meine lieblings-wichtige-frage dieser woche stammt von bettina röhl und steht in ihrer tour d'horizon über die sex-mythen des feminismus in der neuesten cicero-ausgabe:

Also doch keine tote Hose in der Vagina?
[tags: erleichterung beim arztbesuch, anamnesebogen vollständig ausfüllen, double checking & cross checking the class of 68]






Cicero ist auch eine jener Zeitschriften, die man nicht kaufen muss, weil man vorher schon weiss, was drinsteht.


weiß nicht. manchmal lese ich das, weil ich mir einbilde, ich würde dadurch die gedanken- und gefühlsströme der entscheider-klasse mitbekommen können, den jeweiligen stand der wunsch- und abscheu-energien sozusagen. ein bisschen so wie welt am sonntag lesen. und dann doch jedesmal erstaunt, dass das so dürftig ist. andererseits ist eh so vieles dürftig (inklusive mir selbst), so viel selbstbestätigungs-leitartikel-prosa. bei bettina röhl wundert mich immer wieder, wie holprig ihr handwerk ist, sätze bilder metaphern grammatikunfälle, die mir schon im gymnasiums extradick angestrichen worden wären. und dass niemand das behebt, ehe es in den druck geht. als würde man ihr absichtlich blamagen antun wollen. sehr seltsam.


Mir geht es da anders. Ich glaube, dass Cicero, im Gegensatz zur Welt am Sonntag und erst recht zur Weltwoche (DIE muss man lesen, wenn man den echten Gegner kennenlernen will), ein Blatt ist, das von einem doppelten Verlierer gemacht wird. Erst war man uncool, weil die 68er einem die Mädchen weggeschnappt und die politische Debatte bestimmt haben, jetzt ist man doppelt uncool, weil man in der Auseinandersetzung mit den in der Herrschaft deformierten 68er-Exemplaren wieder vor sie zurück will, im Gegensatz zu den echt unheimlichen Typen wie Roger Köppel, die zwar die 68er aus ähnlichen Gründen hassen, aber vor allem die Siegesstrategien der US-Republikaner kopieren wollen und dabei bereit sind, buchstäblich alles zu tun. Letztendlich gewinnt immer derjenige, der brutaler, schneller und härter ist - denken die sich. Ihren falsch verstandenen Nietscheanismus bekommen sie zur Zeit jedoch verdammt hoch verzinst. Und genau da liegt das Problem, an dem sie dann in Zukunft scheitern werden.


Die Entscheider-Klasse schiebt Panik vor Gender Mainstreaming (siehe der Röhl-Beitrag zum Thema)? Ich fand diese Befürchtung lustig, man könne mit einem Budget von 340.000 Euro mal eben die Machtverhältnisse auf den Kopf stellen.

Ich meine, dass die Entscheider-Klasse längst wissen könnte, wie man unter Berücksichtigung der Gender-Perspektive entscheiden müsste, um mehr wirtschaftlichen Nutzen aus dem weiblichen Potenzial rauszuholen. (Das heißt dann nicht Gender Mainstreaming, sondern Diversity Management.) Aber vielleicht fürchten sich die rechten Herren trotzdem vor der Macht des Weibes, und Mutti grüßt aus dem Unterbewusstsein? Egal, ich lass mal wieder meinen Neokons-Link da.


Disclaimer: Ich les ja sonst keine Cicero, ich hab nur vor ein paar Tagen die Links zum Thema bei einer Bloggerin gefunden.


danke für den link. den rest versteh ich nicht, weil ich den artikel, von dem Du wohl sprichst, nicht kenne.


Ich hab grad den Link eingefügt, ist ja alles online.


Wie geht das an, daß der Terminus 'Entscheider-Klasse' hier so einfach fortgeschrieben wird? Mich kommt da das Husten an...


ist entscheider-klasse

sowas wie phaeton?


ah, mercedes pullman?


Liebe Entscheider und Nichtentscheider: Ich habe mich für den Standpunkt entschieden, dass man in Weblogs eh nicht ernsthaft diskutieren kann, weil es immer jemand gibt, der eine Aussage zu Unrecht auf sich bezieht oder den Witz nicht kapiert oder umgekehrt ein ernsthaftes Anliegen mit einem flotten Spruch vom Tisch fegt.


Google bietet übrigens rund 5500 Treffer für Top-Entscheider, darunter ein guj-PDF mit dem Titel Wer in der Wirtschaft nach oben will, muss wissen, wo es langgeht.


mittlerweile auch den gender mainstreaming artikel gelesen, danke für den link. ich glaube, wenn frau röhl im straßenverkehr geschnitten wird, sind auch die 68er schuld. entsetzlich wirr, das alles, beinahe traurig.

ich habe aber schon sehr über den vorspann gelacht, der vermutlich von der redaktion stammt: "eine hauchdünne funktionärsschicht" ist ein bild, auf das man auch erst kommen muss.

@kathleen, was die entscheider-klasse betrifft: sollte bloß die politiker und die manager zusammenbringen, war sicher nicht als euphemismus gemeint.


Danke. Das beruhigt mich.