sei ja ein "independent". rotation? ach, ungefaehr 160.000, 20.000 davon in venezuela. ja, sei schon spassig, die eigenen artikel ploetzlich in spanisch zu lesen. ja, schreiben muesse man auch. und korrekturlesen. und mit polaroidkameras durch inlaeden marschieren und nach produkten suchen, die vorgestellt werden koennten, dem inkrams eben. einstellung und so seien wichtiger als wirkliches koennen. man koenne ja vielleicht quark lernen.

und da sitze ich und denke mir, das ganze koenne ja wohl nicht wahr sein. nette junge leute, doch kein geld fuer arme studenten. keine chance, mal einen spread zu designen, selbst einen photographen auszusuchen. frage mich, warum ich denn bitte ein praktikum machen solle, wenn ich keine arbeiten fuer mein buch bekommen wuerde. frage das halblaut. strahlt mich der verlegeer wieder an. das darfst du nicht so eng sehen, jung. komm, ich lass dich auch mal an meinen zehen lutschen.

na, denn.


besser am penis geleckt

und dann die englische spion präsentiert - schon hätten sie einen jopp mit geld bei dem hampelmann gehabt, denkt man


Kids-Bashing bringt uns bestimmt weiter... - ich meine, die meisten Leute erzählen in Bewerbungs-Gesprächen mehr oder weniger ähnlich bitteres Zeug, höheres Lebensalter bringt da vielleicht eine grössere floskuläre Variabilität und routiniertere Professionalitätsperformance, aber inhaltlich ist es doch dasselbe, nicht? Ist v.a. situationsabhängig. Ausserdem kommt niemand mit dem Jungle World-Abo oder der ATTAC-Membership oder was auch immer auf die Welt. Das zur Erinnerung. Blöde Mittdreissiger-Larmoyanz hier. Habt Ihr Schiss, weil die Kids irgendwann genauso cool ihre Doppelexistenz führen werden wie heute ihr und Euch dann aus Eurem überflüssigen Job kicken? Nehmt's ihnen nicht krumm, sie wollen auch nur sehen, wo sie bleiben.


ja

man sah früher auch mal scheisse aus,wird man heute vom kind dann vorgeführt. life is hard - then you die!


wenn kind mit attac membership nach hause kommt,

dann gibs gleich standpauke! ne, sie sind mit recht, es ist natuerlich viel alte menschen blabla hier. the kids are not allright denkt man und in wirklichkeit machen die nur sachen, die wir doof finden sollen, oder nicht verstehen oder die uns auch nix angehn. brosis fan sein schockt die studienratseltern mehr, wie bob dylan platten hoeren(wer will sowas ueberhaupt?), sich fuer nix zu interessieren und ein langweiliges leben anzustreben ist fuer rest-hippe menschen jenseits der 30 einfach der graus. aber wo soll man die kids bashen, wenn nicht hier, unter gleichgesinnten? zuhause hat man eh nix zu sagen, darf den frisoer bezahlen und sagen ob lieber brauner oder glitzer lippenstift. und so ein, zweimal die woche sagen die kinder dann was, wo man denkt: es ist noch nicht alles verloren.


ps:

aber so ein bewerbungsgespraech kann man einfach nicht machen. da geben die sich beim postars/teenstars/bla casting doch mehr muehe, eine wie auch immer geartete persoenlichkeit zu praesentieren.

letztens sassen wir in der fabriek und haben so mappen angesehn von bewerbern it-systemelektroniker, alle die beim bund waren, flogen sofort raus. alle, die pc-erfahrung vorwiesen, flogen raus(is ne mac-fabriek). wir entschieden uns fuer einen, der aussah wie ein pokemon, bisschen asiatisch, und in rostock wohnte. wir dachten: der junge muss da raus. aber dann kam ja der andere azubi von gravis und wir konnten keinen ost-pokemon retten...

ach so: maedchen achten heute auf "charakter".


Kids-Bashing bringt uns bestimmt weiter...

Teilzustimmung, "Kids-Bashing" ist aber nunmal genauso verallgemeinernd, wie "Generation", für welche jenes weibliche "Kid" hoffentlich nicht repräsentativ ist.

Nehmt's ihnen nicht krumm, sie wollen auch nur sehen, wo sie bleiben.

"Ihnen"? Schon wieder. Das ist, was mich so nervt: Die Praktikantin erkenne ich wieder, in so vielen, dass ich mir die anderen bewusst vor Augen halten muss, um nicht pauschal an einer ganzen Generation zu zweifeln.

...sie wollen auch nur sehen, wo sie bleiben.

Die Tragik beginnt, wenn sie nicht begreifen, wo sie hingehören? Oder wenn ihnen keiner sagt, was sie wollen sollen?

Zur Erinnerung:

- Man sagt uns, Praktika wären gut. .... - Wir sollen Erfahrungen sammeln. Wird gern gesehen. .... Weil ich nicht dauernd im Büro herumsitzen mag. .... - Ja klar, schreiben will ich natürlich auch. So mit Sprache und so. ....

ach so: maedchen achten heute auf "charakter".

Finde ich sowieso beknackt. Ich habe keinen Charakter. Wenn überhaupt, dann vielleicht leichte Anteile eines miesen Charakters. Und dann versuchen sie auf etwas zu achten, was ich noch garnicht habe. So ungefaehr, wie andere auf das SLK-Cabrio achten, das ich auch noch nicht habe (Logo, schließlich wird es irgendwann mal das noch kommende und nicht die aktuelle Türstopperversion). Charakter hat man erst, wenn man anderthalb Kriege, zwei Hungersnöte, mindestens eine Inflation und eine Spießerzeit nach dem ganzen überstanden hat und dann anfängt, sich an die guten alten Zeiten zu erinnern. So wie Herr X. im Altenheim. Der war zwar stuhl- und harninkontinent, hatte aber Charakter.


ich habe mir das nicht ausgedacht.

es ist halt so schnack, "er sieht gut aus und hat vor allem voll den guten charakter". frueher haette man wohl gesagt, er ist gut drauf...


die praktikantin war einfach

nur schlecht vorbereitet auf diese art gespräch. und, ehrlich gesagt, fände ich die variante mit auswendiggelernten, geschauspielerten success-antwortfloskeln noch viel schlimmer. ich weiß zwar, daß du das auch nicht hättest hören wollen, sondern gerne dieses gewisse funkeln in den augen und die begeisterung im gesicht gesehen hättest. aber diese art leute gab es auch früher schon genauso selten wie heute. übrigens ist die frage "was wünscht du dir von deinem leben in zehn jahren?", wenn sie dir nicht im vertrauten freundeskreis, sondern von jemand höhergestelltem (und so wird sie dich ja sehen) gestellt wird, eine fiese frage, die kaum jemand, und ein zwanzigjähriger noch viel weniger, souverän beantworten kann. sehr hohes blamierrisiko, und so war's dann ja schließlich auch für die praktikantin, blamabel. am bestürzendsten fand ich übrigens, daß sie dir zugestimmt hat, ihr traum wäre kümmerlich. pfarrersfrage: gibt es überhaupt kümmerliche träume?


wo sind sie in zehn minuten?

in der kneipe, 10 korn saufen nach diesem missratenen gespraech. komisch, ich kriege immer die jobs, auf die ich garkeine lust hab ;-) deswegen koennte ihr wahrscheinlich bald meine stimme in der t-online hotline hoeren..

ja, es gibt kuemmerliche traeume. die frage haette uebrigens echt von fliege sein koennen, jetzt ha ich dessen stimme im kopf hier.. aber wo die beginnen, liegt natuerlich im auge des betrachters.


die fragen sind doof

das ist kein gespräch, sondern oberlehrerhaftes abfragen mit suggestiv-chrakter. was soll sone junge frau dazu sagen, wenn sie nicht erfahrener hyperactivling ist.

das spürt das gegenüber und rennt immer mehr ins verderben oder lügt sie an, wenn sie das antwortet, was sie hören wollen.

woher soll man wissen, was in zehn jahren ist, dat weiß keiner.

nun sindja auch die jobaussichten in ihrem bereich sicher nicht rosig und mit üppiger bezahlung honoriert, so daß es ziemlich realistisch ist, froh zu sein, nen job zu haben. wenn man damit zufrieden ist, ists doch ehrenwert und ehrlich.

(wenngleich ich auch weiß, wie es beeidruckender und idealer wäre oder klänge).

sehr gut leiden kann ich auch die inkompetente frage: warum bewerben sie sich gerade bei uns?


ich habe gerade das gefühl, das hier verselbständigt sich ein wenig. was ja auch nicht schlecht ist.

aber. was mir auffällt, immer häufiger auffällt und heute wieder einmal aufgefallen ist - darum die wiedergabe dieses gesprächs - ist diese ergebenheit. nicht unbedingt mir gegenüber (der ich ihnen gegenüber ja so etwas wie eine autoritätsperson bin, das lässt sich nicht vermeiden, leider...), sondern, vage gesagt, "der welt gegenüber", "der situation gegenüber". es hat etwas ungeheuer trauriges für mich, wenn diese gespräche meistens dabei landen, dass es um einen job, eine struktur, eine sicherheit geht, darum, dass das warten ein ende hat, dass der tag endlich strukturiert ist. neulich hatte ich eine mit einem fast abgeschlossenen volontariat, fernsehen, die noch ein monat zeitschriftenpraktikum dranhing, im austausch, und mich dann fragte: ob sie nicht noch ein volontariat machen könnte, ein zweites also, noch einmal zwei jahre. weil es bei uns so schön sei, weil wir alle so nett gewesen wären.

diese ziellosigkeit. das nur noch irgendwo irgendwie unterkommen wollen.

nicht, dass ich es verurteile, verachte, wirklich nicht. es sagt nur etwas, darüber, wie es ist, und das ist es, was mich erschreckt.

übrigens: das war kein bewerbungsgespräch. auch keine unterhaltung, zu der ich bestellt, vorgeladen hätte. es hat sich so ergeben. es musste niemand etwas beweisen.

dazu: diese praktifikantizierung der branche, die da gerade läuft. drei monate hier, da. nie genau wissen, was man will. nie auch nur einigermaßen wissen, was das soll, wohin das gehen soll. überrascht sein, wenn man sich nach den wünschen erkundigt. dabei denkt man, es sei doch nur selbstverständlich, üblich, freundlich, danach zu fragen. und dann fragt man sich nach solchen gesprächen, ob es vielleicht nicht doch nur eine zumutung ist, leute damit zu behelligen, sie könnten so etwas wie wünsche haben, die auf etwas anderes gehen als auf das bisschen, was sie auch immer schwerer kriegen.

und, natürlich, auch sehr irritierend: dass man immer wieder bemerkt, wie verarscht diese kids werden. wenn sie erzählen, was man ihnen an der uni sagt, wie sie sich anstellen sollen, und man merkt gleich, dass die uni ganz und gar nicht versteht, wie das läuft, dass die uni sie eigentlich nur weiter rumscheucht, mach doch mal drei monate das oder das, das bringt dir wenigstens einblicke. und wie die dann trainiert werden: so und so geht ein bewerbungsgespräch, und du musst das und das anziehen dazu, und dein lebenslauf soll so oder so geschrieben sein. sofort wieder das gefühl gehabt: beschäftigungstherapie, nur noch präsentationstraining, aber kaum noch eine rede davon, was präsentiert werden soll. aha, die uni versucht, denen zu sagen, wie sie jobs finden. na toll. aber warum versucht die uni nicht, denen zu sagen, wie dieser job überhaupt ist, was ein thema ist, was eine geschichte, die zu erzählen sich lohnt. und so weiter.

nein, kein kids bashing. ratlosigkeit.

und was die doppelexistenz betrifft: wenn es denn darauf hinausliefe... das wäre immerhin noch etwas.


entschuldige das bewerbungsgespräch, ich hatte überlegt, das zu korrigieren, dachte dann aber (siehe smals kommentar), dass es aus sicht der praktikantin eine ganz ähnliche situation gewesen sein müsste.
ziellosigkeit: ist das nicht schon ein ziel, in "den medien" arbeiten zu wollen? angesichts dessen, was unter diesem label alles verbrochen wird, fände ich das traurig, aber möglicherweise haben viele (nicht nur) junge leute eine recht glorifizierende auffassung davon, und dann müssen sie - so meine wahrnehmung - sich darauf einstellen, dass sie sich eine zeitlang mit unheimlich windigen und, wenn überhaupt, lausig bezahlten praktika durchschlagen müssen, bevor sie vielleicht die chance kriegen, in der kandidatenauswahlredaktion bei fliege oder als celebrities-reporter bei einem privatfunker arbeiten zu dürfen. ich meine, wer das will, weil "medien" so toll klingt, bitteschön. wenn die frau noch ein volontariat machen will, liegts vielleicht daran, dass milchstrasse ordentlicher bezahlt als andere, keine ahnung. kann sein, sie war einfach zufrieden mit dem job. sofern nicht jeder kisch oder wenigstens (uhh...) maischberger werden kann und v.a. nicht werden will, ist ziellosigkeit mglw. kein schlechtes ziel.


volontariatsgehälter sind nirgendwo gut. bei der erwähnten, die übrigens schon über 30 war, ging es, schien mir nach einem langen gespräch, eher darum, dass ihr das erste volontariat kaum etwas gebracht hatte. bloß zwei jahre in so einem tabellarischen cv. der deal, den ich mir ihr schloss (war eh kein job frei), lautete: sie soll, wenn sie denn eine schreibende journalistin werden will - schreiben. und ihre texte dann an mich schicken, und ich sage ihr dann, was daran gut, was schlecht, was wie zu verbessern wäre. - würdest du das wirklich tun? - ja, klar, kein problem. - oh danke. - nichts zu danken. und wenn du eine gute schreiberin werden willst, musst du schreiben, tag für tag. - das ist aber auch schon ein halbes jahr her, nie wieder was gehört. schade. sie klang, als wollte sie es wirklich wissen.

gegen die ziellosigkeit hätte ich ja auch nichts. wenn sie mir weniger traurig und weniger ängstlich erschiene. weniger ratlos, weniger gebrochen.


ich glaube, du betrachtest diese situationen jetzt zu sehr durch die professionelle brille. vielleicht hat sie zwei wochen später erfahren, dass sie schwanger ist, oder sie ist mit dem tollen neuen typen nach guatemala gefahren, oder sie hat doch noch den job als freie kulturredakteurin bei den lübecker nachrichten bekommen, oder sie arbeitet jetzt in einer bar in moskau und schreibt ein prima weblog. pluralität der lebensstile - kann man auch schon nicht mehr hören, den begriff, hat aber deskriptiv einiges für sich. Hier könnte jetzt übrigens die debatte über sinn und unsinn des bezahlten journalismus (most of it, anyway) in zeiten des bloggens wiederaufleben. Ich bestehe allerdings nicht darauf. Es macht sicher nicht unsympathisch, von den menschen gelegentlich zu erwarten, dass sie einem als projektionsfläche (abt. hoffnungsvolle nachwuchsjournalisten) zur verfügung stehen, aber die entscheidende information für die frau war, könnte sein, doch, dass sowieso kein job frei war. Oder deine freundlichkeit hat sie momentan überfordert. Schade für sie, aber kein grund zur enttäuschung.


das leben ist

eine schlechte powerpoint-praesentation, manchmal.


Wenn sie wirklich zur Tageszeitung will - vielleicht macht sie ja jetzt ein Praktikum in der Lokalredaktion oder schreibt dort als Freie. Wäre m.E. das Naheliegendste.

Aber da in dem hier ausgiebig diskutierten Einzelfall offensichtlich mehrere verschiedene Personen unterschiedlichen Alters (zu einem vermeintlich allgemeingültigen Praktikantinnentypus?) zusammengemixt wurden, ist die Diskussion streckenweise sowieso müßig. Und ähnlich unklar und venebelnd wie einige der Fragen, die der fiktiven (?) Standard-Bewerberin gestellt wurden....


mix? eine praktikantin (20) und eine volontärin (über 30), oder? fiktiv sind wir alle, sowieso.


Hast recht, ich hab wohl in dem langen Thread den Überblick verloren, welcher Kommentar sich auf welche Person bezieht. Und mich von ein paar Generalisierungen verwirren lassen.


einspruch

Ich kann das Pessimistische an der Diskussion nicht nachvollziehen. Aus zwei Gründen. 1. Ich weiß, wie dämlich und orientierungslos ich selbst mit 20 war, und ich könnte mich heute noch dafür in den Hintern treten, dass ich nicht hier und da ein paar unbezahlte Praktika gemacht habe. Ich war zwar jung und brauchte das Geld, aber irgendwie wäre es schon gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass so etwas auch ein gutes Entree sein kann an Stellen, die man sich selbst niemals zugetraut hätte. Und ein guter Start ist schon verdammt wichtig, wie ich heute weiß. 2. Ich habe zu den wenigen Gelegenheiten, wo ich in entsprechender Position war, immer wieder sehr gute Kids gesehen und dann teilweise sogar mitgenommen. Und wenn ich heute durch die entsprechenden Impressen (was für ein dämlicher Plural) blättere, dann freue ich mich.

Richtig ist hingegen leider, dass gerade in allen Medienbereichen Praktikanten als billige Lückenfüller benutzt werden, ohne irgendeine weiterführende Aussicht für die Kids. Aber da können die Kids nichts für. Und wer es wirklich will - und ich glaube das sind einige - wird seinen Weg machen.


achtung flenntext, wers nicht mag, nicht weiterlesen

ich wusste nie, was ich werden will und weiß es bis heute nicht. ich glaube, die vorstellung, es müsse da doch verdammt nochmal was geben, das mir was gibt, voll und ganz, hat mir persönlich jedenfalls jeden mut auf irgendwas genommen. und nu sitz ich da. und bald mach ich irgendsoein scheiß bürojob, wofür ich nun gar kein talent habe (vergesslich, schlampig), weil ich das aus zufall mal vor 10 jahren gelernt habe. und reue allenthalben. hauptfehler meinerseits: nicht mal auch nur irgendwas versucht, egal, wie unausgegoren die vorstellungen dazu waren. deshalb kann ich die einstellung der praktikantin so schlecht nicht finden, meistens ist es doch so, dass die leute, die ich kenne und zufrieden mit ihrer arbeit sind, da irgendwie reinstolperten, mit falschen vorstellungen und plötzlich wurds was anderes, aber es war richtig.


Ich mag Deine Flenntexte.


Wieso flenntext? Mutige lebensführung, könnte man auch sagen. Die meisten anderen durchlaufen ebenso eine kette von scheissjobs, nur nennen die das dann karriere, weil sie es von anfang an so gewollt haben und selbst das reinstolpern noch als glückliche fügung einbauen können. Vermittelt zeitweise ein beruhigendes gefühl, sich das einreden zu können, und das fehlt dir womöglich. Liegt aber doch nicht an dir, sondern an den merkwürdigen umständen. Ach, ist ja alles bekannt.


mehr flenntexte!

der hätte auch von mir sein können (bis auf den scheiß-bürojob). menschen, die von etwas besessen sind, haben mich immer gleichzeitig beeindruckt und abgestoßen. heute: mehr abstoßung als beeindrucken. reinstolpern - genau. mehr rein & stolpern, öh.


schon ein flenntext,

aber macht ja nix. ähnliche gedanken, einstellungen kenn ich von mir selber natürlich auch und das gefährliche darin ist das permanente augenmerk auf die anderen, die reinstolperer, während man sich selber als schicksalshaft festgefroren empfindet. übrigens glaube ich nicht an den reinstolper-mythos. man muß schon aus eigenem bewegungswillen irgendwo drin sein, um dann dort stolpern zu können.


danke

für die netten reaktionen. "schicksalhaft festgefroren" ist genau die gedankenfalle, von der ich natürlich weiß, es ist eine. permanenter augenmerk auf die anderen kommt eher jetzt gerade.

andererseits gehts zig leuten (gerade guten freunden von mir) auch nicht anders, blöd wirds nur, wenn daraus verbitterung auf die böse, böse welt da draußen wird. so weit ist es zum glück noch nicht.


ich hatte mit 20 immer das gefühl, um mich herum wüsste fast jeder ganz genau was und wohin er/sie wollte. diese zielstrebigkeit und dieses bewußte existieren hat in mir viel bewunderung und noch viel mehr beklemmung hervorgerufen. bin mir im nachhinein allerdings nicht mehr so sicher, ob diese einschätzung wirklich so zutreffend war.

hab auch wenig verständnis für diese art väterlicher weinerlichkeit, die hier beschrieben wird. so hab ich mir vorstellungsgespräche im bereich medienfuzziness ja immer vorgestellt (vermutlich heißen sie deswegen so) und bin nun froh, dass ich darauf keine lust hatte. den herrn praschl würd ich lieber unter anderen umständen persönlich kennenlernen wollen.

das interview mit der praktikantin ist nicht traurig, es wird dazu gemacht (so mit sprache und so). könnte das eine projektion innerer befindlichkeit auf die äußeren umstände sein? ich weiß es nicht.

liedtipp: wir jammern.


Wissen, was man NICHT will

Ich wusste auch mit 20 nicht eindeutig, was ich machen wollte. Allzu viel Zielstrebigkeit und Geradlinigkeit verbaut den Blick für Überraschungen, die einem ständig über den Weg laufen (können). Ich wusste aber immer, was ich NICHT wollte. Das vermisse ich bei vielen, die jetzt 20 sind. Die bereits sind, so ziemlich alles zu machen, Hauptsache, sie sind irgendwo dabei. Die erwarten, wie bei einem Casting ausgewählt zu werden und dann gesagt zu bekommen, was sie zu machen haben. Klar, solche gabs vor zwanzig Jahren auch schon. Sind heute mehr oder weniger Leute so auf Ergebenheit geprägt? Ich weiß es nicht...


Mal direkt gefragt:

Warum sollten sich junge Frauen, die Ideale und individuelle Ziele haben (oder gar die Welt verändern wollen), ausgerechnet bei der konventionellen AMICA um ein Praktikum bewerben?


wo sollen sie sich sonst bewerben?

bei der tina, brigitte, cosmo spei, bravo girl, oder womoeglich bei der extrem innovativen emma?


ha irene,

gute frage. offensichtlich ja weil der markt nix hergibt und man froh ist, irgendwo regelmäßig 3 mark zu bekommen. irgendwann kennt man die spielchen und macht mit, eh alles schauspiel im beruf.

die brauchen eh alle zahnrädchen, die exakt in ihr muster passen. wer paar zacken app hat und woanders welche dran, hats schwerer - sowat will keiner.

man kann nur geld verdienen, mit zeug, was es schon gibt und was jeder kaufen will.


Gähn

Herr Praschl, Sie sehen sich als augenzwinkernden Beobachter, der anderen gern Ratschläge geben will, aber doch nicht kann, weil er sonst als gähnender Besserwisser gelten könnte. In diesem Zusammenhang schreiben Sie oft von Müdigkeit, Melancholie und Ziellosigkeit der Jüngeren, welche Sie nicht verurteilen oder verachten, aber die sie sehr wohl erschrecken. Mich langweilt bei Älteren nicht das Achselzucken über die Abgeklärtheit und Nüchternheit der Zwanzigjährigen, sondern das zaghafte Schulterklopfen nachher: Heute ist das Berufsleben zwar monotoner, der Sex ärmer, die Illusionen kleiner, usw., aber im Prinzip sind diese Verluste sowieso gut. Nur so eine Vermutung: Sind Sie in letzter Zeit müde, melancholisch und ziellos?


heyheyhey

ein augenzwinkernder schulterklopfer ist herr praschl nun wirklich nicht. und die rolle als chefprojektionsfläche für berufs- und lebensfrustrierte hat er auch nicht verdient.


Gut, dass wir mal darüber geredet haben.

am Donnerstag, 01.08.2002 um 02:22 antwortete mv: ziellosigkeit: ist das nicht schon ein ziel, in "den medien" arbeiten zu wollen? angesichts dessen, was unter diesem label alles verbrochen wird, fände ich das traurig, aber möglicherweise haben viele (nicht nur) junge leute eine recht glorifizierende auffassung davon, und dann müssen sie - so meine wahrnehmung - sich darauf einstellen, dass sie sich eine zeitlang mit unheimlich windigen und, wenn überhaupt, lausig bezahlten praktika durchschlagen müssen, bevor sie vielleicht die chance kriegen, in der kandidatenauswahlredaktion bei fliege oder als celebrities-reporter bei einem privatfunker arbeiten zu dürfen. ich meine, wer das will, weil "medien" so toll klingt, bitteschön.
erstens: ja, ist ein ziel. zweitens: ja, ist traurig. drittens: ja, nicht nur die jüngeren leute, eh klar. viertens: ja, ich könnte mir denken. so ist es nun mal, lass die doch, eh wurscht, bitteschön. fünftens: könnte mir aber auch denken: dann rede ich denen mal besser aus, dass es so eine gute idee ist, "irgendwas mit medien" zu machen. sag denen, du musst was tun dafür, sonst krebst du immer auf diesem praktikantenlevel herum, sonst landest du noch in der pfarrer fliege gästebetreuung usw. sechstens: weiß ich aber auch nicht so genau, was besser ist; die kommentatoren hier scheinen der auffassung zuzuneigen, dass ich es besser lassen sollte, irgendwas zu sagen. weil es grausam ist, oberlehrerhaft, verlogen, doppelmoralisch, verlogen, projeizierend. was ich alles zugäbe, jederzeit. was dennoch nicht die frage beantwortet, was man stattdessen machen könnte. gar nichts? weil die eh alle noch früh genug draufkommen werden oder nicht, und wenn nicht, dann auch wurscht? DAS allerdings ist, glaube ich, die übliche haltung den kids gegenüber. beibringen, wie lebenslauf und casting geht, aber nix über die inhalte, den job, die anforderungen, die härten usw. zu reden. vielleicht ja wirklich besser. immerhin handelt man sich dabei nicht den verdacht der verlogenheit und der doppelmoral ein. na ja.
am Donnerstag, 01.08.2002 um 03:13 antwortete mv : Hier könnte jetzt übrigens die debatte über sinn und unsinn des bezahlten journalismus (most of it, anyway) in zeiten des bloggens wiederaufleben. Ich bestehe allerdings nicht darauf. Es macht sicher nicht unsympathisch, von den menschen gelegentlich zu erwarten, dass sie einem als projektionsfläche (abt. hoffnungsvolle nachwuchsjournalisten) zur verfügung stehen, aber die entscheidende information für die frau war, könnte sein, doch, dass sowieso kein job frei war. Oder deine freundlichkeit hat sie momentan überfordert. Schade für sie, aber kein grund zur enttäuschung.
erstens: DIESE debatte würde ich gerne aufnehmen. falls sie überhaupt schon aufgenommen wurde. glaube ich nämlich nicht. nur hier und da ein wenig herumgekratzt daran. vielleicht iirgendwann in den nächsten tagen, mal sehen. zweitens: wenn menschen nicht mehr projektionsflächen sind, sind sie einem wurscht. dass man in den projektionen permanent danebenhaut, ist auch klar. das nicht mehr projeizieren ist natürlich das gefühl, das besser zu den produktionsverhältnissen passt. und jetzt?
am Donnerstag, 01.08.2002 um 08:00 antwortete Irene : Aber da in dem hier ausgiebig diskutierten Einzelfall offensichtlich mehrere verschiedene Personen unterschiedlichen Alters (zu einem vermeintlich allgemeingültigen Praktikantinnentypus?) zusammengemixt wurden, ist die Diskussion streckenweise sowieso müßig. Und ähnlich unklar und venebelnd wie einige der Fragen, die der fiktiven (?) Standard-Bewerberin gestellt wurden....
wie schön, dass wir immer so genau lesen. na ja, muss ja auch nicht sein, genaubescheidwissen ist eh das wichtigere. und später können wir immer noch sagen, dass wir verwirrt gewesen sind.
am Donnerstag, 01.08.2002 um 10:29 antwortete mv : fiktiv sind wir alle, sowieso.
sich selbst vor allem. das war der satz in dieser debatte, den ich liebte.
am Donnerstag, 01.08.2002 um 09:51 schrieb meise:  einspruch Ich kann das Pessimistische an der Diskussion nicht nachvollziehen. Aus zwei Gründen. 1. Ich weiß, wie dämlich und orientierungslos ich selbst mit 20 war, und ich könnte mich heute noch dafür in den Hintern treten, dass ich nicht hier und da ein paar unbezahlte Praktika gemacht habe. Ich war zwar jung und brauchte das Geld, aber irgendwie wäre es schon gegangen, wenn ich gewusst hätte, dass so etwas auch ein gutes Entree sein kann an Stellen, die man sich selbst niemals zugetraut hätte. Und ein guter Start ist schon verdammt wichtig, wie ich heute weiß. 2. Ich habe zu den wenigen Gelegenheiten, wo ich in entsprechender Position war, immer wieder sehr gute Kids gesehen und dann teilweise sogar mitgenommen. Und wenn ich heute durch die entsprechenden Impressen (was für ein dämlicher Plural) blättere, dann freue ich mich.

Richtig ist hingegen leider, dass gerade in allen Medienbereichen Praktikanten als billige Lückenfüller benutzt werden, ohne irgendeine weiterführende Aussicht für die Kids. Aber da können die Kids nichts für. Und wer es wirklich will - und ich glaube das sind einige - wird seinen Weg machen.

dass es keine anderen gibt, hat keiner gesagt. dass es verdammt gute kids gibt ist ein satz den ich zwar nicht bezweifle aber nicht sagen würde weil er so gönnerhaft klingt. dass kids verdammt gut sein sollten würd ich auch nicht sagen. ich würd nur denken: wenn man etwas macht, für das es kaum geld gibt, sollte man ein bißchen ahnung davon haben, warum man das machen will. wenn man keine ahnung hat, warum man etwas machen will, sollte man lieber etwas machen, wofür es wenigstens knete gibt. glaube ich. wieso ist man eigentlich mit 20 ein kid? wieso soll man eigentlich mit 20 nicht wissen können, was man machen will, und ab wann ist es denn eigentlich okay, mit leuten darüber zu reden, was sie vielleicht machen wollen könnten, wenn sie groß sind? frage ich mich gerade.
am Donnerstag, 01.08.2002 um 10:32 schrieb roland:  achtung flenntext, wers nicht mag, nicht weiterlesen ich wusste nie, was ich werden will und weiß es bis heute nicht. ich glaube, die vorstellung, es müsse da doch verdammt nochmal was geben, das mir was gibt, voll und ganz, hat mir persönlich jedenfalls jeden mut auf irgendwas genommen. und nu sitz ich da. und bald mach ich irgendsoein scheiß bürojob, wofür ich nun gar kein talent habe (vergesslich, schlampig), weil ich das aus zufall mal vor 10 jahren gelernt habe. und reue allenthalben. hauptfehler meinerseits: nicht mal auch nur irgendwas versucht, egal, wie unausgegoren die vorstellungen dazu waren. deshalb kann ich die einstellung der praktikantin so schlecht nicht finden, meistens ist es doch so, dass die leute, die ich kenne und zufrieden mit ihrer arbeit sind, da irgendwie reinstolperten, mit falschen vorstellungen und plötzlich wurds was anderes, aber es war richtig.
das ist schon okay für mich und es flennt auch nicht. das mit dem stolpern ist aber meistens eine illusion. man stolpert vielleicht an den einen oder anderen ort, aber wenn es mehr sein soll als stolpern muss man irgendwann gehen lernen wollen. das sag ich den leuten manchmal halt. sonst machen sie fünf praktika à drei monate und haben immer noch keinen job. mehr als ihnen das zu sagen kann ich nicht, was sie damit machen, ist ihre sache. auch wenn sie es als unangenehm empfinden, dass ich es ihnen sage, ist das ihre sache.
am Donnerstag, 01.08.2002 um 10:43 schrieb tobi:  ich hatte mit 20 immer das gefühl, um mich herum wüsste fast jeder ganz genau was und wohin er/sie wollte. diese zielstrebigkeit und dieses bewußte existieren hat in mir viel bewunderung und noch viel mehr beklemmung hervorgerufen. bin mir im nachhinein allerdings nicht mehr so sicher, ob diese einschätzung wirklich so zutreffend war. hab auch wenig verständnis für diese art väterlicher weinerlichkeit, die hier beschrieben wird. so hab ich mir vorstellungsgespräche im bereich medienfuzziness ja immer vorgestellt (vermutlich heißen sie deswegen so) und bin nun froh, dass ich darauf keine lust hatte. den herrn praschl würd ich lieber unter anderen umständen persönlich kennenlernen wollen.

erstens. war kein vorstellungsgespräch, hab ich nicht gesagt, hab ich aber gesagt, dass es keines war, na ja, eh wurscht. zweitens: was die väterliche weinerlichkeit angeht: was schlägt der sohn denn stattdessen vor? das nächste mal mach ich mich dann wieder jung und lustig, aber das passt vermutlich auch wieder nicht. okay. gleichgültigkeit wäre eine alternative.
am Donnerstag, 01.08.2002 um 06:48 schrieb Irene:  Mal direkt gefragt: Warum sollten sich junge Frauen, die Ideale und individuelle Ziele haben (oder gar die Welt verändern wollen), ausgerechnet bei der konventionellen AMICA um ein Praktikum bewerben?
mal direkt geantwortet: fragen nach meinem arbeitgeber beantworte ich hier nicht, weil ich parteilich und befangen bin und mir selbst bei jeder antwort beweisen wollen würde, wie unbefangen und unparteilich ich bin (dieser grundsatz gilt seitdem es dieses weblog gibt). außerdem will ich mich nicht unbedingt blamieren bei jemandem, der ideale und individuelle ziele hat.
am Freitag, 02.08.2002 um 08:19 schrieb grau:  Gähn Herr Praschl, Sie sehen sich als augenzwinkernden Beobachter, der anderen gern Ratschläge geben will, aber doch nicht kann, weil er sonst als gähnender Besserwisser gelten könnte. In diesem Zusammenhang schreiben Sie oft von Müdigkeit, Melancholie und Ziellosigkeit der Jüngeren, welche Sie nicht verurteilen oder verachten, aber die sie sehr wohl erschrecken. Mich langweilt bei Älteren nicht das Achselzucken über die Abgeklärtheit und Nüchternheit der Zwanzigjährigen, sondern das zaghafte Schulterklopfen nachher: Heute ist das Berufsleben zwar monotoner, der Sex ärmer, die Illusionen kleiner, usw., aber im Prinzip sind diese Verluste sowieso gut. Nur so eine Vermutung: Sind Sie in letzter Zeit müde, melancholisch und ziellos?
beim gähnen hält man sich den mund zu. und gut, dass mir mal jemand gesagt hat, als was ich mich sehe.

Mir ging es um die Verallgemeinerung, die sich durch Deine Argumentation zieht, ob nun mit oder ohne Mißverständnis. Von ein paar unentschlossenen Praktikantinnen in einer verkrampften Bewerbungssituation voller Suggestivfragen auf die Einstellung einer ganzen Generation zu schließen. Taugt nix.

(Sonst: Ich habe nach MVs Hinweis eh die Verantwortung für das Mißverständnis übernommen, es gibt also keinen Grund, eine hochmütige Belehrung nachzusetzen und mich dabei im Irrenanstalt-Patientenplural anzusprechen.)